Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Daß die Stube oben so voll wie unten, und unten so Frage. Mein Schmidt, was wäre dir mit meinem Kopfschaden gedient gewesen? Wäre es nicht besser gewesen, Wir wären gewesen zu Kölln am Rhein, Und hätten einander zugetrunken 24 Kannen Bier oder Wein. Indessen scheid ich von dir, und du von mir, Und ich werde dich hinfort nicht fragen mehr. Die Schmiede. 1600-1650. Wenn jetzt die Schmieder zusammen geloffen Und angefangen, das Eisen zu klopfen, Kein solcher Gesang kömmt auf die Bahn Wie diese Bursche heben an. Mit Streichen im Dutzend einander sie trutzen, Keiner der lezte will sein. Sie schlagen eins Schlagens und thuen den zwagen, Der leiser schlägt darein. Mannichfaltig, gestaltig, gewaltig Die Hämmer hoch fliegen, das Eisen zu biegen, Die Zangen erlangen und fangen die Stangen, Daß die Stube oben ſo voll wie unten, und unten ſo Frage. Mein Schmidt, was waͤre dir mit meinem Kopfſchaden gedient geweſen? Waͤre es nicht beſſer geweſen, Wir waͤren geweſen zu Koͤlln am Rhein, Und haͤtten einander zugetrunken 24 Kannen Bier oder Wein. Indeſſen ſcheid ich von dir, und du von mir, Und ich werde dich hinfort nicht fragen mehr. Die Schmiede. 1600-1650. Wenn jetzt die Schmieder zuſammen geloffen Und angefangen, das Eiſen zu klopfen, Kein ſolcher Geſang koͤmmt auf die Bahn Wie dieſe Burſche heben an. Mit Streichen im Dutzend einander ſie trutzen, Keiner der lezte will ſein. Sie ſchlagen eins Schlagens und thuen den zwagen, Der leiſer ſchlaͤgt darein. Mannichfaltig, geſtaltig, gewaltig Die Haͤmmer hoch fliegen, das Eiſen zu biegen, Die Zangen erlangen und fangen die Stangen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="14"> <pb facs="#f0086" n="74"/> <l>Daß die Stube oben ſo voll wie unten, und unten ſo</l><lb/> <l>voll wie oben,</l><lb/> <l>Und haͤtten einander zum Fenſter hinaus getrunken,</l><lb/> <l>Und zum Kachelofen wieder herein,</l><lb/> <l>Der Kopf haͤtte doch allezeit der vorderſte muſt ſein.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <head><hi rendition="#g">Frage</hi>.</head><lb/> <l>Mein Schmidt, was waͤre dir mit meinem Kopfſchaden</l><lb/> <l>gedient geweſen?</l><lb/> <l>Waͤre es nicht beſſer geweſen,</l><lb/> <l>Wir waͤren geweſen zu Koͤlln am Rhein,</l><lb/> <l>Und haͤtten einander zugetrunken 24 Kannen Bier oder</l><lb/> <l>Wein.</l><lb/> <l>Indeſſen ſcheid ich von dir, und du von mir,</l><lb/> <l>Und ich werde dich hinfort nicht fragen mehr.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Die Schmiede</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">1600-1650.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn jetzt die Schmieder zuſammen geloffen</l><lb/> <l>Und angefangen, das Eiſen zu klopfen,</l><lb/> <l>Kein ſolcher Geſang koͤmmt auf die Bahn</l><lb/> <l>Wie dieſe Burſche heben an.</l><lb/> <l>Mit Streichen im Dutzend einander ſie trutzen,</l><lb/> <l>Keiner der lezte will ſein.</l><lb/> <l>Sie ſchlagen eins Schlagens und thuen den zwagen,</l><lb/> <l>Der leiſer ſchlaͤgt darein.</l><lb/> <l>Mannichfaltig, geſtaltig, gewaltig</l><lb/> <l>Die Haͤmmer hoch fliegen, das Eiſen zu biegen,</l><lb/> <l>Die Zangen erlangen und fangen die Stangen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0086]
Daß die Stube oben ſo voll wie unten, und unten ſo
voll wie oben,
Und haͤtten einander zum Fenſter hinaus getrunken,
Und zum Kachelofen wieder herein,
Der Kopf haͤtte doch allezeit der vorderſte muſt ſein.
Frage.
Mein Schmidt, was waͤre dir mit meinem Kopfſchaden
gedient geweſen?
Waͤre es nicht beſſer geweſen,
Wir waͤren geweſen zu Koͤlln am Rhein,
Und haͤtten einander zugetrunken 24 Kannen Bier oder
Wein.
Indeſſen ſcheid ich von dir, und du von mir,
Und ich werde dich hinfort nicht fragen mehr.
Die Schmiede.
1600-1650.
Wenn jetzt die Schmieder zuſammen geloffen
Und angefangen, das Eiſen zu klopfen,
Kein ſolcher Geſang koͤmmt auf die Bahn
Wie dieſe Burſche heben an.
Mit Streichen im Dutzend einander ſie trutzen,
Keiner der lezte will ſein.
Sie ſchlagen eins Schlagens und thuen den zwagen,
Der leiſer ſchlaͤgt darein.
Mannichfaltig, geſtaltig, gewaltig
Die Haͤmmer hoch fliegen, das Eiſen zu biegen,
Die Zangen erlangen und fangen die Stangen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |