Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite

"O Babele liebes Babele mein,
"Jezt hab i' mi' dungen in Flandern ein."

Das Babele lief wohl hinters Haus,
Es greint sich schier sein Aeugele aus:
"O Babele, thu doch nit so sehr,
"I' will ja wieder kommen zu dir!
"Und komm ich übers Jahr nit heim,
"So will ich dir schreiben ein Briefelein.
"Darinnen soll geschrieben stehn:
"Ich will min Babele wieder sehn!"


Der eifersüchtige Knabe.

Herder's Volkslieder. I. B. S. 38. aus dem Elsasso.

Es stehen drey Stern' am Himmel,
Die geben der Lieb' ihren Schein:
"Gott grüß euch, schönes Jungfräulein,
"Wo bind' ich mein Rösselein hin?"
"Nimm du es, dein Rößlein, beim Zügel, beim Zaum,
"Bind's an den Feigenbaum.
"Setz dich ein' kleine Weile nieder,
"Und mach mir eine kleine Kurzweil."
"Ich kann und mag nicht sitzen,
"Mag auch nicht lustig seyn,
"Mein Herz ist mir betrübet,
"Feinslieb von wegen dein."

„O Babele liebes Babele mein,
„Jezt hab i' mi' dungen in Flandern ein.“

Das Babele lief wohl hinters Haus,
Es greint ſich ſchier ſein Aeugele aus:
„O Babele, thu doch nit ſo ſehr,
„I' will ja wieder kommen zu dir!
„Und komm ich uͤbers Jahr nit heim,
„So will ich dir ſchreiben ein Briefelein.
„Darinnen ſoll geſchrieben ſtehn:
„Ich will min Babele wieder ſehn!“


Der eiferſuͤchtige Knabe.

Herder's Volkslieder. I. B. S. 38. aus dem Elſaſſo.

Es ſtehen drey Stern' am Himmel,
Die geben der Lieb' ihren Schein:
„Gott gruͤß euch, ſchoͤnes Jungfraͤulein,
„Wo bind' ich mein Roͤſſelein hin?“
„Nimm du es, dein Roͤßlein, beim Zuͤgel, beim Zaum,
„Bind's an den Feigenbaum.
„Setz dich ein' kleine Weile nieder,
„Und mach mir eine kleine Kurzweil.“
„Ich kann und mag nicht ſitzen,
„Mag auch nicht luſtig ſeyn,
„Mein Herz iſt mir betruͤbet,
„Feinslieb von wegen dein.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="5">
              <pb facs="#f0301" n="282[292]"/>
              <l>&#x201E;O Babele liebes Babele mein,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Jezt hab i' mi' dungen in Flandern ein.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Das Babele lief wohl hinters Haus,</l><lb/>
              <l>Es greint &#x017F;ich &#x017F;chier &#x017F;ein Aeugele aus:</l><lb/>
              <l>&#x201E;O Babele, thu doch nit &#x017F;o &#x017F;ehr,</l><lb/>
              <l>&#x201E;I' will ja wieder kommen zu dir!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>&#x201E;Und komm ich u&#x0364;bers Jahr nit heim,</l><lb/>
              <l>&#x201E;So will ich dir &#x017F;chreiben ein Briefelein.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Darinnen &#x017F;oll ge&#x017F;chrieben &#x017F;tehn:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ich will min Babele wieder &#x017F;ehn!&#x201C;</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Der eifer&#x017F;u&#x0364;chtige Knabe</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">Herder's Volkslieder. <hi rendition="#aq">I.</hi> B. S. 38. aus dem El&#x017F;a&#x017F;&#x017F;o.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>s &#x017F;tehen drey Stern' am Himmel,</l><lb/>
              <l>Die geben der Lieb' ihren Schein:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Gott gru&#x0364;ß euch, &#x017F;cho&#x0364;nes Jungfra&#x0364;ulein,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wo bind' ich mein Ro&#x0364;&#x017F;&#x017F;elein hin?&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>&#x201E;Nimm du es, dein Ro&#x0364;ßlein, beim Zu&#x0364;gel, beim Zaum,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Bind's an den Feigenbaum.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Setz dich ein' kleine Weile nieder,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Und mach mir eine kleine Kurzweil.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>&#x201E;Ich kann und mag nicht &#x017F;itzen,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Mag auch nicht lu&#x017F;tig &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Mein Herz i&#x017F;t mir betru&#x0364;bet,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Feinslieb von wegen dein.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282[292]/0301] „O Babele liebes Babele mein, „Jezt hab i' mi' dungen in Flandern ein.“ Das Babele lief wohl hinters Haus, Es greint ſich ſchier ſein Aeugele aus: „O Babele, thu doch nit ſo ſehr, „I' will ja wieder kommen zu dir! „Und komm ich uͤbers Jahr nit heim, „So will ich dir ſchreiben ein Briefelein. „Darinnen ſoll geſchrieben ſtehn: „Ich will min Babele wieder ſehn!“ Der eiferſuͤchtige Knabe. Herder's Volkslieder. I. B. S. 38. aus dem Elſaſſo. Es ſtehen drey Stern' am Himmel, Die geben der Lieb' ihren Schein: „Gott gruͤß euch, ſchoͤnes Jungfraͤulein, „Wo bind' ich mein Roͤſſelein hin?“ „Nimm du es, dein Roͤßlein, beim Zuͤgel, beim Zaum, „Bind's an den Feigenbaum. „Setz dich ein' kleine Weile nieder, „Und mach mir eine kleine Kurzweil.“ „Ich kann und mag nicht ſitzen, „Mag auch nicht luſtig ſeyn, „Mein Herz iſt mir betruͤbet, „Feinslieb von wegen dein.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/301
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 282[292]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/301>, abgerufen am 21.12.2024.