Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Da sprach das Fräulein Rosenthal: Da sprach der wohlerzogne Knecht: "Ihr seyd ein grobe Maide. Da sprach das Fräulein Rosenthal: "Du bist hier auf der Weide "In deinem groben Kleide." Da sprach der wohlerzogne Knecht: "Die Rosen immer stechen!" Da sprach das Fräulein Rosenthal: "Laß die zum Kranz mir stehen, "Dir Nesseln wohl anstehen." Da sangen die Jungfräulein all: Ja Nesseln mußt du schneiden, Die Rosen in dem Rosenthal, Die thust du nur abweiden, Wir tanzen drin mit Freuden. Auch ein Schicksal. (Mündlich.) Ich habe mein Feinsliebchen So lange nicht gesehn, Ich sah sie gestern Abend, Wohl vor der Thüre stehn. Da ſprach das Fraͤulein Roſenthal: Da ſprach der wohlerzogne Knecht: „Ihr ſeyd ein grobe Maide. Da ſprach das Fraͤulein Roſenthal: „Du biſt hier auf der Weide „In deinem groben Kleide.“ Da ſprach der wohlerzogne Knecht: „Die Roſen immer ſtechen!“ Da ſprach das Fraͤulein Roſenthal: „Laß die zum Kranz mir ſtehen, „Dir Neſſeln wohl anſtehen.“ Da ſangen die Jungfraͤulein all: Ja Neſſeln mußt du ſchneiden, Die Roſen in dem Roſenthal, Die thuſt du nur abweiden, Wir tanzen drin mit Freuden. Auch ein Schickſal. (Muͤndlich.) Ich habe mein Feinsliebchen So lange nicht geſehn, Ich ſah ſie geſtern Abend, Wohl vor der Thuͤre ſtehn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0083" n="73"/> <l>Da ſprach das Fraͤulein Roſenthal:</l><lb/> <l>„Daß dir ein Ohr abfalle,</l><lb/> <l>„Eh ich dir wohlgefalle.“</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Da ſprach der wohlerzogne Knecht:</l><lb/> <l>„Ihr ſeyd ein grobe Maide.</l><lb/> <l>Da ſprach das Fraͤulein Roſenthal:</l><lb/> <l>„Du biſt hier auf der Weide</l><lb/> <l>„In deinem groben Kleide.“</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Da ſprach der wohlerzogne Knecht:</l><lb/> <l>„Die Roſen immer ſtechen!“</l><lb/> <l>Da ſprach das Fraͤulein Roſenthal:</l><lb/> <l>„Laß die zum Kranz mir ſtehen,</l><lb/> <l>„Dir Neſſeln wohl anſtehen.“</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Da ſangen die Jungfraͤulein all:</l><lb/> <l>Ja Neſſeln mußt du ſchneiden,</l><lb/> <l>Die Roſen in dem Roſenthal,</l><lb/> <l>Die thuſt du nur abweiden,</l><lb/> <l>Wir tanzen drin mit Freuden.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Auch ein Schickſal</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Muͤndlich.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch habe mein Feinsliebchen</l><lb/> <l>So lange nicht geſehn,</l><lb/> <l>Ich ſah ſie geſtern Abend,</l><lb/> <l>Wohl vor der Thuͤre ſtehn.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0083]
Da ſprach das Fraͤulein Roſenthal:
„Daß dir ein Ohr abfalle,
„Eh ich dir wohlgefalle.“
Da ſprach der wohlerzogne Knecht:
„Ihr ſeyd ein grobe Maide.
Da ſprach das Fraͤulein Roſenthal:
„Du biſt hier auf der Weide
„In deinem groben Kleide.“
Da ſprach der wohlerzogne Knecht:
„Die Roſen immer ſtechen!“
Da ſprach das Fraͤulein Roſenthal:
„Laß die zum Kranz mir ſtehen,
„Dir Neſſeln wohl anſtehen.“
Da ſangen die Jungfraͤulein all:
Ja Neſſeln mußt du ſchneiden,
Die Roſen in dem Roſenthal,
Die thuſt du nur abweiden,
Wir tanzen drin mit Freuden.
Auch ein Schickſal.
(Muͤndlich.)
Ich habe mein Feinsliebchen
So lange nicht geſehn,
Ich ſah ſie geſtern Abend,
Wohl vor der Thuͤre ſtehn.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/83>, abgerufen am 22.02.2025. |