Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Die zechen durch das Jahr, Hoffarht will Zwang haben. (Mündlich.) O du verdammtes Adelleben! O du verdammter Fräuleinstand! Jetzt will ich mich der Lieb ergeben, Der Adel bricht mein Liebesband: Ach dacht ich oft bey mir so sehr, Ach wenn ich nur kein Fräulein wär. Zu Morgens früh, wenn ich aufstehe, Da putzet gleich mich die Mamsell, Ach wenn ich in mein Schnürleib sehe, Ich das Gefängniß mir vorstell. Ach dacht etc. O du Gefängniß meines Leibes! Die Brust in goldnen Ketten liegt, O hätt ich doch des Zeitvertreibes, Wovon die Kammerjungfer spricht. Ach dacht etc. Denn wenn ich in die Kirch thu fahren, So hütet streng mich die Mamsell, Da seh ich die verliebten Paare, Und jede Dirn, wies ihr gefällt. Ach dacht etc. Die zechen durch das Jahr, Hoffarht will Zwang haben. (Muͤndlich.) O du verdammtes Adelleben! O du verdammter Fraͤuleinſtand! Jetzt will ich mich der Lieb ergeben, Der Adel bricht mein Liebesband: Ach dacht ich oft bey mir ſo ſehr, Ach wenn ich nur kein Fraͤulein waͤr. Zu Morgens fruͤh, wenn ich aufſtehe, Da putzet gleich mich die Mamſell, Ach wenn ich in mein Schnuͤrleib ſehe, Ich das Gefaͤngniß mir vorſtell. Ach dacht etc. O du Gefaͤngniß meines Leibes! Die Bruſt in goldnen Ketten liegt, O haͤtt ich doch des Zeitvertreibes, Wovon die Kammerjungfer ſpricht. Ach dacht etc. Denn wenn ich in die Kirch thu fahren, So huͤtet ſtreng mich die Mamſell, Da ſeh ich die verliebten Paare, Und jede Dirn, wies ihr gefaͤllt. Ach dacht etc. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="13"> <pb facs="#f0058" n="46"/> <l>Die zechen durch das Jahr,</l><lb/> <l>Der Wein iſt mir zu theur,</l><lb/> <l>Verſauf ich Haus und Scheur,</l><lb/> <l>Es iſt allein mein Schaden,</l><lb/> <l>Es giebt mir niemand Steur.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Hoffarht will Zwang haben</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Muͤndlich.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">O</hi> du verdammtes Adelleben!</l><lb/> <l>O du verdammter Fraͤuleinſtand!</l><lb/> <l>Jetzt will ich mich der Lieb ergeben,</l><lb/> <l>Der Adel bricht mein Liebesband:</l><lb/> <l>Ach dacht ich oft bey mir ſo ſehr,</l><lb/> <l>Ach wenn ich nur kein Fraͤulein waͤr.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Zu Morgens fruͤh, wenn ich aufſtehe,</l><lb/> <l>Da putzet gleich mich die Mamſell,</l><lb/> <l>Ach wenn ich in mein Schnuͤrleib ſehe,</l><lb/> <l>Ich das Gefaͤngniß mir vorſtell. Ach dacht etc.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>O du Gefaͤngniß meines Leibes!</l><lb/> <l>Die Bruſt in goldnen Ketten liegt,</l><lb/> <l>O haͤtt ich doch des Zeitvertreibes,</l><lb/> <l>Wovon die Kammerjungfer ſpricht. Ach dacht etc.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Denn wenn ich in die Kirch thu fahren,</l><lb/> <l>So huͤtet ſtreng mich die Mamſell,</l><lb/> <l>Da ſeh ich die verliebten Paare,</l><lb/> <l>Und jede Dirn, wies ihr gefaͤllt. Ach dacht etc.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0058]
Die zechen durch das Jahr,
Der Wein iſt mir zu theur,
Verſauf ich Haus und Scheur,
Es iſt allein mein Schaden,
Es giebt mir niemand Steur.
Hoffarht will Zwang haben.
(Muͤndlich.)
O du verdammtes Adelleben!
O du verdammter Fraͤuleinſtand!
Jetzt will ich mich der Lieb ergeben,
Der Adel bricht mein Liebesband:
Ach dacht ich oft bey mir ſo ſehr,
Ach wenn ich nur kein Fraͤulein waͤr.
Zu Morgens fruͤh, wenn ich aufſtehe,
Da putzet gleich mich die Mamſell,
Ach wenn ich in mein Schnuͤrleib ſehe,
Ich das Gefaͤngniß mir vorſtell. Ach dacht etc.
O du Gefaͤngniß meines Leibes!
Die Bruſt in goldnen Ketten liegt,
O haͤtt ich doch des Zeitvertreibes,
Wovon die Kammerjungfer ſpricht. Ach dacht etc.
Denn wenn ich in die Kirch thu fahren,
So huͤtet ſtreng mich die Mamſell,
Da ſeh ich die verliebten Paare,
Und jede Dirn, wies ihr gefaͤllt. Ach dacht etc.
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