Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Leztes Toilettengeschenk. Zart Aüglein zu winken, Die Mägdlein jetzund han; Ihr Angesicht zu schminken, Groß Fleiß sie legen an. Ihr Haupt thun sie beladen, Mit Gold und Perlen schon; Und sollten sie's bezahlen, Sie brächten nichts davon. Sie müssen seyn geschmücket, Daß es nur hab groß Schein; Ob sie schon Armuth drücket, Geborget muß es seyn. Daß man sie doch lieb habe, (Wenn ja solchs hülfe nicht,) So gebens selbst aus Gaben, Wie man erfährt und sicht. Wenn sie den Knaben haben, Und jeder bezahlt will seyn; Muß viel zum Juden traben, Was vor gab großen Schein. Aus dem Odenwald. Es steht ein Baum im Odenwald, Der hat viel grüne Aest; Leztes Toilettengeſchenk. Zart Auͤglein zu winken, Die Maͤgdlein jetzund han; Ihr Angeſicht zu ſchminken, Groß Fleiß ſie legen an. Ihr Haupt thun ſie beladen, Mit Gold und Perlen ſchon; Und ſollten ſie's bezahlen, Sie braͤchten nichts davon. Sie muͤſſen ſeyn geſchmuͤcket, Daß es nur hab groß Schein; Ob ſie ſchon Armuth druͤcket, Geborget muß es ſeyn. Daß man ſie doch lieb habe, (Wenn ja ſolchs huͤlfe nicht,) So gebens ſelbſt aus Gaben, Wie man erfaͤhrt und ſicht. Wenn ſie den Knaben haben, Und jeder bezahlt will ſeyn; Muß viel zum Juden traben, Was vor gab großen Schein. Aus dem Odenwald. Es ſteht ein Baum im Odenwald, Der hat viel gruͤne Aeſt; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0126" n="116"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Leztes Toilettengeſchenk</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">Z</hi>art Auͤglein zu winken,</l><lb/> <l>Die Maͤgdlein jetzund han;</l><lb/> <l>Ihr Angeſicht zu ſchminken,</l><lb/> <l>Groß Fleiß ſie legen an.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ihr Haupt thun ſie beladen,</l><lb/> <l>Mit Gold und Perlen ſchon;</l><lb/> <l>Und ſollten ſie's bezahlen,</l><lb/> <l>Sie braͤchten nichts davon.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Sie muͤſſen ſeyn geſchmuͤcket,</l><lb/> <l>Daß es nur hab groß Schein;</l><lb/> <l>Ob ſie ſchon Armuth druͤcket,</l><lb/> <l>Geborget muß es ſeyn.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Daß man ſie doch lieb habe,</l><lb/> <l>(Wenn ja ſolchs huͤlfe nicht,)</l><lb/> <l>So gebens ſelbſt aus Gaben,</l><lb/> <l>Wie man erfaͤhrt und ſicht.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wenn ſie den Knaben haben,</l><lb/> <l>Und jeder bezahlt will ſeyn;</l><lb/> <l>Muß viel zum Juden traben,</l><lb/> <l>Was vor gab großen Schein.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Aus dem Odenwald</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s ſteht ein Baum im Odenwald,</l><lb/> <l>Der hat viel gruͤne Aeſt;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0126]
Leztes Toilettengeſchenk.
Zart Auͤglein zu winken,
Die Maͤgdlein jetzund han;
Ihr Angeſicht zu ſchminken,
Groß Fleiß ſie legen an.
Ihr Haupt thun ſie beladen,
Mit Gold und Perlen ſchon;
Und ſollten ſie's bezahlen,
Sie braͤchten nichts davon.
Sie muͤſſen ſeyn geſchmuͤcket,
Daß es nur hab groß Schein;
Ob ſie ſchon Armuth druͤcket,
Geborget muß es ſeyn.
Daß man ſie doch lieb habe,
(Wenn ja ſolchs huͤlfe nicht,)
So gebens ſelbſt aus Gaben,
Wie man erfaͤhrt und ſicht.
Wenn ſie den Knaben haben,
Und jeder bezahlt will ſeyn;
Muß viel zum Juden traben,
Was vor gab großen Schein.
Aus dem Odenwald.
Es ſteht ein Baum im Odenwald,
Der hat viel gruͤne Aeſt;
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