Das soll nimmer kein Priester thun, Dem Menschen Mistrost geben, Will er denn Buß und Reu empfahn, Die Sünde sey ihm vergeben.
Misheirath.
Mündlich.
"Die Wasserrüben und der Kohl, "Die haben mich vertrieben wohl, "Hätt' meine Mutter Fleisch gekocht, "Ich wär geblieben immer noch.
"Wenn ich nur einmal Jäger wär, "Drey schöne Flinten kauft ich mir, "Drey schöne Flinten, einen Hund, "Ein schönes Mädchen kugelrund."
Die schöne Jägrin fand er bald, Auf seinem Weg im dichten Wald, Die Jungfer war wohl kugelrund, Sie nahm ihn ohne Flint und Hund.
Er geht mit ihr vor Mutters Haus, Die Mutter gukt zum Schornstein raus: "Ach Sohn! ach lieber Sohne mein, "Was bringst mir für ein Stachelschwein?"
"Es ist fürwahr kein Stachelschwein, "Es ist die Herzallerliebste mein!"
Das ſoll nimmer kein Prieſter thun, Dem Menſchen Mistroſt geben, Will er denn Buß und Reu empfahn, Die Suͤnde ſey ihm vergeben.
Misheirath.
Muͤndlich.
„Die Waſſerruͤben und der Kohl, „Die haben mich vertrieben wohl, „Haͤtt' meine Mutter Fleiſch gekocht, „Ich waͤr geblieben immer noch.
„Wenn ich nur einmal Jaͤger waͤr, „Drey ſchoͤne Flinten kauft ich mir, „Drey ſchoͤne Flinten, einen Hund, „Ein ſchoͤnes Maͤdchen kugelrund.“
Die ſchoͤne Jaͤgrin fand er bald, Auf ſeinem Weg im dichten Wald, Die Jungfer war wohl kugelrund, Sie nahm ihn ohne Flint und Hund.
Er geht mit ihr vor Mutters Haus, Die Mutter gukt zum Schornſtein raus: „Ach Sohn! ach lieber Sohne mein, „Was bringſt mir fuͤr ein Stachelſchwein?“
„Es iſt fuͤrwahr kein Stachelſchwein, „Es iſt die Herzallerliebſte mein!“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0099"n="90"/><lgn="26"><l>Das ſoll nimmer kein Prieſter thun,</l><lb/><l>Dem Menſchen Mistroſt geben,</l><lb/><l>Will er denn Buß und Reu empfahn,</l><lb/><l>Die Suͤnde ſey ihm vergeben.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Misheirath</hi>.</head><lb/><prendition="#c">Muͤndlich.</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l>„<hirendition="#in">D</hi>ie Waſſerruͤben und der Kohl,</l><lb/><l>„Die haben mich vertrieben wohl,</l><lb/><l>„Haͤtt' meine Mutter Fleiſch gekocht,</l><lb/><l>„Ich waͤr geblieben immer noch.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>„Wenn ich nur einmal Jaͤger waͤr,</l><lb/><l>„Drey ſchoͤne Flinten kauft ich mir,</l><lb/><l>„Drey ſchoͤne Flinten, einen Hund,</l><lb/><l>„Ein ſchoͤnes Maͤdchen kugelrund.“</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Die ſchoͤne Jaͤgrin fand er bald,</l><lb/><l>Auf ſeinem Weg im dichten Wald,</l><lb/><l>Die Jungfer war wohl kugelrund,</l><lb/><l>Sie nahm ihn ohne Flint und Hund.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Er geht mit ihr vor Mutters Haus,</l><lb/><l>Die Mutter gukt zum Schornſtein raus:</l><lb/><l>„Ach Sohn! ach lieber Sohne mein,</l><lb/><l>„Was bringſt mir fuͤr ein Stachelſchwein?“</l></lg><lb/><lgn="5"><l>„Es iſt fuͤrwahr kein Stachelſchwein,</l><lb/><l>„Es iſt die Herzallerliebſte mein!“</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[90/0099]
Das ſoll nimmer kein Prieſter thun,
Dem Menſchen Mistroſt geben,
Will er denn Buß und Reu empfahn,
Die Suͤnde ſey ihm vergeben.
Misheirath.
Muͤndlich.
„Die Waſſerruͤben und der Kohl,
„Die haben mich vertrieben wohl,
„Haͤtt' meine Mutter Fleiſch gekocht,
„Ich waͤr geblieben immer noch.
„Wenn ich nur einmal Jaͤger waͤr,
„Drey ſchoͤne Flinten kauft ich mir,
„Drey ſchoͤne Flinten, einen Hund,
„Ein ſchoͤnes Maͤdchen kugelrund.“
Die ſchoͤne Jaͤgrin fand er bald,
Auf ſeinem Weg im dichten Wald,
Die Jungfer war wohl kugelrund,
Sie nahm ihn ohne Flint und Hund.
Er geht mit ihr vor Mutters Haus,
Die Mutter gukt zum Schornſtein raus:
„Ach Sohn! ach lieber Sohne mein,
„Was bringſt mir fuͤr ein Stachelſchwein?“
„Es iſt fuͤrwahr kein Stachelſchwein,
„Es iſt die Herzallerliebſte mein!“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/99>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.