Mit Lust thät ich ausreiten Durch einen grünen Wald, Darin da hört ich singen, Drey Vöglein wohlgestalt. Und sind es nicht drey Vögelein, So sind's drey Fräulein fein; Soll mir das ein nicht werden, So gilts das Leben mein.
Die Abendstrahlen breiten Das Goldnetz übern Wald, Und ihm entgegen streiten Die Vöglein, daß es schallt; Ich stehe auf der Lauer, Ich harr auf dunkle Nacht, Es hat der Abendschauer Ihr Herz wohl weich gemacht.
Ins Jubelhorn ich stosse, Das Firmament wird klar, Ich steige von dem Rosse Und zähl die Vögelschaar. Die ein ist schwarzbraun Anne, Die andre Bärbelein, Die dritt hat keinen Namen, Die soll des Jägers seyn.
22.
Naͤchtliche Jagd.
Muͤndlich.
Mit Luſt thaͤt ich ausreiten Durch einen gruͤnen Wald, Darin da hoͤrt ich ſingen, Drey Voͤglein wohlgeſtalt. Und ſind es nicht drey Voͤgelein, So ſind's drey Fraͤulein fein; Soll mir das ein nicht werden, So gilts das Leben mein.
Die Abendſtrahlen breiten Das Goldnetz uͤbern Wald, Und ihm entgegen ſtreiten Die Voͤglein, daß es ſchallt; Ich ſtehe auf der Lauer, Ich harr auf dunkle Nacht, Es hat der Abendſchauer Ihr Herz wohl weich gemacht.
Ins Jubelhorn ich ſtoſſe, Das Firmament wird klar, Ich ſteige von dem Roſſe Und zaͤhl die Voͤgelſchaar. Die ein iſt ſchwarzbraun Anne, Die andre Baͤrbelein, Die dritt hat keinen Namen, Die ſoll des Jaͤgers ſeyn.
22.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0346"n="327[337]"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Naͤchtliche Jagd</hi>.</head><lb/><prendition="#c">Muͤndlich.</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">M</hi>it Luſt thaͤt ich ausreiten</l><lb/><l>Durch einen gruͤnen Wald,</l><lb/><l>Darin da hoͤrt ich ſingen,</l><lb/><l>Drey Voͤglein wohlgeſtalt.</l><lb/><l>Und ſind es nicht drey Voͤgelein,</l><lb/><l>So ſind's drey Fraͤulein fein;</l><lb/><l>Soll mir das ein nicht werden,</l><lb/><l>So gilts das Leben mein.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Die Abendſtrahlen breiten</l><lb/><l>Das Goldnetz uͤbern Wald,</l><lb/><l>Und ihm entgegen ſtreiten</l><lb/><l>Die Voͤglein, daß es ſchallt;</l><lb/><l>Ich ſtehe auf der Lauer,</l><lb/><l>Ich harr auf dunkle Nacht,</l><lb/><l>Es hat der Abendſchauer</l><lb/><l>Ihr Herz wohl weich gemacht.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Ins Jubelhorn ich ſtoſſe,</l><lb/><l>Das Firmament wird klar,</l><lb/><l>Ich ſteige von dem Roſſe</l><lb/><l>Und zaͤhl die Voͤgelſchaar.</l><lb/><l>Die ein iſt ſchwarzbraun Anne,</l><lb/><l>Die andre Baͤrbelein,</l><lb/><l>Die dritt hat keinen Namen,</l><lb/><l>Die ſoll des Jaͤgers ſeyn.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">22.</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[327[337]/0346]
Naͤchtliche Jagd.
Muͤndlich.
Mit Luſt thaͤt ich ausreiten
Durch einen gruͤnen Wald,
Darin da hoͤrt ich ſingen,
Drey Voͤglein wohlgeſtalt.
Und ſind es nicht drey Voͤgelein,
So ſind's drey Fraͤulein fein;
Soll mir das ein nicht werden,
So gilts das Leben mein.
Die Abendſtrahlen breiten
Das Goldnetz uͤbern Wald,
Und ihm entgegen ſtreiten
Die Voͤglein, daß es ſchallt;
Ich ſtehe auf der Lauer,
Ich harr auf dunkle Nacht,
Es hat der Abendſchauer
Ihr Herz wohl weich gemacht.
Ins Jubelhorn ich ſtoſſe,
Das Firmament wird klar,
Ich ſteige von dem Roſſe
Und zaͤhl die Voͤgelſchaar.
Die ein iſt ſchwarzbraun Anne,
Die andre Baͤrbelein,
Die dritt hat keinen Namen,
Die ſoll des Jaͤgers ſeyn.
22.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 327[337]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/346>, abgerufen am 19.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.