Gassenhauer, Reuter und Bergliedlein, christlich verändert durch Dokter Knausten. Frankfurt am Mayn 1571. S. 27.
Es wollt ein Jäger jagen, Dort wohl vor jenem Holz, Was sah er auf der Heiden? Drey Fräulein hübsch und stolz.
Die erste hieß Frau Glaube, Frau Liebe hieß die zweyt, Frau Hoffnung hieß die dritte, Des Jägers wollt sie seyn.
Er nahm sie in der Mitte, Sprach: "Hoffnung nicht von mir laß!" Schwanks hinter sich zurücke, Wohl auf sein hohes Roß.
Es führt sie gar behende Wohl durch das grüne Gras, Behielts bis an sein Ende, Und nimmer reut ihm das.
Hoffnung macht nicht zu Schanden, Im Glauben fest an Gott, Dem Nächsten geht zu Handen die Liebe in der Noth.
Hoffnung, Liebe und Glaube, Die schönen Schwestern drey, Wenn ich die Lieb anschaue, Ich sag die größt sie sey.
Drey Schweſtern, Glaube, Liebe, Hoffnung.
Gaſſenhauer, Reuter und Bergliedlein, chriſtlich veraͤndert durch Dokter Knauſten. Frankfurt am Mayn 1571. S. 27.
Es wollt ein Jaͤger jagen, Dort wohl vor jenem Holz, Was ſah er auf der Heiden? Drey Fraͤulein huͤbſch und ſtolz.
Die erſte hieß Frau Glaube, Frau Liebe hieß die zweyt, Frau Hoffnung hieß die dritte, Des Jaͤgers wollt ſie ſeyn.
Er nahm ſie in der Mitte, Sprach: „Hoffnung nicht von mir laß!“ Schwanks hinter ſich zuruͤcke, Wohl auf ſein hohes Roß.
Es fuͤhrt ſie gar behende Wohl durch das gruͤne Gras, Behielts bis an ſein Ende, Und nimmer reut ihm das.
Hoffnung macht nicht zu Schanden, Im Glauben feſt an Gott, Dem Naͤchſten geht zu Handen die Liebe in der Noth.
Hoffnung, Liebe und Glaube, Die ſchoͤnen Schweſtern drey, Wenn ich die Lieb anſchaue, Ich ſag die groͤßt ſie ſey.
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Drey Schweſtern, Glaube, Liebe, Hoffnung.
Gaſſenhauer, Reuter und Bergliedlein, chriſtlich veraͤndert durch Dokter
Knauſten. Frankfurt am Mayn 1571. S. 27.
Es wollt ein Jaͤger jagen,
Dort wohl vor jenem Holz,
Was ſah er auf der Heiden?
Drey Fraͤulein huͤbſch und ſtolz.
Die erſte hieß Frau Glaube,
Frau Liebe hieß die zweyt,
Frau Hoffnung hieß die dritte,
Des Jaͤgers wollt ſie ſeyn.
Er nahm ſie in der Mitte,
Sprach: „Hoffnung nicht von mir laß!“
Schwanks hinter ſich zuruͤcke,
Wohl auf ſein hohes Roß.
Es fuͤhrt ſie gar behende
Wohl durch das gruͤne Gras,
Behielts bis an ſein Ende,
Und nimmer reut ihm das.
Hoffnung macht nicht zu Schanden,
Im Glauben feſt an Gott,
Dem Naͤchſten geht zu Handen
die Liebe in der Noth.
Hoffnung, Liebe und Glaube,
Die ſchoͤnen Schweſtern drey,
Wenn ich die Lieb anſchaue,
Ich ſag die groͤßt ſie ſey.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/148>, abgerufen am 22.02.2025.
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