Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Wo'naus, wohin du arme Seele, Wir wollen jetzt bei Gott einkehren? Ich hab ja schon bei Gott eingekehrt, Er hat mir hinausgewehrt. Was hast du dann für Sünd gethan, Daß du nicht darfst in Himmel gahn? Ich hab ja alle Samstag Nacht, Ein Rosen Kränzlein 'naus gemacht. Hast du sonst keine Sünd gethan, Darfst du mit mir in Himmel gahn. Und als sie kamen vors himmlische Thor, Sanct Petrus sprach: Wer ist davor? Es ist davor eine arme Seele, Sie möchte gern bei Gott einkehren. Maria nahm sie bei der Hand, Und führt sie ins gelobte Land. Da ward ihr gleich ein Stuhl bereit't, Von nun an bis in Ewigkeit. Sündenlast. (Mündlich.) Es sterben zwei Brüder in einem Tag, Ein armer und ein reicher, Der reiche, der wird in die Hölle begraben, Der arme in den Himmel. Wo'naus, wohin du arme Seele, Wir wollen jetzt bei Gott einkehren? Ich hab ja ſchon bei Gott eingekehrt, Er hat mir hinausgewehrt. Was haſt du dann fuͤr Suͤnd gethan, Daß du nicht darfſt in Himmel gahn? Ich hab ja alle Samſtag Nacht, Ein Roſen Kraͤnzlein 'naus gemacht. Haſt du ſonſt keine Suͤnd gethan, Darfſt du mit mir in Himmel gahn. Und als ſie kamen vors himmliſche Thor, Sanct Petrus ſprach: Wer iſt davor? Es iſt davor eine arme Seele, Sie moͤchte gern bei Gott einkehren. Maria nahm ſie bei der Hand, Und fuͤhrt ſie ins gelobte Land. Da ward ihr gleich ein Stuhl bereit't, Von nun an bis in Ewigkeit. Suͤndenlaſt. (Muͤndlich.) Es ſterben zwei Bruͤder in einem Tag, Ein armer und ein reicher, Der reiche, der wird in die Hoͤlle begraben, Der arme in den Himmel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0231" n="218[219]"/> <lg n="7"> <l>Wo'naus, wohin du arme Seele,</l><lb/> <l>Wir wollen jetzt bei Gott einkehren?</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Ich hab ja ſchon bei Gott eingekehrt,</l><lb/> <l>Er hat mir hinausgewehrt.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Was haſt du dann fuͤr Suͤnd gethan,</l><lb/> <l>Daß du nicht darfſt in Himmel gahn?</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Ich hab ja alle Samſtag Nacht,</l><lb/> <l>Ein Roſen Kraͤnzlein 'naus gemacht.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Haſt du ſonſt keine Suͤnd gethan,</l><lb/> <l>Darfſt du mit mir in Himmel gahn.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Und als ſie kamen vors himmliſche Thor,</l><lb/> <l>Sanct Petrus ſprach: Wer iſt davor?</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Es iſt davor eine arme Seele,</l><lb/> <l>Sie moͤchte gern bei Gott einkehren.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Maria nahm ſie bei der Hand,</l><lb/> <l>Und fuͤhrt ſie ins gelobte Land.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Da ward ihr gleich ein Stuhl bereit't,</l><lb/> <l>Von nun an bis in Ewigkeit.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Suͤndenlaſt</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Muͤndlich.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s ſterben zwei Bruͤder in einem Tag,</l><lb/> <l>Ein armer und ein reicher,</l><lb/> <l>Der reiche, der wird in die Hoͤlle begraben,</l><lb/> <l>Der arme in den Himmel.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218[219]/0231]
Wo'naus, wohin du arme Seele,
Wir wollen jetzt bei Gott einkehren?
Ich hab ja ſchon bei Gott eingekehrt,
Er hat mir hinausgewehrt.
Was haſt du dann fuͤr Suͤnd gethan,
Daß du nicht darfſt in Himmel gahn?
Ich hab ja alle Samſtag Nacht,
Ein Roſen Kraͤnzlein 'naus gemacht.
Haſt du ſonſt keine Suͤnd gethan,
Darfſt du mit mir in Himmel gahn.
Und als ſie kamen vors himmliſche Thor,
Sanct Petrus ſprach: Wer iſt davor?
Es iſt davor eine arme Seele,
Sie moͤchte gern bei Gott einkehren.
Maria nahm ſie bei der Hand,
Und fuͤhrt ſie ins gelobte Land.
Da ward ihr gleich ein Stuhl bereit't,
Von nun an bis in Ewigkeit.
Suͤndenlaſt.
(Muͤndlich.)
Es ſterben zwei Bruͤder in einem Tag,
Ein armer und ein reicher,
Der reiche, der wird in die Hoͤlle begraben,
Der arme in den Himmel.
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