Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Mit gelb Wachs thät sies decken,
Mit gelber Lielie rein,
Daß sie sich könnt verstecken,
Wenns regnet kühlen Wein.
Und als das Haus gebauet war,
Trank sie den Herrgotts Wein,
Ein Rosenkränzlein in der Hand,
Schlief sie darinnen ein.
Der Knabe kehrt zurücke,
Geht zu dem Garten ein,
Trägt einen Kranz von Rosen,
Und einen Becher Wein.
Hat mit dem Fuß gestoßen
Wohl an das Hügelein,
Er fiel, da schneit' es Rosen,
Da regnets kühlen Wein.


Des Pfarrers Tochter von Taubenheim.
Da drunten auf der Wiesen
Da ist ein kleiner Platz,
Da thät ein Wasser fließen,
Da wächst kein grünes Gras.
Da wachsen keine Rosen,
Und auch kein Rosmarein,
Hab ich mein Kind erstochen
Mit einem Messerlein.

Mit gelb Wachs thaͤt ſies decken,
Mit gelber Lielie rein,
Daß ſie ſich koͤnnt verſtecken,
Wenns regnet kuͤhlen Wein.
Und als das Haus gebauet war,
Trank ſie den Herrgotts Wein,
Ein Roſenkraͤnzlein in der Hand,
Schlief ſie darinnen ein.
Der Knabe kehrt zuruͤcke,
Geht zu dem Garten ein,
Traͤgt einen Kranz von Roſen,
Und einen Becher Wein.
Hat mit dem Fuß geſtoßen
Wohl an das Huͤgelein,
Er fiel, da ſchneit' es Roſen,
Da regnets kuͤhlen Wein.


Des Pfarrers Tochter von Taubenheim.
Da drunten auf der Wieſen
Da iſt ein kleiner Platz,
Da thaͤt ein Waſſer fließen,
Da waͤchſt kein gruͤnes Gras.
Da wachſen keine Roſen,
Und auch kein Rosmarein,
Hab ich mein Kind erſtochen
Mit einem Meſſerlein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0234" n="222"/>
            <lg n="7">
              <l>Mit gelb Wachs tha&#x0364;t &#x017F;ies decken,</l><lb/>
              <l>Mit gelber Lielie rein,</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie &#x017F;ich ko&#x0364;nnt ver&#x017F;tecken,</l><lb/>
              <l>Wenns regnet ku&#x0364;hlen Wein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Und als das Haus gebauet war,</l><lb/>
              <l>Trank &#x017F;ie den Herrgotts Wein,</l><lb/>
              <l>Ein Ro&#x017F;enkra&#x0364;nzlein in der Hand,</l><lb/>
              <l>Schlief &#x017F;ie darinnen ein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Der Knabe kehrt zuru&#x0364;cke,</l><lb/>
              <l>Geht zu dem Garten ein,</l><lb/>
              <l>Tra&#x0364;gt einen Kranz von Ro&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Und einen Becher Wein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Hat mit dem Fuß ge&#x017F;toßen</l><lb/>
              <l>Wohl an das Hu&#x0364;gelein,</l><lb/>
              <l>Er fiel, da &#x017F;chneit' es Ro&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Da regnets ku&#x0364;hlen Wein.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Des Pfarrers Tochter von Taubenheim</hi>.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>a drunten auf der Wie&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Da i&#x017F;t ein kleiner Platz,</l><lb/>
              <l>Da tha&#x0364;t ein Wa&#x017F;&#x017F;er fließen,</l><lb/>
              <l>Da wa&#x0364;ch&#x017F;t kein gru&#x0364;nes Gras.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Da wach&#x017F;en keine Ro&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Und auch kein Rosmarein,</l><lb/>
              <l>Hab ich mein Kind er&#x017F;tochen</l><lb/>
              <l>Mit einem Me&#x017F;&#x017F;erlein.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0234] Mit gelb Wachs thaͤt ſies decken, Mit gelber Lielie rein, Daß ſie ſich koͤnnt verſtecken, Wenns regnet kuͤhlen Wein. Und als das Haus gebauet war, Trank ſie den Herrgotts Wein, Ein Roſenkraͤnzlein in der Hand, Schlief ſie darinnen ein. Der Knabe kehrt zuruͤcke, Geht zu dem Garten ein, Traͤgt einen Kranz von Roſen, Und einen Becher Wein. Hat mit dem Fuß geſtoßen Wohl an das Huͤgelein, Er fiel, da ſchneit' es Roſen, Da regnets kuͤhlen Wein. Des Pfarrers Tochter von Taubenheim. Da drunten auf der Wieſen Da iſt ein kleiner Platz, Da thaͤt ein Waſſer fließen, Da waͤchſt kein gruͤnes Gras. Da wachſen keine Roſen, Und auch kein Rosmarein, Hab ich mein Kind erſtochen Mit einem Meſſerlein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/234
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/234>, abgerufen am 21.12.2024.