das ist wenn der Keim die harte Rinde sprengt, -- es ist schmerzlich, die lächlenden Frühlingskinder sind unter Thränen erzeugt.
O Goethe, was geht mit dem Menschen vor? was erfährt er, was erlebt er in dem innersten Flammenkelch seines Herzens? -- Ich wollte Dir meine Fehler gern bekennen, allein die Liebe macht mich ganz zum ideali- schen Menschen. Viel hast Du für mich gethan, noch eh' Du von mir wußtest, über vieles, was ich begehrte und nicht erlangte, hast Du mich hinweg gehoben.
Bettine
An Goethe.
Am 5. März.
Hier in Frankfurt ist es naß, kalt, verrucht, ab- scheulich; kein guter Christ bleibt gerne hier; -- wenn die Mutter nicht wär', der Winter wär' unerträglich, so ganz ohne Hältniß, -- nur ewig schmelzender Schnee! -- Ich habe jetzt einen Nebenbuhler bei ihr, ein Eich- hörnchen, was ein schöner französischer Soldat als Ein- quartirung hier ließ, von dem läßt sie sich alles gefal- len, sie nennt es Hänschen, und Hänschen darf Tische und Stühle zernagen, ja es hat selbst schon gewagt,
das iſt wenn der Keim die harte Rinde ſprengt, — es iſt ſchmerzlich, die lächlenden Frühlingskinder ſind unter Thränen erzeugt.
O Goethe, was geht mit dem Menſchen vor? was erfährt er, was erlebt er in dem innerſten Flammenkelch ſeines Herzens? — Ich wollte Dir meine Fehler gern bekennen, allein die Liebe macht mich ganz zum ideali- ſchen Menſchen. Viel haſt Du für mich gethan, noch eh' Du von mir wußteſt, über vieles, was ich begehrte und nicht erlangte, haſt Du mich hinweg gehoben.
Bettine
An Goethe.
Am 5. März.
Hier in Frankfurt iſt es naß, kalt, verrucht, ab- ſcheulich; kein guter Chriſt bleibt gerne hier; — wenn die Mutter nicht wär', der Winter wär' unerträglich, ſo ganz ohne Hältniß, — nur ewig ſchmelzender Schnee! — Ich habe jetzt einen Nebenbuhler bei ihr, ein Eich- hörnchen, was ein ſchöner franzöſiſcher Soldat als Ein- quartirung hier ließ, von dem läßt ſie ſich alles gefal- len, ſie nennt es Hänschen, und Hänschen darf Tiſche und Stühle zernagen, ja es hat ſelbſt ſchon gewagt,
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das iſt wenn der Keim die harte Rinde ſprengt, — es
iſt ſchmerzlich, die lächlenden Frühlingskinder ſind unter
Thränen erzeugt.
O Goethe, was geht mit dem Menſchen vor? was
erfährt er, was erlebt er in dem innerſten Flammenkelch
ſeines Herzens? — Ich wollte Dir meine Fehler gern
bekennen, allein die Liebe macht mich ganz zum ideali-
ſchen Menſchen. Viel haſt Du für mich gethan, noch
eh' Du von mir wußteſt, über vieles, was ich begehrte
und nicht erlangte, haſt Du mich hinweg gehoben.
Bettine
An Goethe.
Am 5. März.
Hier in Frankfurt iſt es naß, kalt, verrucht, ab-
ſcheulich; kein guter Chriſt bleibt gerne hier; — wenn
die Mutter nicht wär', der Winter wär' unerträglich,
ſo ganz ohne Hältniß, — nur ewig ſchmelzender Schnee!
— Ich habe jetzt einen Nebenbuhler bei ihr, ein Eich-
hörnchen, was ein ſchöner franzöſiſcher Soldat als Ein-
quartirung hier ließ, von dem läßt ſie ſich alles gefal-
len, ſie nennt es Hänschen, und Hänschen darf Tiſche
und Stühle zernagen, ja es hat ſelbſt ſchon gewagt,
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/226>, abgerufen am 26.12.2024.
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