Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

Bild:
<< vorherige Seite
Karl Henckell.
Kein holdes Lied berührt sein Ohr,
Durch das die Sorge gellt,
Kein Dichter öffnet ihm das Thor
Zu einer bessern Welt.
Der Hammer sinkt, die Esse sprüht,
Das Eisen in der Flamme glüht.
Wohl nagt am Herzen weh und wund
Ihm oft sein bitt'res Loos,
Dann bricht ein Fluch aus trotz'gem Mund,
Verschlungen vom Getos.
Der Hammer sinkt, die Esse sprüht,
Das Eisen in der Flamme glüht.
Das ist ein rauhes Weltgebot,
Auf ewig Herr und Knecht,
Das Auge blitzt, das Feuer loht --
Ihr Herren, seid gerecht!
Der Hammer sinkt, die Esse sprüht,
Das Eisen in der Flamme glüht.
"Und wenn ein Gott im Himmel nicht
Den bangen Ruf versteht,
Dann stürm' herein, du Weltgericht,
Wo alles untergeht!"
Der Hammer sinkt, die Esse sprüht,
Das Eisen in der Flamme glüht.


Wunsch.
Die Amseln singen,
Mit sanften Schwingen
Säuselt der Wind.
Dem Tod entronnen!
Du Licht der Sonnen,
Labe mich lind!

Karl Henckell.
Kein holdes Lied berührt ſein Ohr,
Durch das die Sorge gellt,
Kein Dichter öffnet ihm das Thor
Zu einer beſſern Welt.
Der Hammer ſinkt, die Eſſe ſprüht,
Das Eiſen in der Flamme glüht.
Wohl nagt am Herzen weh und wund
Ihm oft ſein bitt’res Loos,
Dann bricht ein Fluch aus trotz’gem Mund,
Verſchlungen vom Getos.
Der Hammer ſinkt, die Eſſe ſprüht,
Das Eiſen in der Flamme glüht.
Das iſt ein rauhes Weltgebot,
Auf ewig Herr und Knecht,
Das Auge blitzt, das Feuer loht —
Ihr Herren, ſeid gerecht!
Der Hammer ſinkt, die Eſſe ſprüht,
Das Eiſen in der Flamme glüht.
„Und wenn ein Gott im Himmel nicht
Den bangen Ruf verſteht,
Dann ſtürm’ herein, du Weltgericht,
Wo alles untergeht!“
Der Hammer ſinkt, die Eſſe ſprüht,
Das Eiſen in der Flamme glüht.


Wunſch.
Die Amſeln ſingen,
Mit ſanften Schwingen
Säuſelt der Wind.
Dem Tod entronnen!
Du Licht der Sonnen,
Labe mich lind!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0299" n="281"/>
            <fw place="top" type="header">Karl Henckell.</fw><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Kein holdes Lied berührt &#x017F;ein Ohr,</l><lb/>
              <l>Durch das die Sorge gellt,</l><lb/>
              <l>Kein Dichter öffnet ihm das Thor</l><lb/>
              <l>Zu einer be&#x017F;&#x017F;ern Welt.</l><lb/>
              <l>Der Hammer &#x017F;inkt, die E&#x017F;&#x017F;e &#x017F;prüht,</l><lb/>
              <l>Das Ei&#x017F;en in der Flamme glüht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Wohl nagt am Herzen weh und wund</l><lb/>
              <l>Ihm oft &#x017F;ein bitt&#x2019;res Loos,</l><lb/>
              <l>Dann bricht ein Fluch aus trotz&#x2019;gem Mund,</l><lb/>
              <l>Ver&#x017F;chlungen vom Getos.</l><lb/>
              <l>Der Hammer &#x017F;inkt, die E&#x017F;&#x017F;e &#x017F;prüht,</l><lb/>
              <l>Das Ei&#x017F;en in der Flamme glüht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Das i&#x017F;t ein rauhes Weltgebot,</l><lb/>
              <l>Auf ewig Herr und Knecht,</l><lb/>
              <l>Das Auge blitzt, das Feuer loht &#x2014;</l><lb/>
              <l>Ihr Herren, &#x017F;eid gerecht!</l><lb/>
              <l>Der Hammer &#x017F;inkt, die E&#x017F;&#x017F;e &#x017F;prüht,</l><lb/>
              <l>Das Ei&#x017F;en in der Flamme glüht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>&#x201E;Und wenn ein Gott im Himmel nicht</l><lb/>
              <l>Den bangen Ruf ver&#x017F;teht,</l><lb/>
              <l>Dann &#x017F;türm&#x2019; herein, du Weltgericht,</l><lb/>
              <l>Wo alles untergeht!&#x201C;</l><lb/>
              <l>Der Hammer &#x017F;inkt, die E&#x017F;&#x017F;e &#x017F;prüht,</l><lb/>
              <l>Das Ei&#x017F;en in der Flamme glüht.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wun&#x017F;ch.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Die Am&#x017F;eln &#x017F;ingen,</l><lb/>
              <l>Mit &#x017F;anften Schwingen</l><lb/>
              <l>Säu&#x017F;elt der Wind.</l><lb/>
              <l>Dem Tod entronnen!</l><lb/>
              <l>Du Licht der Sonnen,</l><lb/>
              <l>Labe mich lind!</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0299] Karl Henckell. Kein holdes Lied berührt ſein Ohr, Durch das die Sorge gellt, Kein Dichter öffnet ihm das Thor Zu einer beſſern Welt. Der Hammer ſinkt, die Eſſe ſprüht, Das Eiſen in der Flamme glüht. Wohl nagt am Herzen weh und wund Ihm oft ſein bitt’res Loos, Dann bricht ein Fluch aus trotz’gem Mund, Verſchlungen vom Getos. Der Hammer ſinkt, die Eſſe ſprüht, Das Eiſen in der Flamme glüht. Das iſt ein rauhes Weltgebot, Auf ewig Herr und Knecht, Das Auge blitzt, das Feuer loht — Ihr Herren, ſeid gerecht! Der Hammer ſinkt, die Eſſe ſprüht, Das Eiſen in der Flamme glüht. „Und wenn ein Gott im Himmel nicht Den bangen Ruf verſteht, Dann ſtürm’ herein, du Weltgericht, Wo alles untergeht!“ Der Hammer ſinkt, die Eſſe ſprüht, Das Eiſen in der Flamme glüht. Wunſch. Die Amſeln ſingen, Mit ſanften Schwingen Säuſelt der Wind. Dem Tod entronnen! Du Licht der Sonnen, Labe mich lind!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/299
Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/299>, abgerufen am 21.11.2024.