Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Die Zottelgeiß spannten sie dran, Sie fuhren, da trat wohl an einem Stege Den Schneidern der Geiß ihr Böcklein entgegen, Und schaute die Meister gar trotziglich an, Darunter war aber ein herzhafter Mann, Der zog wohl den kupfernen Fingerhut an, Und zog eine rostige Nadel heraus, Und stach das Geißböcklein daß es sprang. Da schüttelt das Böcklein gewaltig die Hörner, Und jagte die Meister durch Distel und Dörner. Zerriß auch dem Held den Manschesternen Kragen, Erbeutet viel Ellen und Scheren im Wagen, Und weil acht und sechzig gesprungen in Bach, So hat nur ein einz'ger sein Leben verloren, Weil er nicht konnt springen, er war zu schwach. Kupido die Fledermaus. Als ich verwichen lag in sanfter Ruh, Da klopft an meiner Thür, Und kommet auch zu mir, Ein kleiner Bue! Schneeweiß ist er gekleidt, von Angesicht blind, Er stellt sich an die Wand, Ein Fackel in der Hand, Das lose Kind! Die Zottelgeiß ſpannten ſie dran, Sie fuhren, da trat wohl an einem Stege Den Schneidern der Geiß ihr Boͤcklein entgegen, Und ſchaute die Meiſter gar trotziglich an, Darunter war aber ein herzhafter Mann, Der zog wohl den kupfernen Fingerhut an, Und zog eine roſtige Nadel heraus, Und ſtach das Geißboͤcklein daß es ſprang. Da ſchuͤttelt das Boͤcklein gewaltig die Hoͤrner, Und jagte die Meiſter durch Diſtel und Doͤrner. Zerriß auch dem Held den Manſcheſternen Kragen, Erbeutet viel Ellen und Scheren im Wagen, Und weil acht und ſechzig geſprungen in Bach, So hat nur ein einz'ger ſein Leben verloren, Weil er nicht konnt ſpringen, er war zu ſchwach. Kupido die Fledermaus. Als ich verwichen lag in ſanfter Ruh, Da klopft an meiner Thuͤr, Und kommet auch zu mir, Ein kleiner Bue! Schneeweiß iſt er gekleidt, von Angeſicht blind, Er ſtellt ſich an die Wand, Ein Fackel in der Hand, Das loſe Kind! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb n="375" facs="#f0387"/> <l>Die Zottelgeiß ſpannten ſie dran,</l><lb/> <l>Hott Hott, Meck Meck, ihr luſtigen Bruͤder,</l><lb/> <l>Nun ſetzt euer Leben daran.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sie fuhren, da trat wohl an einem Stege</l><lb/> <l>Den Schneidern der Geiß ihr Boͤcklein entgegen,</l><lb/> <l>Und ſchaute die Meiſter gar trotziglich an,</l><lb/> <l>Darunter war aber ein herzhafter Mann,</l><lb/> <l>Der zog wohl den kupfernen Fingerhut an,</l><lb/> <l>Und zog eine roſtige Nadel heraus,</l><lb/> <l>Und ſtach das Geißboͤcklein daß es ſprang.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Da ſchuͤttelt das Boͤcklein gewaltig die Hoͤrner,</l><lb/> <l>Und jagte die Meiſter durch Diſtel und Doͤrner.</l><lb/> <l>Zerriß auch dem Held den Manſcheſternen Kragen,</l><lb/> <l>Erbeutet viel Ellen und Scheren im Wagen,</l><lb/> <l>Und weil acht und ſechzig geſprungen in Bach,</l><lb/> <l>So hat nur ein einz'ger ſein Leben verloren,</l><lb/> <l>Weil er nicht konnt ſpringen, er war zu ſchwach.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Kupido die Fledermaus</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>ls ich verwichen lag in ſanfter Ruh,</l><lb/> <l>Da klopft an meiner Thuͤr,</l><lb/> <l>Und kommet auch zu mir,</l><lb/> <l>Ein kleiner Bue!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Schneeweiß iſt er gekleidt, von Angeſicht blind,</l><lb/> <l>Er ſtellt ſich an die Wand,</l><lb/> <l>Ein Fackel in der Hand,</l><lb/> <l>Das loſe Kind!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [375/0387]
Die Zottelgeiß ſpannten ſie dran,
Hott Hott, Meck Meck, ihr luſtigen Bruͤder,
Nun ſetzt euer Leben daran.
Sie fuhren, da trat wohl an einem Stege
Den Schneidern der Geiß ihr Boͤcklein entgegen,
Und ſchaute die Meiſter gar trotziglich an,
Darunter war aber ein herzhafter Mann,
Der zog wohl den kupfernen Fingerhut an,
Und zog eine roſtige Nadel heraus,
Und ſtach das Geißboͤcklein daß es ſprang.
Da ſchuͤttelt das Boͤcklein gewaltig die Hoͤrner,
Und jagte die Meiſter durch Diſtel und Doͤrner.
Zerriß auch dem Held den Manſcheſternen Kragen,
Erbeutet viel Ellen und Scheren im Wagen,
Und weil acht und ſechzig geſprungen in Bach,
So hat nur ein einz'ger ſein Leben verloren,
Weil er nicht konnt ſpringen, er war zu ſchwach.
Kupido die Fledermaus.
Als ich verwichen lag in ſanfter Ruh,
Da klopft an meiner Thuͤr,
Und kommet auch zu mir,
Ein kleiner Bue!
Schneeweiß iſt er gekleidt, von Angeſicht blind,
Er ſtellt ſich an die Wand,
Ein Fackel in der Hand,
Das loſe Kind!
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/387>, abgerufen am 03.03.2025. |