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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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geschrieben hattest, ich hätte mich geschämt, wenn ich
ihr diesen Perückenstyl hätte vortragen müssen. Adieu,
schreibe mir das einzige, was Du zu sagen hast und
nicht mehr.

Bettine.
An Goethe.


Nun sind's beinahe sechs Wochen, daß ich auch nur
ein Wort von Dir gehört habe, weder durch die Frau
Mutter, noch durch irgend eine andre Gelegenheit. Ich
glaube nicht, daß, wie viele andere sind, Du auch bist, und
dir durch Geschäfte und andere Wichtigkeiten den Weg
zum Herzen versperrst; aber ich muß fürchten, daß
meine Briefe Dir zu häufig kommen, und muß mich zu-
rückhalten, was mich doch seelig machen könnte, wenn es
nicht so wär', und ich glauben dürfte, daß meine Liebe,
die so anspruchslos ist, daß sie selbst deinen Ruhm ver-
gißt, und zu Dir wie zu einem Zwillingsbruder spricht,
Dich erfreut. Wie ein Löwe möcht' ich für Dich fechten,
möcht' alles verderben und in die Flucht jagen, was
nicht werth ist, Dich zu berühren; muß um deinetwillen
die ganze Welt verachten, muß ihr um deinetwillen

geſchrieben hatteſt, ich hätte mich geſchämt, wenn ich
ihr dieſen Perückenſtyl hätte vortragen müſſen. Adieu,
ſchreibe mir das einzige, was Du zu ſagen haſt und
nicht mehr.

Bettine.
An Goethe.


Nun ſind's beinahe ſechs Wochen, daß ich auch nur
ein Wort von Dir gehört habe, weder durch die Frau
Mutter, noch durch irgend eine andre Gelegenheit. Ich
glaube nicht, daß, wie viele andere ſind, Du auch biſt, und
dir durch Geſchäfte und andere Wichtigkeiten den Weg
zum Herzen verſperrſt; aber ich muß fürchten, daß
meine Briefe Dir zu häufig kommen, und muß mich zu-
rückhalten, was mich doch ſeelig machen könnte, wenn es
nicht ſo wär', und ich glauben dürfte, daß meine Liebe,
die ſo anſpruchslos iſt, daß ſie ſelbſt deinen Ruhm ver-
gißt, und zu Dir wie zu einem Zwillingsbruder ſpricht,
Dich erfreut. Wie ein Löwe möcht' ich für Dich fechten,
möcht' alles verderben und in die Flucht jagen, was
nicht werth iſt, Dich zu berühren; muß um deinetwillen
die ganze Welt verachten, muß ihr um deinetwillen

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[198/0230] geſchrieben hatteſt, ich hätte mich geſchämt, wenn ich ihr dieſen Perückenſtyl hätte vortragen müſſen. Adieu, ſchreibe mir das einzige, was Du zu ſagen haſt und nicht mehr. Bettine. An Goethe. Am 15. März. Nun ſind's beinahe ſechs Wochen, daß ich auch nur ein Wort von Dir gehört habe, weder durch die Frau Mutter, noch durch irgend eine andre Gelegenheit. Ich glaube nicht, daß, wie viele andere ſind, Du auch biſt, und dir durch Geſchäfte und andere Wichtigkeiten den Weg zum Herzen verſperrſt; aber ich muß fürchten, daß meine Briefe Dir zu häufig kommen, und muß mich zu- rückhalten, was mich doch ſeelig machen könnte, wenn es nicht ſo wär', und ich glauben dürfte, daß meine Liebe, die ſo anſpruchslos iſt, daß ſie ſelbſt deinen Ruhm ver- gißt, und zu Dir wie zu einem Zwillingsbruder ſpricht, Dich erfreut. Wie ein Löwe möcht' ich für Dich fechten, möcht' alles verderben und in die Flucht jagen, was nicht werth iſt, Dich zu berühren; muß um deinetwillen die ganze Welt verachten, muß ihr um deinetwillen

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/230>, abgerufen am 21.12.2024.