Limpurger Cronik. "In selbiger Zeit (1359.) sang und pfif man dieses Lied."
Gott geb ihm ein verdorben Jahr, Der mich macht zu einer Nonnen, Und mir den schwarzen Mantel gab, Den weißen Rock darunter, Soll ich ein Nönnchen werden Dann wider meinen Willen, So will ich auch einem Knaben jung Seinen Kummer stillen, Und stillt er mir den meinen nicht, So sollt es mich verdrießen.
Der vorlaute Ritter.
Mündlich.
Es waren drey Gesellen, Die thäten, was sie wöllen, Sie hielten alle drey Viel heimlichen Rath, Wer wohl in dieser Nacht Das beste Mädel hätt.
Der Jüngste der darunter, Der sprach da auch sehr munter, Wie ihm noch gestern spät
Kloſterſcheu.
Limpurger Cronik. „In ſelbiger Zeit (1359.) ſang und pfif man dieſes Lied.“
Gott geb ihm ein verdorben Jahr, Der mich macht zu einer Nonnen, Und mir den ſchwarzen Mantel gab, Den weißen Rock darunter, Soll ich ein Noͤnnchen werden Dann wider meinen Willen, So will ich auch einem Knaben jung Seinen Kummer ſtillen, Und ſtillt er mir den meinen nicht, So ſollt es mich verdrießen.
Der vorlaute Ritter.
Muͤndlich.
Es waren drey Geſellen, Die thaͤten, was ſie woͤllen, Sie hielten alle drey Viel heimlichen Rath, Wer wohl in dieſer Nacht Das beſte Maͤdel haͤtt.
Der Juͤngſte der darunter, Der ſprach da auch ſehr munter, Wie ihm noch geſtern ſpaͤt
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dieſes Lied.“</p><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">G</hi>ott geb ihm ein verdorben Jahr,</l><lb/><l>Der mich macht zu einer Nonnen,</l><lb/><l>Und mir den ſchwarzen Mantel gab,</l><lb/><l>Den weißen Rock darunter,</l><lb/><l>Soll ich ein Noͤnnchen werden</l><lb/><l>Dann wider meinen Willen,</l><lb/><l>So will ich auch einem Knaben jung</l><lb/><l>Seinen Kummer ſtillen,</l><lb/><l>Und ſtillt er mir den meinen nicht,</l><lb/><l>So ſollt es mich verdrießen.</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Der vorlaute Ritter</hi>.</head><lb/><prendition="#c">Muͤndlich.</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">E</hi>s waren drey Geſellen,</l><lb/><l>Die thaͤten, was ſie woͤllen,</l><lb/><l>Sie hielten alle drey</l><lb/><l>Viel heimlichen Rath,</l><lb/><l>Wer wohl in dieſer Nacht</l><lb/><l>Das beſte Maͤdel haͤtt.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Der Juͤngſte der darunter,</l><lb/><l>Der ſprach da auch ſehr munter,</l><lb/><l>Wie ihm noch geſtern ſpaͤt</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
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Kloſterſcheu.
Limpurger Cronik. „In ſelbiger Zeit (1359.) ſang und pfif man
dieſes Lied.“
Gott geb ihm ein verdorben Jahr,
Der mich macht zu einer Nonnen,
Und mir den ſchwarzen Mantel gab,
Den weißen Rock darunter,
Soll ich ein Noͤnnchen werden
Dann wider meinen Willen,
So will ich auch einem Knaben jung
Seinen Kummer ſtillen,
Und ſtillt er mir den meinen nicht,
So ſollt es mich verdrießen.
Der vorlaute Ritter.
Muͤndlich.
Es waren drey Geſellen,
Die thaͤten, was ſie woͤllen,
Sie hielten alle drey
Viel heimlichen Rath,
Wer wohl in dieſer Nacht
Das beſte Maͤdel haͤtt.
Der Juͤngſte der darunter,
Der ſprach da auch ſehr munter,
Wie ihm noch geſtern ſpaͤt
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/41>, abgerufen am 30.12.2024.
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