Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.Vogel Phönix. Aus einem alten Buche ohne Titel. Phönix, der edle Vogel werth, Hat seines Gleichen nicht auf Erd, Um seinen Hals ist's goldgelb klar, Sein Leib und Flügel Purpur gar; Hat auf dem Haupte eine Kron, Der höchste Baum sein hoher Thron. Er wohnt und lebet lang allein, Dann stellen sich viel Vögel ein. Die Vögel sammeln für ihn frey Den Weihrauch und die Specerey, Von edlem Holz wohlriechend Aest, Sie machen aus dem alln ein Nest. Dann schwingt er drüber sein Gefieder Am Sonnenglanze auf und nieder. Wenn er das Rauchwerk so gezündt, Die Flamme sich zur Höhe windt. Dann läßt er sich herab zur Gluth, Verbrennt sich willig wohlgemuth. Alsdann in seiner Asche wird Ein leuchtend Würmlein erst formirt, Darnach ein Vogel rein und pur, Dem vor gen gleich in der Natur. Vogel Phoͤnix. Aus einem alten Buche ohne Titel. Phoͤnix, der edle Vogel werth, Hat ſeines Gleichen nicht auf Erd, Um ſeinen Hals iſt's goldgelb klar, Sein Leib und Fluͤgel Purpur gar; Hat auf dem Haupte eine Kron, Der hoͤchſte Baum ſein hoher Thron. Er wohnt und lebet lang allein, Dann ſtellen ſich viel Voͤgel ein. Die Voͤgel ſammeln fuͤr ihn frey Den Weihrauch und die Specerey, Von edlem Holz wohlriechend Aeſt, Sie machen aus dem alln ein Neſt. Dann ſchwingt er druͤber ſein Gefieder Am Sonnenglanze auf und nieder. Wenn er das Rauchwerk ſo gezuͤndt, Die Flamme ſich zur Hoͤhe windt. Dann laͤßt er ſich herab zur Gluth, Verbrennt ſich willig wohlgemuth. Alsdann in ſeiner Aſche wird Ein leuchtend Wuͤrmlein erſt formirt, Darnach ein Vogel rein und pur, Dem vor gen gleich in der Natur. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0270" n="261"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Vogel Phoͤnix</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">Aus einem alten Buche ohne Titel.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">P</hi>hoͤnix, der edle Vogel werth,</l><lb/> <l>Hat ſeines Gleichen nicht auf Erd,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Um ſeinen Hals iſt's goldgelb klar,</l><lb/> <l>Sein Leib und Fluͤgel Purpur gar;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Hat auf dem Haupte eine Kron,</l><lb/> <l>Der hoͤchſte Baum ſein hoher Thron.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Er wohnt und lebet lang allein,</l><lb/> <l>Dann ſtellen ſich viel Voͤgel ein.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Voͤgel ſammeln fuͤr ihn frey</l><lb/> <l>Den Weihrauch und die Specerey,</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Von edlem Holz wohlriechend Aeſt,</l><lb/> <l>Sie machen aus dem alln ein Neſt.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Dann ſchwingt er druͤber ſein Gefieder</l><lb/> <l>Am Sonnenglanze auf und nieder.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Wenn er das Rauchwerk ſo gezuͤndt,</l><lb/> <l>Die Flamme ſich zur Hoͤhe windt.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Dann laͤßt er ſich herab zur Gluth,</l><lb/> <l>Verbrennt ſich willig wohlgemuth.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Alsdann in ſeiner Aſche wird</l><lb/> <l>Ein leuchtend Wuͤrmlein erſt formirt,</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Darnach ein Vogel rein und pur,</l><lb/> <l>Dem vor gen gleich in der Natur.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [261/0270]
Vogel Phoͤnix.
Aus einem alten Buche ohne Titel.
Phoͤnix, der edle Vogel werth,
Hat ſeines Gleichen nicht auf Erd,
Um ſeinen Hals iſt's goldgelb klar,
Sein Leib und Fluͤgel Purpur gar;
Hat auf dem Haupte eine Kron,
Der hoͤchſte Baum ſein hoher Thron.
Er wohnt und lebet lang allein,
Dann ſtellen ſich viel Voͤgel ein.
Die Voͤgel ſammeln fuͤr ihn frey
Den Weihrauch und die Specerey,
Von edlem Holz wohlriechend Aeſt,
Sie machen aus dem alln ein Neſt.
Dann ſchwingt er druͤber ſein Gefieder
Am Sonnenglanze auf und nieder.
Wenn er das Rauchwerk ſo gezuͤndt,
Die Flamme ſich zur Hoͤhe windt.
Dann laͤßt er ſich herab zur Gluth,
Verbrennt ſich willig wohlgemuth.
Alsdann in ſeiner Aſche wird
Ein leuchtend Wuͤrmlein erſt formirt,
Darnach ein Vogel rein und pur,
Dem vor gen gleich in der Natur.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |