Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Ich will ihn preisen, will ihm danken, 17. Hochzeitmittag. Wenn die Seele sich befindet In des Bräutgams Keller stehn, Wird sie als vom Wein entzündet, Jauchzet voll einherzugehn, Daß ihr Leib und ganzer Geist Trunken und entzücket heißt. Alsdann wird sie aufgezogen, Und in stille Luft geführt, Aus den wilden Meereswogen, Aus den Dingen, die sie spürt. Unerträglich leer zu seyn, Wenn die Sinnen dringen ein. Alles liegt zu ihren Füssen, Was zu dieser Welt gehört, Ja sie kann auch leichtlich missen, Was durch guten Schein bethört; Denn sie hat den klugen Geist, Der ihr bessre Güter weist. Wie ein Trunkner liegt sie stille, Der wie unempfindlich scheint, Daß der sonst zertheilte Wille Ich will ihn preiſen, will ihm danken, 17. Hochzeitmittag. Wenn die Seele ſich befindet In des Braͤutgams Keller ſtehn, Wird ſie als vom Wein entzuͤndet, Jauchzet voll einherzugehn, Daß ihr Leib und ganzer Geiſt Trunken und entzuͤcket heißt. Alsdann wird ſie aufgezogen, Und in ſtille Luft gefuͤhrt, Aus den wilden Meereswogen, Aus den Dingen, die ſie ſpuͤrt. Unertraͤglich leer zu ſeyn, Wenn die Sinnen dringen ein. Alles liegt zu ihren Fuͤſſen, Was zu dieſer Welt gehoͤrt, Ja ſie kann auch leichtlich miſſen, Was durch guten Schein bethoͤrt; Denn ſie hat den klugen Geiſt, Der ihr beſſre Guͤter weiſt. Wie ein Trunkner liegt ſie ſtille, Der wie unempfindlich ſcheint, Daß der ſonſt zertheilte Wille <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0237" n="227"/> <l>Ich will ihn preiſen, will ihm danken,</l><lb/> <l>Daß er mich in des Leibes Schranken</l><lb/> <l>Durch ſeinen Engel hat bewacht.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head>17. <hi rendition="#g">Hochzeitmittag</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn die Seele ſich befindet</l><lb/> <l>In des Braͤutgams Keller ſtehn,</l><lb/> <l>Wird ſie als vom Wein entzuͤndet,</l><lb/> <l>Jauchzet voll einherzugehn,</l><lb/> <l>Daß ihr Leib und ganzer Geiſt</l><lb/> <l>Trunken und entzuͤcket heißt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Alsdann wird ſie aufgezogen,</l><lb/> <l>Und in ſtille Luft gefuͤhrt,</l><lb/> <l>Aus den wilden Meereswogen,</l><lb/> <l>Aus den Dingen, die ſie ſpuͤrt.</l><lb/> <l>Unertraͤglich leer zu ſeyn,</l><lb/> <l>Wenn die Sinnen dringen ein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Alles liegt zu ihren Fuͤſſen,</l><lb/> <l>Was zu dieſer Welt gehoͤrt,</l><lb/> <l>Ja ſie kann auch leichtlich miſſen,</l><lb/> <l>Was durch guten Schein bethoͤrt;</l><lb/> <l>Denn ſie hat den klugen Geiſt,</l><lb/> <l>Der ihr beſſre Guͤter weiſt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wie ein Trunkner liegt ſie ſtille,</l><lb/> <l>Der wie unempfindlich ſcheint,</l><lb/> <l>Daß der ſonſt zertheilte Wille</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [227/0237]
Ich will ihn preiſen, will ihm danken,
Daß er mich in des Leibes Schranken
Durch ſeinen Engel hat bewacht.
17. Hochzeitmittag.
Wenn die Seele ſich befindet
In des Braͤutgams Keller ſtehn,
Wird ſie als vom Wein entzuͤndet,
Jauchzet voll einherzugehn,
Daß ihr Leib und ganzer Geiſt
Trunken und entzuͤcket heißt.
Alsdann wird ſie aufgezogen,
Und in ſtille Luft gefuͤhrt,
Aus den wilden Meereswogen,
Aus den Dingen, die ſie ſpuͤrt.
Unertraͤglich leer zu ſeyn,
Wenn die Sinnen dringen ein.
Alles liegt zu ihren Fuͤſſen,
Was zu dieſer Welt gehoͤrt,
Ja ſie kann auch leichtlich miſſen,
Was durch guten Schein bethoͤrt;
Denn ſie hat den klugen Geiſt,
Der ihr beſſre Guͤter weiſt.
Wie ein Trunkner liegt ſie ſtille,
Der wie unempfindlich ſcheint,
Daß der ſonſt zertheilte Wille
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |