Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Daß du kannst fein oft und viel Lied des Verfolgten im Thurm. (Nach Schweizerliedern.) Der Gefangne. Die Gedanken sind frey, Wer kann sie errathen; Sie rauschen vorbei Wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, Kein Jäger sie schiessen; Es bleibet dabey, Die Gedanken sind frey. Das Mädchen. Im Sommer ist gut lustig seyn, Auf hohen wilden Heiden, Dort findet man grün Plätzelein, Mein Herzverliebtes Schätzelein, Von dir mag ich nicht scheiden. Der Gefangne. Und sperrt man mich ein Im finstern Kerker, Dies alles sind nur Vergebliche Werke; Daß du kannſt fein oft und viel Lied des Verfolgten im Thurm. (Nach Schweizerliedern.) Der Gefangne. Die Gedanken ſind frey, Wer kann ſie errathen; Sie rauſchen vorbei Wie naͤchtliche Schatten. Kein Menſch kann ſie wiſſen, Kein Jaͤger ſie ſchieſſen; Es bleibet dabey, Die Gedanken ſind frey. Das Maͤdchen. Im Sommer iſt gut luſtig ſeyn, Auf hohen wilden Heiden, Dort findet man gruͤn Plaͤtzelein, Mein Herzverliebtes Schaͤtzelein, Von dir mag ich nicht ſcheiden. Der Gefangne. Und ſperrt man mich ein Im finſtern Kerker, Dies alles ſind nur Vergebliche Werke; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="9"> <pb facs="#f0048" n="38"/> <l>Daß du kannſt fein oft und viel</l><lb/> <l>Treiben dieſes Rockenſpiel.</l><lb/> <l>Dank, Maͤgdlein, dank.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Lied des Verfolgten im Thurm</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Nach Schweizerliedern.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <head><hi rendition="#g">Der Gefangne</hi>.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Gedanken ſind frey,</l><lb/> <l>Wer kann ſie errathen;</l><lb/> <l>Sie rauſchen vorbei</l><lb/> <l>Wie naͤchtliche Schatten.</l><lb/> <l>Kein Menſch kann ſie wiſſen,</l><lb/> <l>Kein Jaͤger ſie ſchieſſen;</l><lb/> <l>Es bleibet dabey,</l><lb/> <l>Die Gedanken ſind frey.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head><hi rendition="#g">Das Maͤdchen</hi>.</head><lb/> <l>Im Sommer iſt gut luſtig ſeyn,</l><lb/> <l>Auf hohen wilden Heiden,</l><lb/> <l>Dort findet man gruͤn Plaͤtzelein,</l><lb/> <l>Mein Herzverliebtes Schaͤtzelein,</l><lb/> <l>Von dir mag ich nicht ſcheiden.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head><hi rendition="#g">Der Gefangne</hi>.</head><lb/> <l>Und ſperrt man mich ein</l><lb/> <l>Im finſtern Kerker,</l><lb/> <l>Dies alles ſind nur</l><lb/> <l>Vergebliche Werke;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0048]
Daß du kannſt fein oft und viel
Treiben dieſes Rockenſpiel.
Dank, Maͤgdlein, dank.
Lied des Verfolgten im Thurm.
(Nach Schweizerliedern.)
Der Gefangne.
Die Gedanken ſind frey,
Wer kann ſie errathen;
Sie rauſchen vorbei
Wie naͤchtliche Schatten.
Kein Menſch kann ſie wiſſen,
Kein Jaͤger ſie ſchieſſen;
Es bleibet dabey,
Die Gedanken ſind frey.
Das Maͤdchen.
Im Sommer iſt gut luſtig ſeyn,
Auf hohen wilden Heiden,
Dort findet man gruͤn Plaͤtzelein,
Mein Herzverliebtes Schaͤtzelein,
Von dir mag ich nicht ſcheiden.
Der Gefangne.
Und ſperrt man mich ein
Im finſtern Kerker,
Dies alles ſind nur
Vergebliche Werke;
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/48>, abgerufen am 22.02.2025. |