"Die hoch dein Lieb vergütet, "Der werthe Gast dein Leid und Last "Wird nehmen mit von hinnen, "Das Mägdlein gut, bringt dir den Muth, "Laß uns all drey gewinnen."
2. Der lustige Geselle.
Frische Liedlein.
Die Sonn die ist verblichen, Die Stern sind aufgegangn, Die Nacht, die kommt geschlichen, Frau Nachtigal mit ihrem Sang, Der Mond ist aufgegangen, Da ruft ein Wächter gut: "Und welcher hat Verlangen, "Und ist mit Lieb umfangen, "Der mach sich auf die Fahrt!"
Das erhöret ein Geselle, Der schreit dem Wächter zu: "Ach Wächter traut Geselle, "Gib deinen Rath dazu, "Wie ich das soll angreifen, "Daß ich käm vor die Thür?" "Gar heimlich sollst du schleichen, "Ehe der Wächter thät pfeifen, "Daß man dich gar nicht spür."
„Die hoch dein Lieb verguͤtet, „Der werthe Gaſt dein Leid und Laſt „Wird nehmen mit von hinnen, „Das Maͤgdlein gut, bringt dir den Muth, „Laß uns all drey gewinnen.“
2. Der luſtige Geſelle.
Friſche Liedlein.
Die Sonn die iſt verblichen, Die Stern ſind aufgegangn, Die Nacht, die kommt geſchlichen, Frau Nachtigal mit ihrem Sang, Der Mond iſt aufgegangen, Da ruft ein Waͤchter gut: „Und welcher hat Verlangen, „Und iſt mit Lieb umfangen, „Der mach ſich auf die Fahrt!“
Das erhoͤret ein Geſelle, Der ſchreit dem Waͤchter zu: „Ach Waͤchter traut Geſelle, „Gib deinen Rath dazu, „Wie ich das ſoll angreifen, „Daß ich kaͤm vor die Thuͤr?“ „Gar heimlich ſollſt du ſchleichen, „Ehe der Waͤchter thaͤt pfeifen, „Daß man dich gar nicht ſpuͤr.“
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[389[399]/0408]
„Die hoch dein Lieb verguͤtet,
„Der werthe Gaſt dein Leid und Laſt
„Wird nehmen mit von hinnen,
„Das Maͤgdlein gut, bringt dir den Muth,
„Laß uns all drey gewinnen.“
2. Der luſtige Geſelle.
Friſche Liedlein.
Die Sonn die iſt verblichen,
Die Stern ſind aufgegangn,
Die Nacht, die kommt geſchlichen,
Frau Nachtigal mit ihrem Sang,
Der Mond iſt aufgegangen,
Da ruft ein Waͤchter gut:
„Und welcher hat Verlangen,
„Und iſt mit Lieb umfangen,
„Der mach ſich auf die Fahrt!“
Das erhoͤret ein Geſelle,
Der ſchreit dem Waͤchter zu:
„Ach Waͤchter traut Geſelle,
„Gib deinen Rath dazu,
„Wie ich das ſoll angreifen,
„Daß ich kaͤm vor die Thuͤr?“
„Gar heimlich ſollſt du ſchleichen,
„Ehe der Waͤchter thaͤt pfeifen,
„Daß man dich gar nicht ſpuͤr.“
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 389[399]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/408>, abgerufen am 30.12.2024.
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