Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Oscar Linke. Und hörst du, was die Welle Noch heute traurig singt? Was traurig wiederhallend Zum hohen Norden klingt? "Hier schlummert in zwei Särgen Ein goldner Kaisertraum, Der einst umspannen wollte Den ganzen Erdenraum." Gralworte. Originalbeitrag. Ueber dem Dichten und Denken und Träumen, Singen und Bilden und Bauen und Malen Lasset uns nimmer säumen, Uns, vom heiligen Geiste berufen, Näher zu jenes Heiligthums Stufen Die Völker zu führen, aus welchem strahlen Als letzter und schönster Erdenlohn Erlösung und Frieden hienieden schon. Der lockende Traum, der uns umtanzt, Von welchem immer die Menschen reden, Als Eldorado, Atlantis, Eden -- Er ward uns in die Seele gepflanzt, Daß wir d'ran hangen und d'ran glauben; Nicht Noth, Nicht Tod Soll dieses himmlischste Kleinod rauben. In ihm zu weben, Mit ihm zu streben, Ihn weiter zu geben, Den hehren Gedanken, wie Kerzenlicht, 3
Oscar Linke. Und hörſt du, was die Welle Noch heute traurig ſingt? Was traurig wiederhallend Zum hohen Norden klingt? „Hier ſchlummert in zwei Särgen Ein goldner Kaiſertraum, Der einſt umſpannen wollte Den ganzen Erdenraum.“ Gralworte. Originalbeitrag. Ueber dem Dichten und Denken und Träumen, Singen und Bilden und Bauen und Malen Laſſet uns nimmer ſäumen, Uns, vom heiligen Geiſte berufen, Näher zu jenes Heiligthums Stufen Die Völker zu führen, aus welchem ſtrahlen Als letzter und ſchönſter Erdenlohn Erlöſung und Frieden hienieden ſchon. Der lockende Traum, der uns umtanzt, Von welchem immer die Menſchen reden, Als Eldorado, Atlantis, Eden — Er ward uns in die Seele gepflanzt, Daß wir d’ran hangen und d’ran glauben; Nicht Noth, Nicht Tod Soll dieſes himmliſchſte Kleinod rauben. In ihm zu weben, Mit ihm zu ſtreben, Ihn weiter zu geben, Den hehren Gedanken, wie Kerzenlicht, 3
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Oscar Linke.
Und hörſt du, was die Welle
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Zum hohen Norden klingt?
„Hier ſchlummert in zwei Särgen
Ein goldner Kaiſertraum,
Der einſt umſpannen wollte
Den ganzen Erdenraum.“
Gralworte.
Originalbeitrag.
Ueber dem Dichten und Denken und Träumen,
Singen und Bilden und Bauen und Malen
Laſſet uns nimmer ſäumen,
Uns, vom heiligen Geiſte berufen,
Näher zu jenes Heiligthums Stufen
Die Völker zu führen, aus welchem ſtrahlen
Als letzter und ſchönſter Erdenlohn
Erlöſung und Frieden hienieden ſchon.
Der lockende Traum, der uns umtanzt,
Von welchem immer die Menſchen reden,
Als Eldorado, Atlantis, Eden —
Er ward uns in die Seele gepflanzt,
Daß wir d’ran hangen und d’ran glauben;
Nicht Noth,
Nicht Tod
Soll dieſes himmliſchſte Kleinod rauben.
In ihm zu weben,
Mit ihm zu ſtreben,
Ihn weiter zu geben,
Den hehren Gedanken, wie Kerzenlicht,
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Zitationshilfe: | Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/51>, abgerufen am 01.03.2025. |