Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Oscar Linke. Wann todreif unser Leib zerbricht, Dies sei unser Leben, Unser Ideal, Heut und morgen, zu jeder Frist, Bis die Erde geworden ist Ein heiliger Riesentempel des Gral! Atlantis. Originalbeitrag. Heilige Zukunftsschaaren, des Sängers Gruß euch! Einen Wurfspeer schleudert er, voller Ahnung, Durch das Nachtgraun, lichtere Schimmer sehend, Seinen Gesang hin! Laßt der Weisheit düstere Rabenstimme Von dem niemals endenden Elend krächzen, Was so hoffnungsfröhlich das Herz durchzittert, Muß sich entfalten. Still und langsam windet sich hin die Raupe, Aber heimlich spüret sie schon die Flügel, Die sie einst als schillernden Falter tragen Ueber die Auen. Ja, nur ein Ziel leuchte den Erdensöhnen! Ha, nur ein Ziel singet, ihr heil'gen Dichter: "Edler Freiheit flüchtig gewährte, goldne Fülle hienieden!" Nimmermehr auf anderen Lichtgefilden, Welche noch kein sterblicher Blick durchmessen, Sollst du aufblühn, süßester Traum der Menschheit, Sonnig Atlantis! Unter uns vom perlenden Thau des Aethers Wonnesanft umschmeichelt, erblüh' den Enkeln, Welche fromm wie wandelnde Blumen leben, Bilden und schaffen! Oscar Linke. Wann todreif unſer Leib zerbricht, Dies ſei unſer Leben, Unſer Ideal, Heut und morgen, zu jeder Friſt, Bis die Erde geworden iſt Ein heiliger Rieſentempel des Gral! Atlantis. Originalbeitrag. Heilige Zukunftsſchaaren, des Sängers Gruß euch! Einen Wurfſpeer ſchleudert er, voller Ahnung, Durch das Nachtgraun, lichtere Schimmer ſehend, Seinen Geſang hin! Laßt der Weisheit düſtere Rabenſtimme Von dem niemals endenden Elend krächzen, Was ſo hoffnungsfröhlich das Herz durchzittert, Muß ſich entfalten. Still und langſam windet ſich hin die Raupe, Aber heimlich ſpüret ſie ſchon die Flügel, Die ſie einſt als ſchillernden Falter tragen Ueber die Auen. Ja, nur ein Ziel leuchte den Erdenſöhnen! Ha, nur ein Ziel ſinget, ihr heil’gen Dichter: „Edler Freiheit flüchtig gewährte, goldne Fülle hienieden!“ Nimmermehr auf anderen Lichtgefilden, Welche noch kein ſterblicher Blick durchmeſſen, Sollſt du aufblühn, ſüßeſter Traum der Menſchheit, Sonnig Atlantis! Unter uns vom perlenden Thau des Aethers Wonneſanft umſchmeichelt, erblüh’ den Enkeln, Welche fromm wie wandelnde Blumen leben, Bilden und ſchaffen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb n="34" facs="#f0052"/> <fw type="header" place="top">Oscar Linke.</fw><lb/> <l>Wann todreif unſer Leib zerbricht,</l><lb/> <l>Dies ſei unſer Leben,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Unſer</hi> Ideal,</l><lb/> <l>Heut und morgen, zu jeder Friſt,</l><lb/> <l>Bis die Erde geworden iſt</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ein</hi> heiliger Rieſentempel des Gral!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Atlantis</hi>.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Heilige Zukunftsſchaaren, des Sängers Gruß euch!</l><lb/> <l>Einen Wurfſpeer ſchleudert er, voller Ahnung,</l><lb/> <l>Durch das Nachtgraun, lichtere Schimmer ſehend,</l><lb/> <l>Seinen Geſang hin!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Laßt der Weisheit düſtere Rabenſtimme</l><lb/> <l>Von dem niemals endenden Elend krächzen,</l><lb/> <l>Was ſo hoffnungsfröhlich das Herz durchzittert,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Muß</hi> ſich entfalten.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Still und langſam windet ſich hin die Raupe,</l><lb/> <l>Aber heimlich ſpüret ſie ſchon die Flügel,</l><lb/> <l>Die ſie einſt als ſchillernden Falter tragen</l><lb/> <l>Ueber die Auen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ja, nur ein Ziel leuchte den Erdenſöhnen!</l><lb/> <l>Ha, nur ein Ziel ſinget, ihr heil’gen Dichter:</l><lb/> <l>„Edler Freiheit flüchtig gewährte, goldne</l><lb/> <l>Fülle hienieden!“</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Nimmermehr auf anderen Lichtgefilden,</l><lb/> <l>Welche noch kein ſterblicher Blick durchmeſſen,</l><lb/> <l>Sollſt du aufblühn, ſüßeſter Traum der Menſchheit,</l><lb/> <l>Sonnig Atlantis!</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Unter uns vom perlenden Thau des Aethers</l><lb/> <l>Wonneſanft umſchmeichelt, erblüh’ den Enkeln,</l><lb/> <l>Welche fromm wie wandelnde Blumen leben,</l><lb/> <l>Bilden und ſchaffen!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0052]
Oscar Linke.
Wann todreif unſer Leib zerbricht,
Dies ſei unſer Leben,
Unſer Ideal,
Heut und morgen, zu jeder Friſt,
Bis die Erde geworden iſt
Ein heiliger Rieſentempel des Gral!
Atlantis.
Originalbeitrag.
Heilige Zukunftsſchaaren, des Sängers Gruß euch!
Einen Wurfſpeer ſchleudert er, voller Ahnung,
Durch das Nachtgraun, lichtere Schimmer ſehend,
Seinen Geſang hin!
Laßt der Weisheit düſtere Rabenſtimme
Von dem niemals endenden Elend krächzen,
Was ſo hoffnungsfröhlich das Herz durchzittert,
Muß ſich entfalten.
Still und langſam windet ſich hin die Raupe,
Aber heimlich ſpüret ſie ſchon die Flügel,
Die ſie einſt als ſchillernden Falter tragen
Ueber die Auen.
Ja, nur ein Ziel leuchte den Erdenſöhnen!
Ha, nur ein Ziel ſinget, ihr heil’gen Dichter:
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Zitationshilfe: | Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/52>, abgerufen am 01.03.2025. |