Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Wie es mich thut kränken, Die Schwäbische Tafelrunde. (Altes Manuscript. 1500-1550.) Neun Schwaben giengen über Land, Zu einer Dornenhecken, Alda der Jokel stille stand, Thät Abentheuer schmecken. Es schlief ein Haas ganz starr im Gras, Die Ohren thät er recken, Die Augen offen, hart wie Glas, Es war ein rechter Schrecken. Hätt jeder ein Gewehr, gewiß Er wollts für'n andern strecken, So hattens all neun nur ein Spieß, Wer darf den Haas mit wecken. Drum hieltens einen Kriegesrath, All neun ganz einig schiere, Sie wollten thun ein kühne That An dem grausamen Thiere. Wie es mich thut kraͤnken, Die Schwaͤbiſche Tafelrunde. (Altes Manuſcript. 1500-1550.) Neun Schwaben giengen uͤber Land, Zu einer Dornenhecken, Alda der Jokel ſtille ſtand, Thaͤt Abentheuer ſchmecken. Es ſchlief ein Haas ganz ſtarr im Gras, Die Ohren thaͤt er recken, Die Augen offen, hart wie Glas, Es war ein rechter Schrecken. Haͤtt jeder ein Gewehr, gewiß Er wollts fuͤr'n andern ſtrecken, So hattens all neun nur ein Spieß, Wer darf den Haas mit wecken. Drum hieltens einen Kriegesrath, All neun ganz einig ſchiere, Sie wollten thun ein kuͤhne That An dem grauſamen Thiere. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0457" n="445"/> <l>Wie es mich thut kraͤnken,</l><lb/> <l>Wenn ich eine andere muß bei dir ſehn ſtehn;</l><lb/> <l>Denn du biſt hochgeſinnt,</l><lb/> <l>Haſt doch nichts hinter dir,</l><lb/> <l>Als nur die Kleider, die du traͤgſt,</l><lb/> <l>Wirſt ausgelacht,</l><lb/> <l>Eine Arme, die magſt du nicht,</l><lb/> <l>Eine Reiche, die kriegſt du nicht;</l><lb/> <l>O weh, wie wird dirs noch gehn!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Die Schwaͤbiſche Tafelrunde</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Altes Manuſcript. 1500-1550.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">N</hi>eun Schwaben giengen uͤber Land,</l><lb/> <l>Zu einer Dornenhecken,</l><lb/> <l>Alda der Jokel ſtille ſtand,</l><lb/> <l>Thaͤt Abentheuer ſchmecken.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es ſchlief ein Haas ganz ſtarr im Gras,</l><lb/> <l>Die Ohren thaͤt er recken,</l><lb/> <l>Die Augen offen, hart wie Glas,</l><lb/> <l>Es war ein rechter Schrecken.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Haͤtt jeder ein Gewehr, gewiß</l><lb/> <l>Er wollts fuͤr'n andern ſtrecken,</l><lb/> <l>So hattens all neun nur ein Spieß,</l><lb/> <l>Wer darf den Haas mit wecken.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Drum hieltens einen Kriegesrath,</l><lb/> <l>All neun ganz einig ſchiere,</l><lb/> <l>Sie wollten thun ein kuͤhne That</l><lb/> <l>An dem grauſamen Thiere.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [445/0457]
Wie es mich thut kraͤnken,
Wenn ich eine andere muß bei dir ſehn ſtehn;
Denn du biſt hochgeſinnt,
Haſt doch nichts hinter dir,
Als nur die Kleider, die du traͤgſt,
Wirſt ausgelacht,
Eine Arme, die magſt du nicht,
Eine Reiche, die kriegſt du nicht;
O weh, wie wird dirs noch gehn!
Die Schwaͤbiſche Tafelrunde.
(Altes Manuſcript. 1500-1550.)
Neun Schwaben giengen uͤber Land,
Zu einer Dornenhecken,
Alda der Jokel ſtille ſtand,
Thaͤt Abentheuer ſchmecken.
Es ſchlief ein Haas ganz ſtarr im Gras,
Die Ohren thaͤt er recken,
Die Augen offen, hart wie Glas,
Es war ein rechter Schrecken.
Haͤtt jeder ein Gewehr, gewiß
Er wollts fuͤr'n andern ſtrecken,
So hattens all neun nur ein Spieß,
Wer darf den Haas mit wecken.
Drum hieltens einen Kriegesrath,
All neun ganz einig ſchiere,
Sie wollten thun ein kuͤhne That
An dem grauſamen Thiere.
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