Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Ohne dich, mein Leben! Selbstgefühl. (Fliegendes Blat.) Ich weiß nicht, wie mirs ist, Ich bin nicht krank und bin nicht gesund. Ich bin blessirt und hab keine Wund. Ich weiß nicht, wie mirs ist, Ich thät gern essen und geschmeckt mir nichts, Ich hab ein Geld und gilt mir nichts. Ich weiß nicht, wie mirs ist, Ich hab sogar kein Schnupftaback, Und hab kein Kreutzer Geld im Sack. Ich weiß nicht, wie mirs ist, Heirathen thät ich auch schon gern, Kann aber Kinderschrein nicht hörn. Ich weiß nicht, wie mir ist, Ich hab erst heut den Doktor gefragt, Der hat mirs unters Gesicht gesagt. Ich weiß wohl, was dir ist, Ein Narr bist du gewiß; Nun weiß ich wie mir ist! Ohne dich, mein Leben! Selbſtgefuͤhl. (Fliegendes Blat.) Ich weiß nicht, wie mirs iſt, Ich bin nicht krank und bin nicht geſund. Ich bin bleſſirt und hab keine Wund. Ich weiß nicht, wie mirs iſt, Ich thaͤt gern eſſen und geſchmeckt mir nichts, Ich hab ein Geld und gilt mir nichts. Ich weiß nicht, wie mirs iſt, Ich hab ſogar kein Schnupftaback, Und hab kein Kreutzer Geld im Sack. Ich weiß nicht, wie mirs iſt, Heirathen thaͤt ich auch ſchon gern, Kann aber Kinderſchrein nicht hoͤrn. Ich weiß nicht, wie mir iſt, Ich hab erſt heut den Doktor gefragt, Der hat mirs unters Geſicht geſagt. Ich weiß wohl, was dir iſt, Ein Narr biſt du gewiß; Nun weiß ich wie mir iſt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0073" n="61"/> <l>Ohne dich, mein Leben!</l><lb/> <l>Durch Umfangen</l><lb/> <l>Stillt dein Mund</l><lb/> <l>Mein Verlangen,</l><lb/> <l>Bin ich wund,</l><lb/> <l>Kannſt du mir Geſundheit geben.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Selbſtgefuͤhl</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Fliegendes Blat.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>ch weiß nicht, wie mirs iſt,</l><lb/> <l>Ich bin nicht krank und bin nicht geſund.</l><lb/> <l>Ich bin bleſſirt und hab keine Wund.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich weiß nicht, wie mirs iſt,</l><lb/> <l>Ich thaͤt gern eſſen und geſchmeckt mir nichts,</l><lb/> <l>Ich hab ein Geld und gilt mir nichts.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ich weiß nicht, wie mirs iſt,</l><lb/> <l>Ich hab ſogar kein Schnupftaback,</l><lb/> <l>Und hab kein Kreutzer Geld im Sack.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ich weiß nicht, wie mirs iſt,</l><lb/> <l>Heirathen thaͤt ich auch ſchon gern,</l><lb/> <l>Kann aber Kinderſchrein nicht hoͤrn.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ich weiß nicht, wie mir iſt,</l><lb/> <l>Ich hab erſt heut den Doktor gefragt,</l><lb/> <l>Der hat mirs unters Geſicht geſagt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ich weiß wohl, was dir iſt,</l><lb/> <l>Ein Narr biſt du gewiß;</l><lb/> <l>Nun weiß ich wie mir iſt!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [61/0073]
Ohne dich, mein Leben!
Durch Umfangen
Stillt dein Mund
Mein Verlangen,
Bin ich wund,
Kannſt du mir Geſundheit geben.
Selbſtgefuͤhl.
(Fliegendes Blat.)
Ich weiß nicht, wie mirs iſt,
Ich bin nicht krank und bin nicht geſund.
Ich bin bleſſirt und hab keine Wund.
Ich weiß nicht, wie mirs iſt,
Ich thaͤt gern eſſen und geſchmeckt mir nichts,
Ich hab ein Geld und gilt mir nichts.
Ich weiß nicht, wie mirs iſt,
Ich hab ſogar kein Schnupftaback,
Und hab kein Kreutzer Geld im Sack.
Ich weiß nicht, wie mirs iſt,
Heirathen thaͤt ich auch ſchon gern,
Kann aber Kinderſchrein nicht hoͤrn.
Ich weiß nicht, wie mir iſt,
Ich hab erſt heut den Doktor gefragt,
Der hat mirs unters Geſicht geſagt.
Ich weiß wohl, was dir iſt,
Ein Narr biſt du gewiß;
Nun weiß ich wie mir iſt!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |