Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806."Halt an! Halt an am Klosterthor! "Ruf mir mein Lieb heraus!" Da kam die ältste Nonn hervor, "Mein Lieb soll kommen heraus. "Kein Feinslieb ist hier innen, "Kein Feinslieb kann heraus." "Und wenn kein Feinslieb drinnen ist, "So steck ich an das Haus." Da kam Feinslieb gegangen, Schneeweis war sie gekleidt: "Mein Haar ist abgeschnitten, "Leb wohl in Ewigkeit!" Er vor dem Kloster niedersaß, Und sah ins tiefe, tiefe Thal, Versprang ihm wohl sein römisch Glas, Versprang ihm wohl sein Herz. Rosmarien. Mündlich. Es wollt die Jungfrau früh aufstehn, Wollt in des Vaters Garten gehn, Roth Röslein wollt sie brechen ab, Davon wollt sie sich machen, Ein Kränzelein wohl schön. Es sollt ihr Hochzeitskränzlein seyn: "Dem feinen Knab, dem Knaben mein, „Halt an! Halt an am Kloſterthor! „Ruf mir mein Lieb heraus!“ Da kam die aͤltſte Nonn hervor, „Mein Lieb ſoll kommen heraus. „Kein Feinslieb iſt hier innen, „Kein Feinslieb kann heraus.“ „Und wenn kein Feinslieb drinnen iſt, „So ſteck ich an das Haus.“ Da kam Feinslieb gegangen, Schneeweis war ſie gekleidt: „Mein Haar iſt abgeſchnitten, „Leb wohl in Ewigkeit!“ Er vor dem Kloſter niederſaß, Und ſah ins tiefe, tiefe Thal, Verſprang ihm wohl ſein roͤmiſch Glas, Verſprang ihm wohl ſein Herz. Rosmarien. Muͤndlich. Es wollt die Jungfrau fruͤh aufſtehn, Wollt in des Vaters Garten gehn, Roth Roͤslein wollt ſie brechen ab, Davon wollt ſie ſich machen, Ein Kraͤnzelein wohl ſchoͤn. Es ſollt ihr Hochzeitskraͤnzlein ſeyn: „Dem feinen Knab, dem Knaben mein, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0267" n="258"/> <lg n="7"> <l>„Halt an! Halt an am Kloſterthor!</l><lb/> <l>„Ruf mir mein Lieb heraus!“</l><lb/> <l>Da kam die aͤltſte Nonn hervor,</l><lb/> <l>„Mein Lieb ſoll kommen heraus.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>„Kein Feinslieb iſt hier innen,</l><lb/> <l>„Kein Feinslieb kann heraus.“</l><lb/> <l>„Und wenn kein Feinslieb drinnen iſt,</l><lb/> <l>„So ſteck ich an das Haus.“</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Da kam Feinslieb gegangen,</l><lb/> <l>Schneeweis war ſie gekleidt:</l><lb/> <l>„Mein Haar iſt abgeſchnitten,</l><lb/> <l>„Leb wohl in Ewigkeit!“</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Er vor dem Kloſter niederſaß,</l><lb/> <l>Und ſah ins tiefe, tiefe Thal,</l><lb/> <l>Verſprang ihm wohl ſein roͤmiſch Glas,</l><lb/> <l>Verſprang ihm wohl ſein Herz.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Rosmarien</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">Muͤndlich.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s wollt die Jungfrau fruͤh aufſtehn,</l><lb/> <l>Wollt in des Vaters Garten gehn,</l><lb/> <l>Roth Roͤslein wollt ſie brechen ab,</l><lb/> <l>Davon wollt ſie ſich machen,</l><lb/> <l>Ein Kraͤnzelein wohl ſchoͤn.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es ſollt ihr Hochzeitskraͤnzlein ſeyn:</l><lb/> <l>„Dem feinen Knab, dem Knaben mein,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0267]
„Halt an! Halt an am Kloſterthor!
„Ruf mir mein Lieb heraus!“
Da kam die aͤltſte Nonn hervor,
„Mein Lieb ſoll kommen heraus.
„Kein Feinslieb iſt hier innen,
„Kein Feinslieb kann heraus.“
„Und wenn kein Feinslieb drinnen iſt,
„So ſteck ich an das Haus.“
Da kam Feinslieb gegangen,
Schneeweis war ſie gekleidt:
„Mein Haar iſt abgeſchnitten,
„Leb wohl in Ewigkeit!“
Er vor dem Kloſter niederſaß,
Und ſah ins tiefe, tiefe Thal,
Verſprang ihm wohl ſein roͤmiſch Glas,
Verſprang ihm wohl ſein Herz.
Rosmarien.
Muͤndlich.
Es wollt die Jungfrau fruͤh aufſtehn,
Wollt in des Vaters Garten gehn,
Roth Roͤslein wollt ſie brechen ab,
Davon wollt ſie ſich machen,
Ein Kraͤnzelein wohl ſchoͤn.
Es ſollt ihr Hochzeitskraͤnzlein ſeyn:
„Dem feinen Knab, dem Knaben mein,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |