Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
Nächtliche Jagd.

Mündlich.

Mit Lust thät ich ausreiten
Durch einen grünen Wald,
Darin da hört ich singen,
Drey Vöglein wohlgestalt.
Und sind es nicht drey Vögelein,
So sind's drey Fräulein fein;
Soll mir das ein nicht werden,
So gilts das Leben mein.
Die Abendstrahlen breiten
Das Goldnetz übern Wald,
Und ihm entgegen streiten
Die Vöglein, daß es schallt;
Ich stehe auf der Lauer,
Ich harr auf dunkle Nacht,
Es hat der Abendschauer
Ihr Herz wohl weich gemacht.
Ins Jubelhorn ich stosse,
Das Firmament wird klar,
Ich steige von dem Rosse
Und zähl die Vögelschaar.
Die ein ist schwarzbraun Anne,
Die andre Bärbelein,
Die dritt hat keinen Namen,
Die soll des Jägers seyn.

22.
Naͤchtliche Jagd.

Muͤndlich.

Mit Luſt thaͤt ich ausreiten
Durch einen gruͤnen Wald,
Darin da hoͤrt ich ſingen,
Drey Voͤglein wohlgeſtalt.
Und ſind es nicht drey Voͤgelein,
So ſind's drey Fraͤulein fein;
Soll mir das ein nicht werden,
So gilts das Leben mein.
Die Abendſtrahlen breiten
Das Goldnetz uͤbern Wald,
Und ihm entgegen ſtreiten
Die Voͤglein, daß es ſchallt;
Ich ſtehe auf der Lauer,
Ich harr auf dunkle Nacht,
Es hat der Abendſchauer
Ihr Herz wohl weich gemacht.
Ins Jubelhorn ich ſtoſſe,
Das Firmament wird klar,
Ich ſteige von dem Roſſe
Und zaͤhl die Voͤgelſchaar.
Die ein iſt ſchwarzbraun Anne,
Die andre Baͤrbelein,
Die dritt hat keinen Namen,
Die ſoll des Jaͤgers ſeyn.

22.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0346" n="327[337]"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Na&#x0364;chtliche Jagd</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">Mu&#x0364;ndlich.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">M</hi>it Lu&#x017F;t tha&#x0364;t ich ausreiten</l><lb/>
              <l>Durch einen gru&#x0364;nen Wald,</l><lb/>
              <l>Darin da ho&#x0364;rt ich &#x017F;ingen,</l><lb/>
              <l>Drey Vo&#x0364;glein wohlge&#x017F;talt.</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ind es nicht drey Vo&#x0364;gelein,</l><lb/>
              <l>So &#x017F;ind's drey Fra&#x0364;ulein fein;</l><lb/>
              <l>Soll mir das ein nicht werden,</l><lb/>
              <l>So gilts das Leben mein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Die Abend&#x017F;trahlen breiten</l><lb/>
              <l>Das Goldnetz u&#x0364;bern Wald,</l><lb/>
              <l>Und ihm entgegen &#x017F;treiten</l><lb/>
              <l>Die Vo&#x0364;glein, daß es &#x017F;challt;</l><lb/>
              <l>Ich &#x017F;tehe auf der Lauer,</l><lb/>
              <l>Ich harr auf dunkle Nacht,</l><lb/>
              <l>Es hat der Abend&#x017F;chauer</l><lb/>
              <l>Ihr Herz wohl weich gemacht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ins Jubelhorn ich &#x017F;to&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Das Firmament wird klar,</l><lb/>
              <l>Ich &#x017F;teige von dem Ro&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
              <l>Und za&#x0364;hl die Vo&#x0364;gel&#x017F;chaar.</l><lb/>
              <l>Die ein i&#x017F;t &#x017F;chwarzbraun Anne,</l><lb/>
              <l>Die andre Ba&#x0364;rbelein,</l><lb/>
              <l>Die dritt hat keinen Namen,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;oll des Ja&#x0364;gers &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">22.</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327[337]/0346] Naͤchtliche Jagd. Muͤndlich. Mit Luſt thaͤt ich ausreiten Durch einen gruͤnen Wald, Darin da hoͤrt ich ſingen, Drey Voͤglein wohlgeſtalt. Und ſind es nicht drey Voͤgelein, So ſind's drey Fraͤulein fein; Soll mir das ein nicht werden, So gilts das Leben mein. Die Abendſtrahlen breiten Das Goldnetz uͤbern Wald, Und ihm entgegen ſtreiten Die Voͤglein, daß es ſchallt; Ich ſtehe auf der Lauer, Ich harr auf dunkle Nacht, Es hat der Abendſchauer Ihr Herz wohl weich gemacht. Ins Jubelhorn ich ſtoſſe, Das Firmament wird klar, Ich ſteige von dem Roſſe Und zaͤhl die Voͤgelſchaar. Die ein iſt ſchwarzbraun Anne, Die andre Baͤrbelein, Die dritt hat keinen Namen, Die ſoll des Jaͤgers ſeyn. 22.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/346
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 327[337]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/346>, abgerufen am 21.12.2024.