Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Tra, ri, etc.
Wir wünschen dem Herrn
Ein goldnen Tisch,
Auf jeder Eck ein gebacknen Fisch,
Und mitten hinein
Drei Kannen voll Wein,
Daß er dabei kann fröhlich seyn.
Jo, jo, jo,
Der Sommer, der ist do.


Brunneneyer-Liedlein.

In Kreuznach und andern Städten am Rhein wer-
den um Johannistag die Brunnen gereinigt, und neue
Brunnenmeister erwählt, wobei sich die Nachbarn versam-
meln, und nachdem sie manche nachbarliche Angelegenheit
besprochen, ein kleines Fest geben. An dem Tage dieses
Festes ziehen die Kinder in der Nachbarschaft Eyer samm-
len herum, die sie in einen mit Feldblumen geschmückten
Korb auf Blätter legen, und sich Abends zu einem eignen
Feste backen lassen, bei ihrem Eyersammlen singen sie fol-
gendes Lied. Diese Gelage waren bereits im funfzehnten
Jahrhundert.

Gärtlein, Gärtlein, Brunneneyer,
Heut han wir Johannistag,
Grün sind die Lilien,
Rufen wir Frau Wirthin an,
Tra, ri, etc.
Wir wuͤnſchen dem Herrn
Ein goldnen Tiſch,
Auf jeder Eck ein gebacknen Fiſch,
Und mitten hinein
Drei Kannen voll Wein,
Daß er dabei kann froͤhlich ſeyn.
Jo, jo, jo,
Der Sommer, der iſt do.


Brunneneyer-Liedlein.

In Kreuznach und andern Staͤdten am Rhein wer-
den um Johannistag die Brunnen gereinigt, und neue
Brunnenmeiſter erwaͤhlt, wobei ſich die Nachbarn verſam-
meln, und nachdem ſie manche nachbarliche Angelegenheit
beſprochen, ein kleines Feſt geben. An dem Tage dieſes
Feſtes ziehen die Kinder in der Nachbarſchaft Eyer ſamm-
len herum, die ſie in einen mit Feldblumen geſchmuͤckten
Korb auf Blaͤtter legen, und ſich Abends zu einem eignen
Feſte backen laſſen, bei ihrem Eyerſammlen ſingen ſie fol-
gendes Lied. Dieſe Gelage waren bereits im funfzehnten
Jahrhundert.

Gaͤrtlein, Gaͤrtlein, Brunneneyer,
Heut han wir Johannistag,
Gruͤn ſind die Lilien,
Rufen wir Frau Wirthin an,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0308" n="40"/>
            <lg n="6">
              <l>Tra, ri, etc.</l><lb/>
              <l>Wir wu&#x0364;n&#x017F;chen dem Herrn</l><lb/>
              <l>Ein goldnen Ti&#x017F;ch,</l><lb/>
              <l>Auf jeder Eck ein gebacknen Fi&#x017F;ch,</l><lb/>
              <l>Und mitten hinein</l><lb/>
              <l>Drei Kannen voll Wein,</l><lb/>
              <l>Daß er dabei kann fro&#x0364;hlich &#x017F;eyn.</l><lb/>
              <l>Jo, jo, jo,</l><lb/>
              <l>Der Sommer, der i&#x017F;t do.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Brunneneyer</hi>-<hi rendition="#g">Liedlein</hi>.</head><lb/>
          <p>In Kreuznach und andern Sta&#x0364;dten am Rhein wer-<lb/>
den um Johannistag die Brunnen gereinigt, und neue<lb/>
Brunnenmei&#x017F;ter erwa&#x0364;hlt, wobei &#x017F;ich die Nachbarn ver&#x017F;am-<lb/>
meln, und nachdem &#x017F;ie manche nachbarliche Angelegenheit<lb/>
be&#x017F;prochen, ein kleines Fe&#x017F;t geben. An dem Tage die&#x017F;es<lb/>
Fe&#x017F;tes ziehen die Kinder in der Nachbar&#x017F;chaft Eyer &#x017F;amm-<lb/>
len herum, die &#x017F;ie in einen mit Feldblumen ge&#x017F;chmu&#x0364;ckten<lb/>
Korb auf Bla&#x0364;tter legen, und &#x017F;ich Abends zu einem eignen<lb/>
Fe&#x017F;te backen la&#x017F;&#x017F;en, bei ihrem Eyer&#x017F;ammlen &#x017F;ingen &#x017F;ie fol-<lb/>
gendes Lied. Die&#x017F;e Gelage waren bereits im funfzehnten<lb/>
Jahrhundert.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">G</hi>a&#x0364;rtlein, Ga&#x0364;rtlein, Brunneneyer,</l><lb/>
              <l>Heut han wir Johannistag,</l><lb/>
              <l>Gru&#x0364;n &#x017F;ind die Lilien,</l><lb/>
              <l>Rufen wir Frau Wirthin an,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0308] Tra, ri, etc. Wir wuͤnſchen dem Herrn Ein goldnen Tiſch, Auf jeder Eck ein gebacknen Fiſch, Und mitten hinein Drei Kannen voll Wein, Daß er dabei kann froͤhlich ſeyn. Jo, jo, jo, Der Sommer, der iſt do. Brunneneyer-Liedlein. In Kreuznach und andern Staͤdten am Rhein wer- den um Johannistag die Brunnen gereinigt, und neue Brunnenmeiſter erwaͤhlt, wobei ſich die Nachbarn verſam- meln, und nachdem ſie manche nachbarliche Angelegenheit beſprochen, ein kleines Feſt geben. An dem Tage dieſes Feſtes ziehen die Kinder in der Nachbarſchaft Eyer ſamm- len herum, die ſie in einen mit Feldblumen geſchmuͤckten Korb auf Blaͤtter legen, und ſich Abends zu einem eignen Feſte backen laſſen, bei ihrem Eyerſammlen ſingen ſie fol- gendes Lied. Dieſe Gelage waren bereits im funfzehnten Jahrhundert. Gaͤrtlein, Gaͤrtlein, Brunneneyer, Heut han wir Johannistag, Gruͤn ſind die Lilien, Rufen wir Frau Wirthin an,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/308
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/308>, abgerufen am 21.12.2024.