Und thät den Esel nennen, Denn weil er hat zwey Ohren groß, So kann er hören desto bas, Und was recht ist, erkennen.
Sie flogen vor den Richter bald, Wie ihm die Sache ward erzählt, Schuf er, sie sollten singen: Die Nachtigal sang lieblich aus, Der Esel sprach, du machst mirs kraus, Ich kanns in Kopf nicht bringen.
Der Kukuk drauf anfing geschwind Kukuk! sein Sang durch Terz, Quart, Quint Und thät die Noten brechen; Er lacht auch drein nach seiner Art, Dem Esel gefiels, er sagt, nun wart, Ein Urtheil will ich sprechen.
Wohl sungen hast du Nachtigal, Aber Kukuk singst gut Choral, Und hältst den Takt fein innen; Das sprech ich nach mein hohen Verstand, Und kostets gleich ein ganzes Land, So laß ich dichs gewinnen.
Vom Buchsbaum und vom Felbinger.
[Felbinger so viel als Buche.]
(Altes Blat. Strasburg bei Jakob Frölich.)
Nun wollt ihr hören neue Mähr Vom Buchsbaum und vom Felbinger,
Und thaͤt den Eſel nennen, Denn weil er hat zwey Ohren groß, So kann er hoͤren deſto bas, Und was recht iſt, erkennen.
Sie flogen vor den Richter bald, Wie ihm die Sache ward erzaͤhlt, Schuf er, ſie ſollten ſingen: Die Nachtigal ſang lieblich aus, Der Eſel ſprach, du machſt mirs kraus, Ich kanns in Kopf nicht bringen.
Der Kukuk drauf anfing geſchwind Kukuk! ſein Sang durch Terz, Quart, Quint Und thaͤt die Noten brechen; Er lacht auch drein nach ſeiner Art, Dem Eſel gefiels, er ſagt, nun wart, Ein Urtheil will ich ſprechen.
Wohl ſungen haſt du Nachtigal, Aber Kukuk ſingſt gut Choral, Und haͤltſt den Takt fein innen; Das ſprech ich nach mein hohen Verſtand, Und koſtets gleich ein ganzes Land, So laß ich dichs gewinnen.
Vom Buchsbaum und vom Felbinger.
[Felbinger ſo viel als Buche.]
(Altes Blat. Strasburg bei Jakob Froͤlich.)
Nun wollt ihr hoͤren neue Maͤhr Vom Buchsbaum und vom Felbinger,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="2"><pbn="34"facs="#f0046"/><l>Und thaͤt den Eſel nennen,</l><lb/><l>Denn weil er hat zwey Ohren groß,</l><lb/><l>So kann er hoͤren deſto bas,</l><lb/><l>Und was recht iſt, erkennen.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Sie flogen vor den Richter bald,</l><lb/><l>Wie ihm die Sache ward erzaͤhlt,</l><lb/><l>Schuf er, ſie ſollten ſingen:</l><lb/><l>Die Nachtigal ſang lieblich aus,</l><lb/><l>Der Eſel ſprach, du machſt mirs kraus,</l><lb/><l>Ich kanns in Kopf nicht bringen.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Der Kukuk drauf anfing geſchwind</l><lb/><l>Kukuk! ſein Sang durch Terz, Quart, Quint</l><lb/><l>Und thaͤt die Noten brechen;</l><lb/><l>Er lacht auch drein nach ſeiner Art,</l><lb/><l>Dem Eſel gefiels, er ſagt, nun wart,</l><lb/><l>Ein Urtheil will ich ſprechen.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Wohl ſungen haſt du Nachtigal,</l><lb/><l>Aber Kukuk ſingſt gut Choral,</l><lb/><l>Und haͤltſt den Takt fein innen;</l><lb/><l>Das ſprech ich nach mein hohen Verſtand,</l><lb/><l>Und koſtets gleich ein ganzes Land,</l><lb/><l>So laß ich dichs gewinnen.</l></lg></lg></div><lb/><milestoneunit="section"rendition="#hr"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Vom Buchsbaum und vom Felbinger</hi>.</head><lb/><prendition="#c">[Felbinger ſo viel als Buche.]</p><lb/><prendition="#c">(Altes Blat. Strasburg bei Jakob Froͤlich.)</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">N</hi>un wollt ihr hoͤren neue Maͤhr</l><lb/><l>Vom Buchsbaum und vom Felbinger,</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[34/0046]
Und thaͤt den Eſel nennen,
Denn weil er hat zwey Ohren groß,
So kann er hoͤren deſto bas,
Und was recht iſt, erkennen.
Sie flogen vor den Richter bald,
Wie ihm die Sache ward erzaͤhlt,
Schuf er, ſie ſollten ſingen:
Die Nachtigal ſang lieblich aus,
Der Eſel ſprach, du machſt mirs kraus,
Ich kanns in Kopf nicht bringen.
Der Kukuk drauf anfing geſchwind
Kukuk! ſein Sang durch Terz, Quart, Quint
Und thaͤt die Noten brechen;
Er lacht auch drein nach ſeiner Art,
Dem Eſel gefiels, er ſagt, nun wart,
Ein Urtheil will ich ſprechen.
Wohl ſungen haſt du Nachtigal,
Aber Kukuk ſingſt gut Choral,
Und haͤltſt den Takt fein innen;
Das ſprech ich nach mein hohen Verſtand,
Und koſtets gleich ein ganzes Land,
So laß ich dichs gewinnen.
Vom Buchsbaum und vom Felbinger.
[Felbinger ſo viel als Buche.]
(Altes Blat. Strasburg bei Jakob Froͤlich.)
Nun wollt ihr hoͤren neue Maͤhr
Vom Buchsbaum und vom Felbinger,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/46>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.