Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.mir; schreib' mir ja recht viel von deinen Reisen, Land- Weimar, den 4. Mai 1808. Sonett, im Brief an Goethe's Mutter eingelegt. Als kleines art'ges Kind nach Feld und Auen Sprangst du mit mir, so manchen Frühlingsmorgen. "Für solch ein Töchterchen, mit holden Sorgen, Mocht' ich als Vater segnend Häuser bauen!" Und als du anfingst in die Welt zu schauen, War deine Freude häusliches Besorgen. "Solch eine Schwester! und ich wär' geborgen: Wie könnt' ich ihr, ach! wie sie mir vertrauen!" Nun kann den schönen Wachsthum nichts beschränken; Ich fühl' im Herzen heißes Liebetoben. Umfass' ich sie, die Schmerzen zu beschwichtgen? Doch ach! nun muß ich dich als Fürstin denken: Du stehst so schroff vor mir emporgehoben; Ich beuge mich vor deinem Blick, dem flüchtgen. mir; ſchreib' mir ja recht viel von deinen Reiſen, Land- Weimar, den 4. Mai 1808. Sonett, im Brief an Goethe's Mutter eingelegt. Als kleines art'ges Kind nach Feld und Auen Sprangſt du mit mir, ſo manchen Frühlingsmorgen. „Für ſolch ein Töchterchen, mit holden Sorgen, Mocht' ich als Vater ſegnend Häuſer bauen!“ Und als du anfingſt in die Welt zu ſchauen, War deine Freude häusliches Beſorgen. „Solch eine Schweſter! und ich wär' geborgen: Wie könnt' ich ihr, ach! wie ſie mir vertrauen!“ Nun kann den ſchönen Wachsthum nichts beſchränken; Ich fühl' im Herzen heißes Liebetoben. Umfaſſ' ich ſie, die Schmerzen zu beſchwichtgen? Doch ach! nun muß ich dich als Fürſtin denken: Du ſtehſt ſo ſchroff vor mir emporgehoben; Ich beuge mich vor deinem Blick, dem flüchtgen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <postscript> <p><pb facs="#f0253" n="221"/> mir; ſchreib' mir ja recht viel von deinen Reiſen, Land-<lb/> parthieen, alten und neuen Beſitzungen; das leſe ich<lb/> nun ſo gern.</p> </postscript><lb/> <dateline> <hi rendition="#et">Weimar, den 4. Mai 1808.</hi> </dateline> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c">Sonett, im Brief an Goethe's Mutter eingelegt.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Als kleines art'ges Kind nach Feld und Auen</l><lb/> <l>Sprangſt du mit mir, ſo manchen Frühlingsmorgen.</l><lb/> <l>„Für ſolch ein Töchterchen, mit holden Sorgen,</l><lb/> <l>Mocht' ich als Vater ſegnend Häuſer bauen!“</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und als du anfingſt in die Welt zu ſchauen,</l><lb/> <l>War deine Freude häusliches Beſorgen.</l><lb/> <l>„Solch eine Schweſter! und ich wär' geborgen:</l><lb/> <l>Wie könnt' ich ihr, ach! wie ſie mir vertrauen!“</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nun kann den ſchönen Wachsthum nichts beſchränken;</l><lb/> <l>Ich fühl' im Herzen heißes Liebetoben.</l><lb/> <l>Umfaſſ' ich ſie, die Schmerzen zu beſchwichtgen?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch ach! nun muß ich dich als Fürſtin denken:</l><lb/> <l>Du ſtehſt ſo ſchroff vor mir emporgehoben;</l><lb/> <l>Ich beuge mich vor deinem Blick, dem flüchtgen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [221/0253]
mir; ſchreib' mir ja recht viel von deinen Reiſen, Land-
parthieen, alten und neuen Beſitzungen; das leſe ich
nun ſo gern.
Weimar, den 4. Mai 1808.
Sonett, im Brief an Goethe's Mutter eingelegt.
Als kleines art'ges Kind nach Feld und Auen
Sprangſt du mit mir, ſo manchen Frühlingsmorgen.
„Für ſolch ein Töchterchen, mit holden Sorgen,
Mocht' ich als Vater ſegnend Häuſer bauen!“
Und als du anfingſt in die Welt zu ſchauen,
War deine Freude häusliches Beſorgen.
„Solch eine Schweſter! und ich wär' geborgen:
Wie könnt' ich ihr, ach! wie ſie mir vertrauen!“
Nun kann den ſchönen Wachsthum nichts beſchränken;
Ich fühl' im Herzen heißes Liebetoben.
Umfaſſ' ich ſie, die Schmerzen zu beſchwichtgen?
Doch ach! nun muß ich dich als Fürſtin denken:
Du ſtehſt ſo ſchroff vor mir emporgehoben;
Ich beuge mich vor deinem Blick, dem flüchtgen.
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