Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

"Sind eure Gnaden worden ein Hund?"
Der Fürst allda sprach zu der Frist:
"Ganz recht von dir geschehen ist,
"Wenns uns ein andrer hätt gethan,
"Wir wolltens ungestraft nicht lahn,
"Von einem Narren ists gekommen,
"Daß schlechten Rath wir angenommen,
"Der uns den Rath gegeben hat,
"Der packe sich von Hof und Stadt,
"Du Thedel, unerschrockner Mann
"Hast recht bezahlt und gut gethan."



V. Der Bischof giebt das Salz.
Da er nun Abschied hat genommen,
Nach Lotter wiederum gekommen,
Wollt eine Zeitlang ruhen fein
Bey seiner Frau und Kinderlein,
Der Bischof ihm von Halberstadt
Die Freundschaft aufgesaget hat,
Er mocht wohl seyn der Narr gewesen,
Der schlechten Rath dem Fürst gegeben.
Er wollt nicht ruhen, bis er brächt
Um alle Güter sein Geschlecht.
Herr Thedel sprach: "Ich freue mich,
"Der Bischof hat vielmehr als ich,
"Das man ihm nehmen kann und rauben,
"Das sag ich ihm mit gutem Glauben."
Mit Reitern hat er sich bemannt,
Drey hundert starke Männer fand,

„Sind eure Gnaden worden ein Hund?“
Der Fuͤrſt allda ſprach zu der Friſt:
„Ganz recht von dir geſchehen iſt,
„Wenns uns ein andrer haͤtt gethan,
„Wir wolltens ungeſtraft nicht lahn,
„Von einem Narren iſts gekommen,
„Daß ſchlechten Rath wir angenommen,
„Der uns den Rath gegeben hat,
„Der packe ſich von Hof und Stadt,
„Du Thedel, unerſchrockner Mann
„Haſt recht bezahlt und gut gethan.“



V. Der Biſchof giebt das Salz.
Da er nun Abſchied hat genommen,
Nach Lotter wiederum gekommen,
Wollt eine Zeitlang ruhen fein
Bey ſeiner Frau und Kinderlein,
Der Biſchof ihm von Halberſtadt
Die Freundſchaft aufgeſaget hat,
Er mocht wohl ſeyn der Narr geweſen,
Der ſchlechten Rath dem Fuͤrſt gegeben.
Er wollt nicht ruhen, bis er braͤcht
Um alle Guͤter ſein Geſchlecht.
Herr Thedel ſprach: „Ich freue mich,
„Der Biſchof hat vielmehr als ich,
„Das man ihm nehmen kann und rauben,
„Das ſag ich ihm mit gutem Glauben.“
Mit Reitern hat er ſich bemannt,
Drey hundert ſtarke Maͤnner fand,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <pb facs="#f0328" n="316"/>
                <l>&#x201E;Sind eure Gnaden worden ein Hund?&#x201C;</l><lb/>
                <l>Der Fu&#x0364;r&#x017F;t allda &#x017F;prach zu der Fri&#x017F;t:</l><lb/>
                <l>&#x201E;Ganz recht von dir ge&#x017F;chehen i&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Wenns uns ein andrer ha&#x0364;tt gethan,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Wir wolltens unge&#x017F;traft nicht lahn,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Von einem Narren i&#x017F;ts gekommen,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Daß &#x017F;chlechten Rath wir angenommen,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Der uns den Rath gegeben hat,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Der packe &#x017F;ich von Hof und Stadt,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Du Thedel, uner&#x017F;chrockner Mann</l><lb/>
                <l>&#x201E;Ha&#x017F;t recht bezahlt und gut gethan.&#x201C;</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">V.</hi><hi rendition="#g">Der Bi&#x017F;chof giebt das Salz</hi>.</head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>a er nun Ab&#x017F;chied hat genommen,</l><lb/>
                <l>Nach Lotter wiederum gekommen,</l><lb/>
                <l>Wollt eine Zeitlang ruhen fein</l><lb/>
                <l>Bey &#x017F;einer Frau und Kinderlein,</l><lb/>
                <l>Der Bi&#x017F;chof ihm von Halber&#x017F;tadt</l><lb/>
                <l>Die Freund&#x017F;chaft aufge&#x017F;aget hat,</l><lb/>
                <l>Er mocht wohl &#x017F;eyn der Narr gewe&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Der &#x017F;chlechten Rath dem Fu&#x0364;r&#x017F;t gegeben.</l><lb/>
                <l>Er wollt nicht ruhen, bis er bra&#x0364;cht</l><lb/>
                <l>Um alle Gu&#x0364;ter &#x017F;ein Ge&#x017F;chlecht.</l><lb/>
                <l>Herr Thedel &#x017F;prach: &#x201E;Ich freue mich,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Der Bi&#x017F;chof hat vielmehr als ich,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Das man ihm nehmen kann und rauben,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Das &#x017F;ag ich ihm mit gutem Glauben.&#x201C;</l><lb/>
                <l>Mit Reitern hat er &#x017F;ich bemannt,</l><lb/>
                <l>Drey hundert &#x017F;tarke Ma&#x0364;nner fand,</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[316/0328] „Sind eure Gnaden worden ein Hund?“ Der Fuͤrſt allda ſprach zu der Friſt: „Ganz recht von dir geſchehen iſt, „Wenns uns ein andrer haͤtt gethan, „Wir wolltens ungeſtraft nicht lahn, „Von einem Narren iſts gekommen, „Daß ſchlechten Rath wir angenommen, „Der uns den Rath gegeben hat, „Der packe ſich von Hof und Stadt, „Du Thedel, unerſchrockner Mann „Haſt recht bezahlt und gut gethan.“ V. Der Biſchof giebt das Salz. Da er nun Abſchied hat genommen, Nach Lotter wiederum gekommen, Wollt eine Zeitlang ruhen fein Bey ſeiner Frau und Kinderlein, Der Biſchof ihm von Halberſtadt Die Freundſchaft aufgeſaget hat, Er mocht wohl ſeyn der Narr geweſen, Der ſchlechten Rath dem Fuͤrſt gegeben. Er wollt nicht ruhen, bis er braͤcht Um alle Guͤter ſein Geſchlecht. Herr Thedel ſprach: „Ich freue mich, „Der Biſchof hat vielmehr als ich, „Das man ihm nehmen kann und rauben, „Das ſag ich ihm mit gutem Glauben.“ Mit Reitern hat er ſich bemannt, Drey hundert ſtarke Maͤnner fand,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/328
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/328>, abgerufen am 21.12.2024.