Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Drum will ich hier verderben.
Ich sprach: Ihr sollt nit sterben,
Laßt mich euer Gunst erwerben,
Und drückt mich an ihr Herz hinan,
Daß mir vor Lieb das mein zersprang.



Petersilie.
Was hab ich meinem Schätzlein zu Leide gethan?
Es geht wohl bey mir her, und sieht mich nicht an;
Es schlägt seine Augen wohl unter sich,
Und sieht einen andern Schatz wohl lieber als mich.
Petersilie, das edle grüne Kraut!
Was hab ich meinem Schätzelein so vieles vertraut;
Vieles Vertrauen thut selten gut,
So wünsch ich meinem Schätzelein alles Guts.
Alles Guts und noch vielmehr,
Ach wenn ich nur ein Stündelein bei meinem Schätz-
gen wär;
Ein Viertelstüädchen zwey und drey,
Damit ich mit meinem Schatz zufrieden sey.


Das St.Hubertuslied.
Im grünen Wald bin ich gewesen,
Sah ich es ein Hirschelein stehn;
Das Hirschlein, das wollt ich erschiessen,
O Wunder, was hab ich gesehn.

Drum will ich hier verderben.
Ich ſprach: Ihr ſollt nit ſterben,
Laßt mich euer Gunſt erwerben,
Und druͤckt mich an ihr Herz hinan,
Daß mir vor Lieb das mein zerſprang.



Peterſilie.
Was hab ich meinem Schaͤtzlein zu Leide gethan?
Es geht wohl bey mir her, und ſieht mich nicht an;
Es ſchlaͤgt ſeine Augen wohl unter ſich,
Und ſieht einen andern Schatz wohl lieber als mich.
Peterſilie, das edle gruͤne Kraut!
Was hab ich meinem Schaͤtzelein ſo vieles vertraut;
Vieles Vertrauen thut ſelten gut,
So wuͤnſch ich meinem Schaͤtzelein alles Guts.
Alles Guts und noch vielmehr,
Ach wenn ich nur ein Stuͤndelein bei meinem Schaͤtz-
gen waͤr;
Ein Viertelſtuͤaͤdchen zwey und drey,
Damit ich mit meinem Schatz zufrieden ſey.


Das St.Hubertuslied.
Im gruͤnen Wald bin ich geweſen,
Sah ich es ein Hirſchelein ſtehn;
Das Hirſchlein, das wollt ich erſchieſſen,
O Wunder, was hab ich geſehn.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="2">
              <pb facs="#f0120" n="110"/>
              <l>Drum will ich hier verderben.</l><lb/>
              <l>Ich &#x017F;prach: Ihr &#x017F;ollt nit &#x017F;terben,</l><lb/>
              <l>Laßt mich euer Gun&#x017F;t erwerben,</l><lb/>
              <l>Und dru&#x0364;ckt mich an ihr Herz hinan,</l><lb/>
              <l>Daß mir vor Lieb das mein zer&#x017F;prang.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Peter&#x017F;ilie</hi>.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>as hab ich meinem Scha&#x0364;tzlein zu Leide gethan?</l><lb/>
              <l>Es geht wohl bey mir her, und &#x017F;ieht mich nicht an;</l><lb/>
              <l>Es &#x017F;chla&#x0364;gt &#x017F;eine Augen wohl unter &#x017F;ich,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ieht einen andern Schatz wohl lieber als mich.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Peter&#x017F;ilie, das edle gru&#x0364;ne Kraut!</l><lb/>
              <l>Was hab ich meinem Scha&#x0364;tzelein &#x017F;o vieles vertraut;</l><lb/>
              <l>Vieles Vertrauen thut &#x017F;elten gut,</l><lb/>
              <l>So wu&#x0364;n&#x017F;ch ich meinem Scha&#x0364;tzelein alles Guts.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Alles Guts und noch vielmehr,</l><lb/>
              <l>Ach wenn ich nur ein Stu&#x0364;ndelein bei <choice><sic>meiuein</sic><corr>meinem</corr></choice> Scha&#x0364;tz-</l><lb/>
              <l>gen wa&#x0364;r;</l><lb/>
              <l>Ein Viertel&#x017F;tu&#x0364;a&#x0364;dchen zwey und drey,</l><lb/>
              <l>Damit ich mit meinem Schatz zufrieden &#x017F;ey.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Das St</hi>.<hi rendition="#g">Hubertuslied</hi>.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">I</hi>m gru&#x0364;nen Wald bin ich gewe&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Sah ich es ein Hir&#x017F;chelein &#x017F;tehn;</l><lb/>
              <l>Das Hir&#x017F;chlein, das wollt ich er&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>O Wunder, was hab ich ge&#x017F;ehn.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0120] Drum will ich hier verderben. Ich ſprach: Ihr ſollt nit ſterben, Laßt mich euer Gunſt erwerben, Und druͤckt mich an ihr Herz hinan, Daß mir vor Lieb das mein zerſprang. Peterſilie. Was hab ich meinem Schaͤtzlein zu Leide gethan? Es geht wohl bey mir her, und ſieht mich nicht an; Es ſchlaͤgt ſeine Augen wohl unter ſich, Und ſieht einen andern Schatz wohl lieber als mich. Peterſilie, das edle gruͤne Kraut! Was hab ich meinem Schaͤtzelein ſo vieles vertraut; Vieles Vertrauen thut ſelten gut, So wuͤnſch ich meinem Schaͤtzelein alles Guts. Alles Guts und noch vielmehr, Ach wenn ich nur ein Stuͤndelein bei meinem Schaͤtz- gen waͤr; Ein Viertelſtuͤaͤdchen zwey und drey, Damit ich mit meinem Schatz zufrieden ſey. Das St.Hubertuslied. Im gruͤnen Wald bin ich geweſen, Sah ich es ein Hirſchelein ſtehn; Das Hirſchlein, das wollt ich erſchieſſen, O Wunder, was hab ich geſehn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/120
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/120>, abgerufen am 21.12.2024.