Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Dein werthes Mündelein, Ehrensache und Satisfaction zu Günzburg. (In des guten Kerls Ton.) (Altes Manuscript.) Zu Günzburg in der werthen Stadt, Als ihre Zunft den Jahrstag hat, Die Schneider alle kamen, Die Meister sämmtlich jung und alt, Die Gesellen auch in schiefer Gestalt Da in der Kirch zusammen. Der Teufel aber hat kein Ruh, Baut sein Capelle auch dazu, Als sie zum Opfer gehen, Da hat man mitten in der Schaar Ein großen Geißbock offenbar In ihrer Mitt gesehen. Der gieng ganz sittsam neben her Dem Opfer zu in aller Ehr, Dein werthes Muͤndelein, Ehrenſache und Satisfaction zu Guͤnzburg. (In des guten Kerls Ton.) (Altes Manuſcript.) Zu Guͤnzburg in der werthen Stadt, Als ihre Zunft den Jahrstag hat, Die Schneider alle kamen, Die Meiſter ſaͤmmtlich jung und alt, Die Geſellen auch in ſchiefer Geſtalt Da in der Kirch zuſammen. Der Teufel aber hat kein Ruh, Baut ſein Capelle auch dazu, Als ſie zum Opfer gehen, Da hat man mitten in der Schaar Ein großen Geißbock offenbar In ihrer Mitt geſehen. Der gieng ganz ſittſam neben her Dem Opfer zu in aller Ehr, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <pb facs="#f0372" n="360"/> <l>Dein werthes Muͤndelein,</l><lb/> <l>Weils iſt ein alter Brauch,</l><lb/> <l>Der muß abkommen nicht,</l><lb/> <l>Weils iſt ein ehlich Pflicht,</l><lb/> <l>Und wenns in Ehren geſchieht,</l><lb/> <l>So kanns ja ſchaden nicht.</l><lb/> <l>So haben die Alten einander gekuͤßt,</l><lb/> <l>Bis aus Zwey ein Drey worden iſt.</l><lb/> <l>So laßt uns nun auch halten den Gebrauch,</l><lb/> <l>So lang wir leben auf dieſer Erd.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Ehrenſache und Satisfaction zu Guͤnzburg</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(In des guten Kerls Ton.)</p><lb/> <p rendition="#c">(Altes Manuſcript.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">Z</hi>u Guͤnzburg in der werthen Stadt,</l><lb/> <l>Als ihre Zunft den Jahrstag hat,</l><lb/> <l>Die Schneider alle kamen,</l><lb/> <l>Die Meiſter ſaͤmmtlich jung und alt,</l><lb/> <l>Die Geſellen auch in ſchiefer Geſtalt</l><lb/> <l>Da in der Kirch zuſammen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der Teufel aber hat kein Ruh,</l><lb/> <l>Baut ſein Capelle auch dazu,</l><lb/> <l>Als ſie zum Opfer gehen,</l><lb/> <l>Da hat man mitten in der Schaar</l><lb/> <l>Ein großen Geißbock offenbar</l><lb/> <l>In ihrer Mitt geſehen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der gieng ganz ſittſam neben her</l><lb/> <l>Dem Opfer zu in aller Ehr,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [360/0372]
Dein werthes Muͤndelein,
Weils iſt ein alter Brauch,
Der muß abkommen nicht,
Weils iſt ein ehlich Pflicht,
Und wenns in Ehren geſchieht,
So kanns ja ſchaden nicht.
So haben die Alten einander gekuͤßt,
Bis aus Zwey ein Drey worden iſt.
So laßt uns nun auch halten den Gebrauch,
So lang wir leben auf dieſer Erd.
Ehrenſache und Satisfaction zu Guͤnzburg.
(In des guten Kerls Ton.)
(Altes Manuſcript.)
Zu Guͤnzburg in der werthen Stadt,
Als ihre Zunft den Jahrstag hat,
Die Schneider alle kamen,
Die Meiſter ſaͤmmtlich jung und alt,
Die Geſellen auch in ſchiefer Geſtalt
Da in der Kirch zuſammen.
Der Teufel aber hat kein Ruh,
Baut ſein Capelle auch dazu,
Als ſie zum Opfer gehen,
Da hat man mitten in der Schaar
Ein großen Geißbock offenbar
In ihrer Mitt geſehen.
Der gieng ganz ſittſam neben her
Dem Opfer zu in aller Ehr,
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