Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Karl Henckell. Die sich selbst nur lebten, Werden opfernd gut, Die da feindlich strebten, Knüpft der Liebe Gluth. Alle engverbunden Ringen kühn empor, Bis der Kranz gefunden, Den der Mensch erkor: Auf des Lebens Flusse Hinzuzieh'n beglückt, Selig im Genusse, Der den Geist entzückt. Schwankend ragen ... Originalbeitrag. Schwankend ragen finst're Bäume, Durch die Lüfte zieht es schaurig, Alte, tiefe, dunk'le Träume Zittern durch die Seele traurig. Welke Blätter rascheln stöhnend, Was am Mark verdorrt, muß brechen, Steinern Schicksal schlägt uns höhnend, Was verschuldet, muß sich rächen. Ach, die nächtig schweren Sorgen Wohnen wachend im Gemüthe, Und die Sünde liegt verborgen In dem Keim der schönsten Blüthe. Karl Henckell. Die ſich ſelbſt nur lebten, Werden opfernd gut, Die da feindlich ſtrebten, Knüpft der Liebe Gluth. Alle engverbunden Ringen kühn empor, Bis der Kranz gefunden, Den der Menſch erkor: Auf des Lebens Fluſſe Hinzuzieh’n beglückt, Selig im Genuſſe, Der den Geiſt entzückt. Schwankend ragen … Originalbeitrag. Schwankend ragen finſt’re Bäume, Durch die Lüfte zieht es ſchaurig, Alte, tiefe, dunk’le Träume Zittern durch die Seele traurig. Welke Blätter raſcheln ſtöhnend, Was am Mark verdorrt, muß brechen, Steinern Schickſal ſchlägt uns höhnend, Was verſchuldet, muß ſich rächen. Ach, die nächtig ſchweren Sorgen Wohnen wachend im Gemüthe, Und die Sünde liegt verborgen In dem Keim der ſchönſten Blüthe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0302" n="284"/> <fw place="top" type="header">Karl Henckell.</fw><lb/> <lg n="2"> <l>Die ſich ſelbſt nur lebten,</l><lb/> <l>Werden opfernd gut,</l><lb/> <l>Die da feindlich ſtrebten,</l><lb/> <l>Knüpft der Liebe Gluth.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Alle engverbunden</l><lb/> <l>Ringen kühn empor,</l><lb/> <l>Bis der Kranz gefunden,</l><lb/> <l>Den der Menſch erkor:</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Auf des Lebens Fluſſe</l><lb/> <l>Hinzuzieh’n beglückt,</l><lb/> <l>Selig im Genuſſe,</l><lb/> <l>Der den Geiſt entzückt.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schwankend ragen …</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Schwankend ragen finſt’re Bäume,</l><lb/> <l>Durch die Lüfte zieht es ſchaurig,</l><lb/> <l>Alte, tiefe, dunk’le Träume</l><lb/> <l>Zittern durch die Seele traurig.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Welke Blätter raſcheln ſtöhnend,</l><lb/> <l>Was am Mark verdorrt, muß brechen,</l><lb/> <l>Steinern Schickſal ſchlägt uns höhnend,</l><lb/> <l>Was verſchuldet, muß ſich rächen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ach, die nächtig ſchweren Sorgen</l><lb/> <l>Wohnen wachend im Gemüthe,</l><lb/> <l>Und die Sünde liegt verborgen</l><lb/> <l>In dem Keim der ſchönſten Blüthe.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [284/0302]
Karl Henckell.
Die ſich ſelbſt nur lebten,
Werden opfernd gut,
Die da feindlich ſtrebten,
Knüpft der Liebe Gluth.
Alle engverbunden
Ringen kühn empor,
Bis der Kranz gefunden,
Den der Menſch erkor:
Auf des Lebens Fluſſe
Hinzuzieh’n beglückt,
Selig im Genuſſe,
Der den Geiſt entzückt.
Schwankend ragen …
Originalbeitrag.
Schwankend ragen finſt’re Bäume,
Durch die Lüfte zieht es ſchaurig,
Alte, tiefe, dunk’le Träume
Zittern durch die Seele traurig.
Welke Blätter raſcheln ſtöhnend,
Was am Mark verdorrt, muß brechen,
Steinern Schickſal ſchlägt uns höhnend,
Was verſchuldet, muß ſich rächen.
Ach, die nächtig ſchweren Sorgen
Wohnen wachend im Gemüthe,
Und die Sünde liegt verborgen
In dem Keim der ſchönſten Blüthe.
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