Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Er ging mit kurzen Schritten,
Recht nach der Hasen Sitten,
Ja lauffete über Nacht.
Ade zu guter Nacht.



Die Tartarfürstin.

(Aus einer Handschrift mitgetheilt von H. D. Hinze.)
(Ein in Preussen sehr gewöhnliches Volksblatt: Der im Jahre 1656 gesche-
hene Einfall der Tartarn in Preussen, von Johann Melitor, aus
dem Polnischen ins Deutsche übersezt. Elbing 1793. giebt in Ver-
sen einen Bericht, der aber ohne Einzelheit auf alle kriegerische Ein-
fälle paßt.)

Was wollt ihr aber hören,
Was wollt ihr, daß ich sing?
Wohl von der Tartarfürstin,
Wie's der zu Neumark ging.
Nach Bresselau in Schlesien
Ein große Reiß sie macht,
Nach Reumark kam sie gefahren
Und blieb allda zur Nacht.
Da sprach der Wirth zum andern:
"Ein Heydin wohnt bey mir,
"Sie hat Gold, Edelsteine,
"Die laß ich nicht von hier."
"Gut Nacht, O Fürstin schöne,
"Ihr lebt nicht bis zum Tag."
Und wandte sich behende,
Gab ihr den Todesschlag.
Und all ihr Hofgesinde
In tiefem Schlaf er fand,

Er ging mit kurzen Schritten,
Recht nach der Haſen Sitten,
Ja lauffete uͤber Nacht.
Ade zu guter Nacht.



Die Tartarfuͤrſtin.

(Aus einer Handſchrift mitgetheilt von H. D. Hinze.)
(Ein in Preuſſen ſehr gewoͤhnliches Volksblatt: Der im Jahre 1656 geſche-
hene Einfall der Tartarn in Preuſſen, von Johann Melitor, aus
dem Polniſchen ins Deutſche uͤberſezt. Elbing 1793. giebt in Ver-
ſen einen Bericht, der aber ohne Einzelheit auf alle kriegeriſche Ein-
faͤlle paßt.)

Was wollt ihr aber hoͤren,
Was wollt ihr, daß ich ſing?
Wohl von der Tartarfuͤrſtin,
Wie's der zu Neumark ging.
Nach Breſſelau in Schleſien
Ein große Reiß ſie macht,
Nach Reumark kam ſie gefahren
Und blieb allda zur Nacht.
Da ſprach der Wirth zum andern:
„Ein Heydin wohnt bey mir,
„Sie hat Gold, Edelſteine,
„Die laß ich nicht von hier.“
„Gut Nacht, O Fuͤrſtin ſchoͤne,
„Ihr lebt nicht bis zum Tag.“
Und wandte ſich behende,
Gab ihr den Todesſchlag.
Und all ihr Hofgeſinde
In tiefem Schlaf er fand,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="14">
              <pb facs="#f0270" n="258"/>
              <l>Er ging mit kurzen Schritten,</l><lb/>
              <l>Recht nach der Ha&#x017F;en Sitten,</l><lb/>
              <l>Ja lauffete u&#x0364;ber Nacht.</l><lb/>
              <l>Ade zu guter Nacht.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Die Tartarfu&#x0364;r&#x017F;tin</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">(Aus einer Hand&#x017F;chrift mitgetheilt von H. D. Hinze.)<lb/>
(Ein in Preu&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr gewo&#x0364;hnliches Volksblatt: Der im Jahre 1656 ge&#x017F;che-<lb/>
hene Einfall der Tartarn in Preu&#x017F;&#x017F;en, von Johann Melitor, aus<lb/>
dem Polni&#x017F;chen ins Deut&#x017F;che u&#x0364;ber&#x017F;ezt. Elbing 1793. giebt in Ver-<lb/>
&#x017F;en einen Bericht, der aber ohne Einzelheit auf alle kriegeri&#x017F;che Ein-<lb/>
fa&#x0364;lle paßt.)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>as wollt ihr aber ho&#x0364;ren,</l><lb/>
              <l>Was wollt ihr, daß ich &#x017F;ing?</l><lb/>
              <l>Wohl von der Tartarfu&#x0364;r&#x017F;tin,</l><lb/>
              <l>Wie's der zu Neumark ging.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Nach Bre&#x017F;&#x017F;elau in Schle&#x017F;ien</l><lb/>
              <l>Ein große Reiß &#x017F;ie macht,</l><lb/>
              <l>Nach Reumark kam &#x017F;ie gefahren</l><lb/>
              <l>Und blieb allda zur Nacht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Da &#x017F;prach der Wirth zum andern:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ein Heydin wohnt bey mir,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Sie hat Gold, Edel&#x017F;teine,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die laß ich nicht von hier.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>&#x201E;Gut Nacht, O Fu&#x0364;r&#x017F;tin &#x017F;cho&#x0364;ne,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ihr lebt nicht bis zum Tag.&#x201C;</l><lb/>
              <l>Und wandte &#x017F;ich behende,</l><lb/>
              <l>Gab ihr den Todes&#x017F;chlag.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Und all ihr Hofge&#x017F;inde</l><lb/>
              <l>In tiefem Schlaf er fand,</l><lb/>
              <l/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0270] Er ging mit kurzen Schritten, Recht nach der Haſen Sitten, Ja lauffete uͤber Nacht. Ade zu guter Nacht. Die Tartarfuͤrſtin. (Aus einer Handſchrift mitgetheilt von H. D. Hinze.) (Ein in Preuſſen ſehr gewoͤhnliches Volksblatt: Der im Jahre 1656 geſche- hene Einfall der Tartarn in Preuſſen, von Johann Melitor, aus dem Polniſchen ins Deutſche uͤberſezt. Elbing 1793. giebt in Ver- ſen einen Bericht, der aber ohne Einzelheit auf alle kriegeriſche Ein- faͤlle paßt.) Was wollt ihr aber hoͤren, Was wollt ihr, daß ich ſing? Wohl von der Tartarfuͤrſtin, Wie's der zu Neumark ging. Nach Breſſelau in Schleſien Ein große Reiß ſie macht, Nach Reumark kam ſie gefahren Und blieb allda zur Nacht. Da ſprach der Wirth zum andern: „Ein Heydin wohnt bey mir, „Sie hat Gold, Edelſteine, „Die laß ich nicht von hier.“ „Gut Nacht, O Fuͤrſtin ſchoͤne, „Ihr lebt nicht bis zum Tag.“ Und wandte ſich behende, Gab ihr den Todesſchlag. Und all ihr Hofgeſinde In tiefem Schlaf er fand,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/270
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/270>, abgerufen am 19.11.2024.