Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Ich such die ganze Nacht, Nachtwächter. Licht her, Kerl was winkt er mir? -- Ach ihre Majestät! Sie sind es! -- Gnade, machen sie einen treuen alten Diener nicht un- glücklich! Schäfer. Ihr sollt mirs nicht ansehn, Ihr könnt mirs nicht ansehn, Ein Schäfer will ich seyn, Ein Schäfer ganz allein, Ihr seyd einfältge Schaf, Und ich erlaß die Straf. Naturtrieb. (Eingesandt.) Wie die goldnen Bienlein schweben Auf der bunten Blumenfahrt, Hundert tausend Küße geben All den Kräutlein mancher Art, So in meines Herzens Grunde Treibt es mich, nach deinem Munde, Speiß und Wein, Küß und Freude, Mehrt die Pein, Die ich leide, Ich ſuch die ganze Nacht, Nachtwaͤchter. Licht her, Kerl was winkt er mir? — Ach ihre Majeſtaͤt! Sie ſind es! — Gnade, machen ſie einen treuen alten Diener nicht un- gluͤcklich! Schaͤfer. Ihr ſollt mirs nicht anſehn, Ihr koͤnnt mirs nicht anſehn, Ein Schaͤfer will ich ſeyn, Ein Schaͤfer ganz allein, Ihr ſeyd einfaͤltge Schaf, Und ich erlaß die Straf. Naturtrieb. (Eingeſandt.) Wie die goldnen Bienlein ſchweben Auf der bunten Blumenfahrt, Hundert tauſend Kuͤße geben All den Kraͤutlein mancher Art, So in meines Herzens Grunde Treibt es mich, nach deinem Munde, Speiß und Wein, Kuͤß und Freude, Mehrt die Pein, Die ich leide, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="11"> <pb facs="#f0072" n="60"/> <l>Ich ſuch die ganze Nacht,</l><lb/> <l>Man fuͤhrt mich <choice><sic>anf</sic><corr>auf</corr></choice> die Wacht,</l><lb/> <l>Adje man fuͤhrt mich hin</l><lb/> <l>O edle Schaͤferin.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l><hi rendition="#g">Nachtwaͤchter</hi>. Licht her, Kerl was winkt er mir? —</l><lb/> <l>Ach ihre Majeſtaͤt! Sie ſind es! — Gnade,</l><lb/> <l>machen ſie einen treuen alten Diener nicht un-</l><lb/> <l>gluͤcklich!</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l><hi rendition="#g">Schaͤfer</hi>. Ihr ſollt mirs nicht anſehn,</l><lb/> <l>Ihr koͤnnt mirs nicht anſehn,</l><lb/> <l>Ein Schaͤfer will ich ſeyn,</l><lb/> <l>Ein Schaͤfer ganz allein,</l><lb/> <l>Ihr ſeyd einfaͤltge Schaf,</l><lb/> <l>Und ich erlaß die Straf.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Naturtrieb</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Eingeſandt.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>ie die goldnen Bienlein ſchweben</l><lb/> <l>Auf der bunten Blumenfahrt,</l><lb/> <l>Hundert tauſend Kuͤße geben</l><lb/> <l>All den Kraͤutlein mancher Art,</l><lb/> <l>So in meines Herzens Grunde</l><lb/> <l>Treibt es mich, nach deinem Munde,</l><lb/> <l>Speiß und Wein,</l><lb/> <l>Kuͤß und Freude,</l><lb/> <l>Mehrt die Pein,</l><lb/> <l>Die ich leide,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0072]
Ich ſuch die ganze Nacht,
Man fuͤhrt mich auf die Wacht,
Adje man fuͤhrt mich hin
O edle Schaͤferin.
Nachtwaͤchter. Licht her, Kerl was winkt er mir? —
Ach ihre Majeſtaͤt! Sie ſind es! — Gnade,
machen ſie einen treuen alten Diener nicht un-
gluͤcklich!
Schaͤfer. Ihr ſollt mirs nicht anſehn,
Ihr koͤnnt mirs nicht anſehn,
Ein Schaͤfer will ich ſeyn,
Ein Schaͤfer ganz allein,
Ihr ſeyd einfaͤltge Schaf,
Und ich erlaß die Straf.
Naturtrieb.
(Eingeſandt.)
Wie die goldnen Bienlein ſchweben
Auf der bunten Blumenfahrt,
Hundert tauſend Kuͤße geben
All den Kraͤutlein mancher Art,
So in meines Herzens Grunde
Treibt es mich, nach deinem Munde,
Speiß und Wein,
Kuͤß und Freude,
Mehrt die Pein,
Die ich leide,
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