"So zieh mit mir von hinnen "Wohl über die Heide breit."
Und wollt in ihrem Nacken Die goldnen Flechten schön Mit wilden Schnabel packen, Sie tragen zu dieser Höhn.
Ja wohl zu dieser Höhen, Hier wär ein schönes Nest, Wie ist mir doch geschehen, Daß ich gesetzet fest.
Ja trüg ich sie im Fluge, Mich schöß der Graf nicht todt, Sein Töchterlein zum Fluche, Das fiele sich ja todt.
So aber sind die Schwingen Mir allesamt gelähmt, Wie hell ich ihr auch singe, Mein Liebchen sich doch schämt.
Die Eile der Zeit in Gott.
Fliegendes Blat.
Der Commandant zu Groswardeyn, Der hätt' ein einzig Töchterlein, Theresia ihr Nahmen war, Gott'sfürchtig, züchtig, keusch und klar.
„So zieh mit mir von hinnen „Wohl uͤber die Heide breit.“
Und wollt in ihrem Nacken Die goldnen Flechten ſchoͤn Mit wilden Schnabel packen, Sie tragen zu dieſer Hoͤhn.
Ja wohl zu dieſer Hoͤhen, Hier waͤr ein ſchoͤnes Neſt, Wie iſt mir doch geſchehen, Daß ich geſetzet feſt.
Ja truͤg ich ſie im Fluge, Mich ſchoͤß der Graf nicht todt, Sein Toͤchterlein zum Fluche, Das fiele ſich ja todt.
So aber ſind die Schwingen Mir alleſamt gelaͤhmt, Wie hell ich ihr auch ſinge, Mein Liebchen ſich doch ſchaͤmt.
Die Eile der Zeit in Gott.
Fliegendes Blat.
Der Commandant zu Groswardeyn, Der haͤtt' ein einzig Toͤchterlein, Thereſia ihr Nahmen war, Gott'sfuͤrchtig, zuͤchtig, keuſch und klar.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="3"><pbfacs="#f0073"n="64"/><l>„So zieh mit mir von hinnen</l><lb/><l>„Wohl uͤber die Heide breit.“</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Und wollt in ihrem Nacken</l><lb/><l>Die goldnen Flechten ſchoͤn</l><lb/><l>Mit wilden Schnabel packen,</l><lb/><l>Sie tragen zu dieſer Hoͤhn.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Ja wohl zu dieſer Hoͤhen,</l><lb/><l>Hier waͤr ein ſchoͤnes Neſt,</l><lb/><l>Wie iſt mir doch geſchehen,</l><lb/><l>Daß ich geſetzet feſt.</l></lg><lb/><lgn="6"><l>Ja truͤg ich ſie im Fluge,</l><lb/><l>Mich ſchoͤß der Graf nicht todt,</l><lb/><l>Sein Toͤchterlein zum Fluche,</l><lb/><l>Das fiele ſich ja todt.</l></lg><lb/><lgn="7"><l>So aber ſind die Schwingen</l><lb/><l>Mir alleſamt gelaͤhmt,</l><lb/><l>Wie hell ich ihr auch ſinge,</l><lb/><l>Mein Liebchen ſich doch ſchaͤmt.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Die Eile der Zeit in Gott</hi>.</head><lb/><prendition="#c">Fliegendes Blat.</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">D</hi>er Commandant zu Groswardeyn,</l><lb/><l>Der haͤtt' ein einzig Toͤchterlein,</l><lb/><l>Thereſia ihr Nahmen war,</l><lb/><l>Gott'sfuͤrchtig, zuͤchtig, keuſch und klar.</l></lg><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[64/0073]
„So zieh mit mir von hinnen
„Wohl uͤber die Heide breit.“
Und wollt in ihrem Nacken
Die goldnen Flechten ſchoͤn
Mit wilden Schnabel packen,
Sie tragen zu dieſer Hoͤhn.
Ja wohl zu dieſer Hoͤhen,
Hier waͤr ein ſchoͤnes Neſt,
Wie iſt mir doch geſchehen,
Daß ich geſetzet feſt.
Ja truͤg ich ſie im Fluge,
Mich ſchoͤß der Graf nicht todt,
Sein Toͤchterlein zum Fluche,
Das fiele ſich ja todt.
So aber ſind die Schwingen
Mir alleſamt gelaͤhmt,
Wie hell ich ihr auch ſinge,
Mein Liebchen ſich doch ſchaͤmt.
Die Eile der Zeit in Gott.
Fliegendes Blat.
Der Commandant zu Groswardeyn,
Der haͤtt' ein einzig Toͤchterlein,
Thereſia ihr Nahmen war,
Gott'sfuͤrchtig, zuͤchtig, keuſch und klar.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/73>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.