Phönix, der edle Vogel werth, Hat seines Gleichen nicht auf Erd,
Um seinen Hals ist's goldgelb klar, Sein Leib und Flügel Purpur gar;
Hat auf dem Haupte eine Kron, Der höchste Baum sein hoher Thron.
Er wohnt und lebet lang allein, Dann stellen sich viel Vögel ein.
Die Vögel sammeln für ihn frey Den Weihrauch und die Specerey,
Von edlem Holz wohlriechend Aest, Sie machen aus dem alln ein Nest.
Dann schwingt er drüber sein Gefieder Am Sonnenglanze auf und nieder.
Wenn er das Rauchwerk so gezündt, Die Flamme sich zur Höhe windt.
Dann läßt er sich herab zur Gluth, Verbrennt sich willig wohlgemuth.
Alsdann in seiner Asche wird Ein leuchtend Würmlein erst formirt,
Darnach ein Vogel rein und pur, Dem vor gen gleich in der Natur.
Vogel Phoͤnix.
Aus einem alten Buche ohne Titel.
Phoͤnix, der edle Vogel werth, Hat ſeines Gleichen nicht auf Erd,
Um ſeinen Hals iſt's goldgelb klar, Sein Leib und Fluͤgel Purpur gar;
Hat auf dem Haupte eine Kron, Der hoͤchſte Baum ſein hoher Thron.
Er wohnt und lebet lang allein, Dann ſtellen ſich viel Voͤgel ein.
Die Voͤgel ſammeln fuͤr ihn frey Den Weihrauch und die Specerey,
Von edlem Holz wohlriechend Aeſt, Sie machen aus dem alln ein Neſt.
Dann ſchwingt er druͤber ſein Gefieder Am Sonnenglanze auf und nieder.
Wenn er das Rauchwerk ſo gezuͤndt, Die Flamme ſich zur Hoͤhe windt.
Dann laͤßt er ſich herab zur Gluth, Verbrennt ſich willig wohlgemuth.
Alsdann in ſeiner Aſche wird Ein leuchtend Wuͤrmlein erſt formirt,
Darnach ein Vogel rein und pur, Dem vor gen gleich in der Natur.
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Vogel Phoͤnix.
Aus einem alten Buche ohne Titel.
Phoͤnix, der edle Vogel werth,
Hat ſeines Gleichen nicht auf Erd,
Um ſeinen Hals iſt's goldgelb klar,
Sein Leib und Fluͤgel Purpur gar;
Hat auf dem Haupte eine Kron,
Der hoͤchſte Baum ſein hoher Thron.
Er wohnt und lebet lang allein,
Dann ſtellen ſich viel Voͤgel ein.
Die Voͤgel ſammeln fuͤr ihn frey
Den Weihrauch und die Specerey,
Von edlem Holz wohlriechend Aeſt,
Sie machen aus dem alln ein Neſt.
Dann ſchwingt er druͤber ſein Gefieder
Am Sonnenglanze auf und nieder.
Wenn er das Rauchwerk ſo gezuͤndt,
Die Flamme ſich zur Hoͤhe windt.
Dann laͤßt er ſich herab zur Gluth,
Verbrennt ſich willig wohlgemuth.
Alsdann in ſeiner Aſche wird
Ein leuchtend Wuͤrmlein erſt formirt,
Darnach ein Vogel rein und pur,
Dem vor gen gleich in der Natur.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/270>, abgerufen am 16.07.2024.
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