Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.Das soll nimmer kein Priester thun, Dem Menschen Mistrost geben, Will er denn Buß und Reu empfahn, Die Sünde sey ihm vergeben. Misheirath. Mündlich. "Die Wasserrüben und der Kohl, "Die haben mich vertrieben wohl, "Hätt' meine Mutter Fleisch gekocht, "Ich wär geblieben immer noch. "Wenn ich nur einmal Jäger wär, "Drey schöne Flinten kauft ich mir, "Drey schöne Flinten, einen Hund, "Ein schönes Mädchen kugelrund." Die schöne Jägrin fand er bald, Auf seinem Weg im dichten Wald, Die Jungfer war wohl kugelrund, Sie nahm ihn ohne Flint und Hund. Er geht mit ihr vor Mutters Haus, Die Mutter gukt zum Schornstein raus: "Ach Sohn! ach lieber Sohne mein, "Was bringst mir für ein Stachelschwein?" "Es ist fürwahr kein Stachelschwein, "Es ist die Herzallerliebste mein!" Das ſoll nimmer kein Prieſter thun, Dem Menſchen Mistroſt geben, Will er denn Buß und Reu empfahn, Die Suͤnde ſey ihm vergeben. Misheirath. Muͤndlich. „Die Waſſerruͤben und der Kohl, „Die haben mich vertrieben wohl, „Haͤtt' meine Mutter Fleiſch gekocht, „Ich waͤr geblieben immer noch. „Wenn ich nur einmal Jaͤger waͤr, „Drey ſchoͤne Flinten kauft ich mir, „Drey ſchoͤne Flinten, einen Hund, „Ein ſchoͤnes Maͤdchen kugelrund.“ Die ſchoͤne Jaͤgrin fand er bald, Auf ſeinem Weg im dichten Wald, Die Jungfer war wohl kugelrund, Sie nahm ihn ohne Flint und Hund. Er geht mit ihr vor Mutters Haus, Die Mutter gukt zum Schornſtein raus: „Ach Sohn! ach lieber Sohne mein, „Was bringſt mir fuͤr ein Stachelſchwein?“ „Es iſt fuͤrwahr kein Stachelſchwein, „Es iſt die Herzallerliebſte mein!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0099" n="90"/> <lg n="26"> <l>Das ſoll nimmer kein Prieſter thun,</l><lb/> <l>Dem Menſchen Mistroſt geben,</l><lb/> <l>Will er denn Buß und Reu empfahn,</l><lb/> <l>Die Suͤnde ſey ihm vergeben.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Misheirath</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">Muͤndlich.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„<hi rendition="#in">D</hi>ie Waſſerruͤben und der Kohl,</l><lb/> <l>„Die haben mich vertrieben wohl,</l><lb/> <l>„Haͤtt' meine Mutter Fleiſch gekocht,</l><lb/> <l>„Ich waͤr geblieben immer noch.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>„Wenn ich nur einmal Jaͤger waͤr,</l><lb/> <l>„Drey ſchoͤne Flinten kauft ich mir,</l><lb/> <l>„Drey ſchoͤne Flinten, einen Hund,</l><lb/> <l>„Ein ſchoͤnes Maͤdchen kugelrund.“</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die ſchoͤne Jaͤgrin fand er bald,</l><lb/> <l>Auf ſeinem Weg im dichten Wald,</l><lb/> <l>Die Jungfer war wohl kugelrund,</l><lb/> <l>Sie nahm ihn ohne Flint und Hund.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Er geht mit ihr vor Mutters Haus,</l><lb/> <l>Die Mutter gukt zum Schornſtein raus:</l><lb/> <l>„Ach Sohn! ach lieber Sohne mein,</l><lb/> <l>„Was bringſt mir fuͤr ein Stachelſchwein?“</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>„Es iſt fuͤrwahr kein Stachelſchwein,</l><lb/> <l>„Es iſt die Herzallerliebſte mein!“</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0099]
Das ſoll nimmer kein Prieſter thun,
Dem Menſchen Mistroſt geben,
Will er denn Buß und Reu empfahn,
Die Suͤnde ſey ihm vergeben.
Misheirath.
Muͤndlich.
„Die Waſſerruͤben und der Kohl,
„Die haben mich vertrieben wohl,
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„Ich waͤr geblieben immer noch.
„Wenn ich nur einmal Jaͤger waͤr,
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„Drey ſchoͤne Flinten, einen Hund,
„Ein ſchoͤnes Maͤdchen kugelrund.“
Die ſchoͤne Jaͤgrin fand er bald,
Auf ſeinem Weg im dichten Wald,
Die Jungfer war wohl kugelrund,
Sie nahm ihn ohne Flint und Hund.
Er geht mit ihr vor Mutters Haus,
Die Mutter gukt zum Schornſtein raus:
„Ach Sohn! ach lieber Sohne mein,
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„Es iſt die Herzallerliebſte mein!“
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