Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Lasset uns geistliche, weltliche Lieder Klingen und singen ihr herrlichen Brüder, Lasset uns letzen: Die Jugend vergeht, Wehmuth und Trauren im Alter entsteht. Abendreihen. (Lobwasser der lutherische. Rotenburg an der Tauber 1608. S.377.) Wie steht ihr allhie und wartet mein, Und meint, ich soll eure Vorsingerin seyn, Soll ich denn nun singen, so höret mir zu, Im Gesetz ist weder Rast noch Ruh. Das Gesetz richtet nichts denn Zoren an, Und kein Mensch lebet, der es halten kann, Nun muß es dennoch erfüllet seyn, Darum schickt Gott seinen Sohn herein. Derselbig ist worden unser Schild, Er hat des Vaters großen Zorn gestillt, Denn er hat dem Gesetz genug gethan, Für jedermann, der nur glauben kann. Es hat ihn kostet sein rosenfarbig Blut, Am Kreutz trug er alles uns zu gut, Des saget Lob und Dank in Ewigkeit, Daß er uns behüt vor allem Leid. Amen. Zweifel an menschlicher Klugheit (Taulers Nachfolge des armen Lebens Christi. Frankfurt 1621. S.133.) Der Vater vom Himmelreich spricht, Mensch steh still und fürcht mich, Laſſet uns geiſtliche, weltliche Lieder Klingen und ſingen ihr herrlichen Bruͤder, Laſſet uns letzen: Die Jugend vergeht, Wehmuth und Trauren im Alter entſteht. Abendreihen. (Lobwaſſer der lutheriſche. Rotenburg an der Tauber 1608. S.377.) Wie ſteht ihr allhie und wartet mein, Und meint, ich ſoll eure Vorſingerin ſeyn, Soll ich denn nun ſingen, ſo hoͤret mir zu, Im Geſetz iſt weder Raſt noch Ruh. Das Geſetz richtet nichts denn Zoren an, Und kein Menſch lebet, der es halten kann, Nun muß es dennoch erfuͤllet ſeyn, Darum ſchickt Gott ſeinen Sohn herein. Derſelbig iſt worden unſer Schild, Er hat des Vaters großen Zorn geſtillt, Denn er hat dem Geſetz genug gethan, Fuͤr jedermann, der nur glauben kann. Es hat ihn koſtet ſein roſenfarbig Blut, Am Kreutz trug er alles uns zu gut, Des ſaget Lob und Dank in Ewigkeit, Daß er uns behuͤt vor allem Leid. Amen. Zweifel an menſchlicher Klugheit (Taulers Nachfolge des armen Lebens Chriſti. Frankfurt 1621. S.133.) Der Vater vom Himmelreich ſpricht, Menſch ſteh ſtill und fuͤrcht mich, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb n="4" facs="#f0016"/> <lg n="6"> <l>Laſſet uns geiſtliche, weltliche Lieder</l><lb/> <l>Klingen und ſingen ihr herrlichen Bruͤder,</l><lb/> <l>Laſſet uns letzen: Die Jugend vergeht,</l><lb/> <l>Wehmuth und Trauren im Alter entſteht.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Abendreihen</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Lobwaſſer der lutheriſche. Rotenburg an der Tauber 1608. S.377.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>ie ſteht ihr allhie und wartet mein,</l><lb/> <l>Und meint, ich ſoll eure Vorſingerin ſeyn,</l><lb/> <l>Soll ich denn nun ſingen, ſo hoͤret mir zu,</l><lb/> <l>Im Geſetz iſt weder Raſt noch Ruh.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das Geſetz richtet nichts denn Zoren an,</l><lb/> <l>Und kein Menſch lebet, der es halten kann,</l><lb/> <l>Nun muß es dennoch erfuͤllet ſeyn,</l><lb/> <l>Darum ſchickt Gott ſeinen Sohn herein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Derſelbig iſt worden unſer Schild,</l><lb/> <l>Er hat des Vaters großen Zorn geſtillt,</l><lb/> <l>Denn er hat dem Geſetz genug gethan,</l><lb/> <l>Fuͤr jedermann, der nur glauben kann.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Es hat ihn koſtet ſein roſenfarbig Blut,</l><lb/> <l>Am Kreutz trug er alles uns zu gut,</l><lb/> <l>Des ſaget Lob und Dank in Ewigkeit,</l><lb/> <l>Daß er uns behuͤt vor allem Leid. Amen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Zweifel an menſchlicher Klugheit</hi> </head><lb/> <p rendition="#c">(Taulers Nachfolge des armen Lebens Chriſti. Frankfurt 1621. S.133.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er Vater vom Himmelreich ſpricht,</l><lb/> <l>Menſch ſteh ſtill und fuͤrcht mich,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0016]
Laſſet uns geiſtliche, weltliche Lieder
Klingen und ſingen ihr herrlichen Bruͤder,
Laſſet uns letzen: Die Jugend vergeht,
Wehmuth und Trauren im Alter entſteht.
Abendreihen.
(Lobwaſſer der lutheriſche. Rotenburg an der Tauber 1608. S.377.)
Wie ſteht ihr allhie und wartet mein,
Und meint, ich ſoll eure Vorſingerin ſeyn,
Soll ich denn nun ſingen, ſo hoͤret mir zu,
Im Geſetz iſt weder Raſt noch Ruh.
Das Geſetz richtet nichts denn Zoren an,
Und kein Menſch lebet, der es halten kann,
Nun muß es dennoch erfuͤllet ſeyn,
Darum ſchickt Gott ſeinen Sohn herein.
Derſelbig iſt worden unſer Schild,
Er hat des Vaters großen Zorn geſtillt,
Denn er hat dem Geſetz genug gethan,
Fuͤr jedermann, der nur glauben kann.
Es hat ihn koſtet ſein roſenfarbig Blut,
Am Kreutz trug er alles uns zu gut,
Des ſaget Lob und Dank in Ewigkeit,
Daß er uns behuͤt vor allem Leid. Amen.
Zweifel an menſchlicher Klugheit
(Taulers Nachfolge des armen Lebens Chriſti. Frankfurt 1621. S.133.)
Der Vater vom Himmelreich ſpricht,
Menſch ſteh ſtill und fuͤrcht mich,
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/16>, abgerufen am 03.03.2025. |