Herzigs Kindlein, Zuckermündlein, Ich hab ein Wecklein, in meinem Säcklein, Ich will dirs bringen, Bis nach Bingen, Zerrißne Hemder, Die Schuh voll Bänder, Papierne Absätz, Hölzerne Sohlen; Knäblein willst du mich, So thu mich holen.
Mein Schätzlein, mein Kätzlein, O warte nur ein Jahr, Und wann die Weiden Kirschen tragen, So nehm ich dich fürwahr. Die Weiden tragen keine Kirschen, Die Königskerze ist kein Licht, Also kannst du gedenken, Daß ich dich nehme nicht. Und wenn ich dich schon nehme, So haben wir kein Haus, Da setzen wir uns in die Kieze, Und schauen oben raus.
Liebeslieder.
Herzigs Kindlein, Zuckermuͤndlein, Ich hab ein Wecklein, in meinem Saͤcklein, Ich will dirs bringen, Bis nach Bingen, Zerrißne Hemder, Die Schuh voll Baͤnder, Papierne Abſaͤtz, Hoͤlzerne Sohlen; Knaͤblein willſt du mich, So thu mich holen.
Mein Schaͤtzlein, mein Kaͤtzlein, O warte nur ein Jahr, Und wann die Weiden Kirſchen tragen, So nehm ich dich fuͤrwahr. Die Weiden tragen keine Kirſchen, Die Koͤnigskerze iſt kein Licht, Alſo kannſt du gedenken, Daß ich dich nehme nicht. Und wenn ich dich ſchon nehme, So haben wir kein Haus, Da ſetzen wir uns in die Kieze, Und ſchauen oben raus.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0366"n="98"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Liebeslieder</hi>.</head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">H</hi>erzigs Kindlein, Zuckermuͤndlein,</l><lb/><l>Ich hab ein Wecklein, in meinem Saͤcklein,</l><lb/><l>Ich will dirs bringen,</l><lb/><l>Bis nach Bingen,</l><lb/><l>Zerrißne Hemder,</l><lb/><l>Die Schuh voll Baͤnder,</l><lb/><l>Papierne Abſaͤtz,</l><lb/><l>Hoͤlzerne Sohlen;</l><lb/><l>Knaͤblein willſt du mich,</l><lb/><l>So thu mich holen.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Mein Schaͤtzlein, mein Kaͤtzlein,</l><lb/><l>O warte nur ein Jahr,</l><lb/><l>Und wann die Weiden Kirſchen tragen,</l><lb/><l>So nehm ich dich fuͤrwahr.</l><lb/><l>Die Weiden tragen keine Kirſchen,</l><lb/><l>Die Koͤnigskerze iſt kein Licht,</l><lb/><l>Alſo kannſt du gedenken,</l><lb/><l>Daß ich dich nehme nicht.</l><lb/><l>Und wenn ich dich ſchon nehme,</l><lb/><l>So haben wir kein Haus,</l><lb/><l>Da ſetzen wir uns in die Kieze,</l><lb/><l>Und ſchauen oben raus.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[98/0366]
Liebeslieder.
Herzigs Kindlein, Zuckermuͤndlein,
Ich hab ein Wecklein, in meinem Saͤcklein,
Ich will dirs bringen,
Bis nach Bingen,
Zerrißne Hemder,
Die Schuh voll Baͤnder,
Papierne Abſaͤtz,
Hoͤlzerne Sohlen;
Knaͤblein willſt du mich,
So thu mich holen.
Mein Schaͤtzlein, mein Kaͤtzlein,
O warte nur ein Jahr,
Und wann die Weiden Kirſchen tragen,
So nehm ich dich fuͤrwahr.
Die Weiden tragen keine Kirſchen,
Die Koͤnigskerze iſt kein Licht,
Alſo kannſt du gedenken,
Daß ich dich nehme nicht.
Und wenn ich dich ſchon nehme,
So haben wir kein Haus,
Da ſetzen wir uns in die Kieze,
Und ſchauen oben raus.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/366>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.