Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Desgleiche nie geschehe wär,
Noch niemal wär vernomme.

Die Melodie -- nach welcher diese Romanzen gesungen wurden,
war mehr rhytmische Deklamation, als Melodie. Ein Linienpaar
war der Satz des Rhytmus wovon die erste Linie die Kadenz, die
zweite das Finale machte.



Des edlen Helden Thedel Unverferden von
Walmoden Thaten
.
I. Die Taufe.

(Nach den Reimen von Georg Thym. Wolfenbüttel 1563.)

Es hat gewohnt ein Edelmann,
Des Tugend kannte jedermann
Nicht ferne vom Braunschweigschen Land,
Aschen von Walmoden genannt.
Gott segnete des Aschen Weib
Im heilgen Stand mit fruchtbarem Leib,
Sie hat ein Söhnlein ihm geboren,
Der war zu Grossem auserkoren.
Die Aeltern sein aus Griechenland
Theodulus ihn han genannt,
Verkürzt man aber Thedel spricht,
Von Gott ein Knecht, keins andern nicht.
Zur Schule ward er früh gesandt,
Die Sprachen lernt aus allem Land.
In fremde Land ging nach Paris,
Damit er ward der Kunst gewiß.
Da Thedel war so lange Zeit
In fremdem Land gewesen weit,

Desgleiche nie geſchehe waͤr,
Noch niemal waͤr vernomme.

Die Melodie — nach welcher dieſe Romanzen geſungen wurden,
war mehr rhytmiſche Deklamation, als Melodie. Ein Linienpaar
war der Satz des Rhytmus wovon die erſte Linie die Kadenz, die
zweite das Finale machte.



Des edlen Helden Thedel Unverferden von
Walmoden Thaten
.
I. Die Taufe.

(Nach den Reimen von Georg Thym. Wolfenbuͤttel 1563.)

Es hat gewohnt ein Edelmann,
Des Tugend kannte jedermann
Nicht ferne vom Braunſchweigſchen Land,
Aſchen von Walmoden genannt.
Gott ſegnete des Aſchen Weib
Im heilgen Stand mit fruchtbarem Leib,
Sie hat ein Soͤhnlein ihm geboren,
Der war zu Groſſem auserkoren.
Die Aeltern ſein aus Griechenland
Theodulus ihn han genannt,
Verkuͤrzt man aber Thedel ſpricht,
Von Gott ein Knecht, keins andern nicht.
Zur Schule ward er fruͤh geſandt,
Die Sprachen lernt aus allem Land.
In fremde Land ging nach Paris,
Damit er ward der Kunſt gewiß.
Da Thedel war ſo lange Zeit
In fremdem Land geweſen weit,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0314" n="302"/>
              <l>Desgleiche nie ge&#x017F;chehe wa&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>Noch niemal wa&#x0364;r vernomme.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <p rendition="#c">Die Melodie &#x2014; nach welcher die&#x017F;e Romanzen ge&#x017F;ungen wurden,<lb/>
war mehr rhytmi&#x017F;che Deklamation, als Melodie. Ein Linienpaar<lb/>
war der Satz des Rhytmus wovon die er&#x017F;te Linie die Kadenz, die<lb/>
zweite das Finale machte.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Des edlen Helden Thedel Unverferden von<lb/>
Walmoden Thaten</hi>.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">I</hi>. <hi rendition="#g">Die Taufe</hi>.</head><lb/>
            <p rendition="#c">(Nach den Reimen von Georg Thym. Wolfenbu&#x0364;ttel 1563.)</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">E</hi>s hat gewohnt ein Edelmann,</l><lb/>
                <l>Des Tugend kannte jedermann</l><lb/>
                <l>Nicht ferne vom Braun&#x017F;chweig&#x017F;chen Land,</l><lb/>
                <l>A&#x017F;chen von Walmoden genannt.</l><lb/>
                <l>Gott &#x017F;egnete des A&#x017F;chen Weib</l><lb/>
                <l>Im heilgen Stand mit fruchtbarem Leib,</l><lb/>
                <l>Sie hat ein So&#x0364;hnlein ihm geboren,</l><lb/>
                <l>Der war zu Gro&#x017F;&#x017F;em auserkoren.</l><lb/>
                <l>Die Aeltern &#x017F;ein aus Griechenland</l><lb/>
                <l>Theodulus ihn han genannt,</l><lb/>
                <l>Verku&#x0364;rzt man aber Thedel &#x017F;pricht,</l><lb/>
                <l>Von Gott ein Knecht, keins andern nicht.</l><lb/>
                <l>Zur Schule ward er fru&#x0364;h ge&#x017F;andt,</l><lb/>
                <l>Die Sprachen lernt aus allem Land.</l><lb/>
                <l>In fremde Land ging nach Paris,</l><lb/>
                <l>Damit er ward der Kun&#x017F;t gewiß.</l><lb/>
                <l>Da Thedel war &#x017F;o lange Zeit</l><lb/>
                <l>In fremdem Land gewe&#x017F;en weit,</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0314] Desgleiche nie geſchehe waͤr, Noch niemal waͤr vernomme. Die Melodie — nach welcher dieſe Romanzen geſungen wurden, war mehr rhytmiſche Deklamation, als Melodie. Ein Linienpaar war der Satz des Rhytmus wovon die erſte Linie die Kadenz, die zweite das Finale machte. Des edlen Helden Thedel Unverferden von Walmoden Thaten. I. Die Taufe. (Nach den Reimen von Georg Thym. Wolfenbuͤttel 1563.) Es hat gewohnt ein Edelmann, Des Tugend kannte jedermann Nicht ferne vom Braunſchweigſchen Land, Aſchen von Walmoden genannt. Gott ſegnete des Aſchen Weib Im heilgen Stand mit fruchtbarem Leib, Sie hat ein Soͤhnlein ihm geboren, Der war zu Groſſem auserkoren. Die Aeltern ſein aus Griechenland Theodulus ihn han genannt, Verkuͤrzt man aber Thedel ſpricht, Von Gott ein Knecht, keins andern nicht. Zur Schule ward er fruͤh geſandt, Die Sprachen lernt aus allem Land. In fremde Land ging nach Paris, Damit er ward der Kunſt gewiß. Da Thedel war ſo lange Zeit In fremdem Land geweſen weit,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/314
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/314>, abgerufen am 19.11.2024.