Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806."Ihr rührt mich, Alter, bis zu Zähren, "O sagt, wie hieß der Mann? "Damit mein Herz auch ihn verehren "Und ihn beneiden kann." "Man hieß ihn nur den tapfern Walter, "Dort lag sein Gut am Rhein." "Das war mein Ahne, lieber Alter, "Und jenes Gut ist mein! "Kommt, Freund! Ihr sollt bey mir nun leben, "Vergesset eure Noth, "Kommt, trinkt mit mir von Walters Reben "Und eßt von Walters Brod." "Nun top! Ihr seyd sein wahrer Erbe, "Ich ziehe morgen ein, "Und euer Lohn soll wenn ich sterbe "Die Türkenpfeife seyn!" Schwere Wacht. 1. Jungfrau und Wächter. Aus einer Sammlung ungedruckter Minnelieder im Besitz von C. B. Von hoher Art ein Fräulein zart, Hört ich dem Wächter klagen, Aus Herzens-Qual, zum erstenmal Wollt sie die Liebe wagen, Sie sprach: "Geselle mein Ungefälle „Ihr ruͤhrt mich, Alter, bis zu Zaͤhren, „O ſagt, wie hieß der Mann? „Damit mein Herz auch ihn verehren „Und ihn beneiden kann.“ „Man hieß ihn nur den tapfern Walter, „Dort lag ſein Gut am Rhein.“ „Das war mein Ahne, lieber Alter, „Und jenes Gut iſt mein! „Kommt, Freund! Ihr ſollt bey mir nun leben, „Vergeſſet eure Noth, „Kommt, trinkt mit mir von Walters Reben „Und eßt von Walters Brod.“ „Nun top! Ihr ſeyd ſein wahrer Erbe, „Ich ziehe morgen ein, „Und euer Lohn ſoll wenn ich ſterbe „Die Tuͤrkenpfeife ſeyn!“ Schwere Wacht. 1. Jungfrau und Waͤchter. Aus einer Sammlung ungedruckter Minnelieder im Beſitz von C. B. Von hoher Art ein Fraͤulein zart, Hoͤrt ich dem Waͤchter klagen, Aus Herzens-Qual, zum erſtenmal Wollt ſie die Liebe wagen, Sie ſprach: „Geſelle mein Ungefaͤlle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0405" n="386[396]"/> <lg n="12"> <l>„Ihr ruͤhrt mich, Alter, bis zu Zaͤhren,</l><lb/> <l>„O ſagt, wie hieß der Mann?</l><lb/> <l>„Damit mein Herz auch ihn verehren</l><lb/> <l>„Und ihn beneiden kann.“</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>„Man hieß ihn nur den tapfern Walter,</l><lb/> <l>„Dort lag ſein Gut am Rhein.“</l><lb/> <l>„Das war mein Ahne, lieber Alter,</l><lb/> <l>„Und jenes Gut iſt mein!</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>„Kommt, Freund! Ihr ſollt bey mir nun leben,</l><lb/> <l>„Vergeſſet eure Noth,</l><lb/> <l>„Kommt, trinkt mit mir von Walters Reben</l><lb/> <l>„Und eßt von Walters Brod.“</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>„Nun top! Ihr ſeyd ſein wahrer Erbe,</l><lb/> <l>„Ich ziehe morgen ein,</l><lb/> <l>„Und euer Lohn ſoll wenn ich ſterbe</l><lb/> <l>„Die Tuͤrkenpfeife ſeyn!“</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Schwere Wacht</hi>.</head><lb/> <div n="3"> <head>1. <hi rendition="#g">Jungfrau und Waͤchter</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">Aus einer Sammlung ungedruckter Minnelieder im Beſitz von C. B.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">V</hi>on hoher Art ein Fraͤulein zart,</l><lb/> <l>Hoͤrt ich dem Waͤchter klagen,</l><lb/> <l>Aus Herzens-Qual, zum erſtenmal</l><lb/> <l>Wollt ſie die Liebe wagen,</l><lb/> <l>Sie ſprach: „Geſelle mein Ungefaͤlle</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [386[396]/0405]
„Ihr ruͤhrt mich, Alter, bis zu Zaͤhren,
„O ſagt, wie hieß der Mann?
„Damit mein Herz auch ihn verehren
„Und ihn beneiden kann.“
„Man hieß ihn nur den tapfern Walter,
„Dort lag ſein Gut am Rhein.“
„Das war mein Ahne, lieber Alter,
„Und jenes Gut iſt mein!
„Kommt, Freund! Ihr ſollt bey mir nun leben,
„Vergeſſet eure Noth,
„Kommt, trinkt mit mir von Walters Reben
„Und eßt von Walters Brod.“
„Nun top! Ihr ſeyd ſein wahrer Erbe,
„Ich ziehe morgen ein,
„Und euer Lohn ſoll wenn ich ſterbe
„Die Tuͤrkenpfeife ſeyn!“
Schwere Wacht.
1. Jungfrau und Waͤchter.
Aus einer Sammlung ungedruckter Minnelieder im Beſitz von C. B.
Von hoher Art ein Fraͤulein zart,
Hoͤrt ich dem Waͤchter klagen,
Aus Herzens-Qual, zum erſtenmal
Wollt ſie die Liebe wagen,
Sie ſprach: „Geſelle mein Ungefaͤlle
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