Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Karl Henckell. Morgengruß. Originalbeitrag. Tief getaucht in Sonnengluthen Ragt des Berges Haupt empor, Lichtgewirkte Schleier fluthen, Niederwallt der Silberflor. Hoch am Nacken seh' ich schwellen Süßer Reben Perlenreihn, Aus den Brüsten seh' ich quellen Milden, kraftgezeugten Wein. Bäume schatten früchteprangend, Vollbelastet deinen Fuß, Frohen Blickes dich umfangend Biet' ich dir den Morgengruß. Sei gegrüßt, vom Morgenstrahle Glanzumwob'nes Vaterland! Leuchtest auf mit einem Male, Seit der Dämm'rung Schatten schwand. Ha, wie strebt dein Haupt erhoben Zu des Lichtes Wunderquell'! Reicher Segen strömt von oben, Und die Früchte reifen schnell. Wie der Seele bitt'res Leiden Deine Herrlichkeit versüßt! Größ'res ahnend laßt mich scheiden -- Deutschland, Mutter, sei gegrüßt! Berliner Abendbild. Wagen rollen in langen Reih'n, Magisch leuchtet der blaue Schein. Bannt mich arabische Zaubermacht? Tageshelle in dunkler Nacht! Karl Henckell. Morgengruß. Originalbeitrag. Tief getaucht in Sonnengluthen Ragt des Berges Haupt empor, Lichtgewirkte Schleier fluthen, Niederwallt der Silberflor. Hoch am Nacken ſeh’ ich ſchwellen Süßer Reben Perlenreihn, Aus den Brüſten ſeh’ ich quellen Milden, kraftgezeugten Wein. Bäume ſchatten früchteprangend, Vollbelaſtet deinen Fuß, Frohen Blickes dich umfangend Biet’ ich dir den Morgengruß. Sei gegrüßt, vom Morgenſtrahle Glanzumwob’nes Vaterland! Leuchteſt auf mit einem Male, Seit der Dämm’rung Schatten ſchwand. Ha, wie ſtrebt dein Haupt erhoben Zu des Lichtes Wunderquell’! Reicher Segen ſtrömt von oben, Und die Früchte reifen ſchnell. Wie der Seele bitt’res Leiden Deine Herrlichkeit verſüßt! Größ’res ahnend laßt mich ſcheiden — Deutſchland, Mutter, ſei gegrüßt! Berliner Abendbild. Wagen rollen in langen Reih’n, Magiſch leuchtet der blaue Schein. Bannt mich arabiſche Zaubermacht? Tageshelle in dunkler Nacht! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0296" n="278"/> <fw place="top" type="header">Karl Henckell.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Morgengruß</hi>.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Tief getaucht in Sonnengluthen</l><lb/> <l>Ragt des Berges Haupt empor,</l><lb/> <l>Lichtgewirkte Schleier fluthen,</l><lb/> <l>Niederwallt der Silberflor.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Hoch am Nacken ſeh’ ich ſchwellen</l><lb/> <l>Süßer Reben Perlenreihn,</l><lb/> <l>Aus den Brüſten ſeh’ ich quellen</l><lb/> <l>Milden, kraftgezeugten Wein.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Bäume ſchatten früchteprangend,</l><lb/> <l>Vollbelaſtet deinen Fuß,</l><lb/> <l>Frohen Blickes dich umfangend</l><lb/> <l>Biet’ ich dir den Morgengruß.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Sei gegrüßt, vom Morgenſtrahle</l><lb/> <l>Glanzumwob’nes Vaterland!</l><lb/> <l>Leuchteſt auf mit einem Male,</l><lb/> <l>Seit der Dämm’rung Schatten ſchwand.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ha, wie ſtrebt dein Haupt erhoben</l><lb/> <l>Zu des Lichtes Wunderquell’!</l><lb/> <l>Reicher Segen ſtrömt von oben,</l><lb/> <l>Und die Früchte reifen ſchnell.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wie der Seele bitt’res Leiden</l><lb/> <l>Deine Herrlichkeit verſüßt!</l><lb/> <l>Größ’res ahnend laßt mich ſcheiden —</l><lb/> <l>Deutſchland, Mutter, ſei gegrüßt!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Berliner Abendbild.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wagen rollen in langen Reih’n,</l><lb/> <l>Magiſch leuchtet der blaue Schein.</l><lb/> <l>Bannt mich arabiſche Zaubermacht?</l><lb/> <l>Tageshelle in dunkler Nacht!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [278/0296]
Karl Henckell.
Morgengruß.
Originalbeitrag.
Tief getaucht in Sonnengluthen
Ragt des Berges Haupt empor,
Lichtgewirkte Schleier fluthen,
Niederwallt der Silberflor.
Hoch am Nacken ſeh’ ich ſchwellen
Süßer Reben Perlenreihn,
Aus den Brüſten ſeh’ ich quellen
Milden, kraftgezeugten Wein.
Bäume ſchatten früchteprangend,
Vollbelaſtet deinen Fuß,
Frohen Blickes dich umfangend
Biet’ ich dir den Morgengruß.
Sei gegrüßt, vom Morgenſtrahle
Glanzumwob’nes Vaterland!
Leuchteſt auf mit einem Male,
Seit der Dämm’rung Schatten ſchwand.
Ha, wie ſtrebt dein Haupt erhoben
Zu des Lichtes Wunderquell’!
Reicher Segen ſtrömt von oben,
Und die Früchte reifen ſchnell.
Wie der Seele bitt’res Leiden
Deine Herrlichkeit verſüßt!
Größ’res ahnend laßt mich ſcheiden —
Deutſchland, Mutter, ſei gegrüßt!
Berliner Abendbild.
Wagen rollen in langen Reih’n,
Magiſch leuchtet der blaue Schein.
Bannt mich arabiſche Zaubermacht?
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