Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Ja ihre Qual war übergroß, Sie sprach: Das ist mein Mutter Schuld, Daß sie mein Bosheit hat erduldt, Und mich in Frevel lassen gehn, Nicht einmal sauer drum gesehn, Da meine Schwestern im Himmelssaal, So siz ich in der Höllen-Qual. Was hilft mir nun mein Uebermuth, Mein Reichthum, Ehre, Geld und Gut? Was hilft mir nun all Zierd und Pracht? Ach hätt' ich nie daran gedacht! So säß ich nicht in dieser Flammen, Da alle Qualen schlagen zusammen. Das wackre Maidlein. (Altes fliegendes Blat. Nürnberg bei Valentin Neiber, 1500.) Es war ein wacker Maidlein wohlgethan, Sie ging an ihres Vaters Zinne stahn, Sie sah daraus, Sie sah dahere reiten Ihrem Herzen einen Trost. Ach Maidelein voll der Wonne, Falbet euch die Sonne, Daß ihr seyd worden bleich, Hat euch ein andrer lieber dann ich, Das reuet mich. Ja ihre Qual war uͤbergroß, Sie ſprach: Das iſt mein Mutter Schuld, Daß ſie mein Bosheit hat erduldt, Und mich in Frevel laſſen gehn, Nicht einmal ſauer drum geſehn, Da meine Schweſtern im Himmelsſaal, So ſiz ich in der Hoͤllen-Qual. Was hilft mir nun mein Uebermuth, Mein Reichthum, Ehre, Geld und Gut? Was hilft mir nun all Zierd und Pracht? Ach haͤtt' ich nie daran gedacht! So ſaͤß ich nicht in dieſer Flammen, Da alle Qualen ſchlagen zuſammen. Das wackre Maidlein. (Altes fliegendes Blat. Nuͤrnberg bei Valentin Neiber, 1500.) Es war ein wacker Maidlein wohlgethan, Sie ging an ihres Vaters Zinne ſtahn, Sie ſah daraus, Sie ſah dahere reiten Ihrem Herzen einen Troſt. Ach Maidelein voll der Wonne, Falbet euch die Sonne, Daß ihr ſeyd worden bleich, Hat euch ein andrer lieber dann ich, Das reuet mich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="7"> <pb facs="#f0224" n="212"/> <l>Ja ihre Qual war uͤbergroß,</l><lb/> <l>Sie kriegte manchen harten Stoß.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Sie ſprach: Das iſt mein Mutter Schuld,</l><lb/> <l>Daß ſie mein Bosheit hat erduldt,</l><lb/> <l>Und mich in Frevel laſſen gehn,</l><lb/> <l>Nicht einmal ſauer drum geſehn,</l><lb/> <l>Da meine Schweſtern im Himmelsſaal,</l><lb/> <l>So ſiz ich in der Hoͤllen-Qual.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Was hilft mir nun mein Uebermuth,</l><lb/> <l>Mein Reichthum, Ehre, Geld und Gut?</l><lb/> <l>Was hilft mir nun all Zierd und Pracht?</l><lb/> <l>Ach haͤtt' ich nie daran gedacht!</l><lb/> <l>So ſaͤß ich nicht in dieſer Flammen,</l><lb/> <l>Da alle Qualen ſchlagen zuſammen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Das wackre Maidlein</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Altes fliegendes Blat. Nuͤrnberg bei Valentin Neiber, 1500.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s war ein wacker Maidlein wohlgethan,</l><lb/> <l>Sie ging an ihres Vaters Zinne ſtahn,</l><lb/> <l>Sie ſah daraus,</l><lb/> <l>Sie ſah dahere reiten</l><lb/> <l>Ihrem Herzen einen Troſt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ach Maidelein voll der Wonne,</l><lb/> <l>Falbet euch die Sonne,</l><lb/> <l>Daß ihr ſeyd worden bleich,</l><lb/> <l>Hat euch ein andrer lieber dann ich,</l><lb/> <l>Das reuet mich.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [212/0224]
Ja ihre Qual war uͤbergroß,
Sie kriegte manchen harten Stoß.
Sie ſprach: Das iſt mein Mutter Schuld,
Daß ſie mein Bosheit hat erduldt,
Und mich in Frevel laſſen gehn,
Nicht einmal ſauer drum geſehn,
Da meine Schweſtern im Himmelsſaal,
So ſiz ich in der Hoͤllen-Qual.
Was hilft mir nun mein Uebermuth,
Mein Reichthum, Ehre, Geld und Gut?
Was hilft mir nun all Zierd und Pracht?
Ach haͤtt' ich nie daran gedacht!
So ſaͤß ich nicht in dieſer Flammen,
Da alle Qualen ſchlagen zuſammen.
Das wackre Maidlein.
(Altes fliegendes Blat. Nuͤrnberg bei Valentin Neiber, 1500.)
Es war ein wacker Maidlein wohlgethan,
Sie ging an ihres Vaters Zinne ſtahn,
Sie ſah daraus,
Sie ſah dahere reiten
Ihrem Herzen einen Troſt.
Ach Maidelein voll der Wonne,
Falbet euch die Sonne,
Daß ihr ſeyd worden bleich,
Hat euch ein andrer lieber dann ich,
Das reuet mich.
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