Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Wilhelm Arent. Wild preßt du ihn an die wogende Brust, Du giebst dich hin im Taumel der Lust. Für ewig scheidet von dir das Glück, Nie kehrt deine Munterkeit zurück. In Thränen stirbt deiner Seele Mai, In düstrer Verzweiflung dein Todesschrei. Frühlingsandacht. Aus tiefster Seele S. 49. Des Frühlings Stürme durchbrausen das Land ... Meine Seele durchlodert der Sehnsucht Brand. Es treibt mich hinaus in der Einsamkeit Dom, Ich kühle die Gluth in der Winde Strom. Versunken liegt die Erinnerung weit: Mich grüßt die Sonne der Ewigkeit. Die Bäche rauschen mir liebend zu, Die Vögel singen: sei glücklich auch du. Die Bäume neigen sich zum Willkomm', Süße Andacht erfüllt mich: Ich bin fromm. Tiefheiliger Schauer mich durchweht: Es weiht mich der Schöpfung Majestät. Ich sauge den Odem der Gottheit ein, Eins bin ich mit dem allewigen Sein. Zum Eingang. Aus tiefster Seele S. 1. Ein Priester sei der Dichter immerfort, Er wahre treu der Dichtung heiligen Hort. Im Rausch des Wahnsinns geb' er flammend kund: Die Offenbarung aus der Gottheit Mund. Ganz poch' in seiner Brust der Menschheit Herz, Ganz ström' er aus der Menschheit Lust und Schmerz. Er sei Prophet, der in der tiefsten Nacht Die Sehnsucht nach dem Lichte neu entfacht. Er sei ein König in der Schönheit Reich, Der sündigen Menschheit Heiland allzugleich. Wilhelm Arent. Wild preßt du ihn an die wogende Bruſt, Du giebſt dich hin im Taumel der Luſt. Für ewig ſcheidet von dir das Glück, Nie kehrt deine Munterkeit zurück. In Thränen ſtirbt deiner Seele Mai, In düſtrer Verzweiflung dein Todesſchrei. Frühlingsandacht. Aus tiefſter Seele S. 49. Des Frühlings Stürme durchbrauſen das Land … Meine Seele durchlodert der Sehnſucht Brand. Es treibt mich hinaus in der Einſamkeit Dom, Ich kühle die Gluth in der Winde Strom. Verſunken liegt die Erinnerung weit: Mich grüßt die Sonne der Ewigkeit. Die Bäche rauſchen mir liebend zu, Die Vögel ſingen: ſei glücklich auch du. Die Bäume neigen ſich zum Willkomm’, Süße Andacht erfüllt mich: Ich bin fromm. Tiefheiliger Schauer mich durchweht: Es weiht mich der Schöpfung Majeſtät. Ich ſauge den Odem der Gottheit ein, Eins bin ich mit dem allewigen Sein. Zum Eingang. Aus tiefſter Seele S. 1. Ein Prieſter ſei der Dichter immerfort, Er wahre treu der Dichtung heiligen Hort. Im Rauſch des Wahnſinns geb’ er flammend kund: Die Offenbarung aus der Gottheit Mund. Ganz poch’ in ſeiner Bruſt der Menſchheit Herz, Ganz ſtröm’ er aus der Menſchheit Luſt und Schmerz. Er ſei Prophet, der in der tiefſten Nacht Die Sehnſucht nach dem Lichte neu entfacht. Er ſei ein König in der Schönheit Reich, Der ſündigen Menſchheit Heiland allzugleich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0028" n="10"/> <fw place="top" type="header">Wilhelm Arent.</fw><lb/> <l>Wild preßt du ihn an die wogende Bruſt,</l><lb/> <l>Du giebſt dich hin im Taumel der Luſt.</l><lb/> <l>Für ewig ſcheidet von dir das Glück,</l><lb/> <l>Nie kehrt deine Munterkeit zurück.</l><lb/> <l>In Thränen ſtirbt deiner Seele Mai,</l><lb/> <l>In düſtrer Verzweiflung dein Todesſchrei.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Frühlingsandacht.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Aus tiefſter Seele S. 49.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Des Frühlings Stürme durchbrauſen das Land …</l><lb/> <l>Meine Seele durchlodert der Sehnſucht Brand.</l><lb/> <l>Es treibt mich hinaus in der Einſamkeit Dom,</l><lb/> <l>Ich kühle die Gluth in der Winde Strom.</l><lb/> <l>Verſunken liegt die Erinnerung weit:</l><lb/> <l>Mich grüßt die Sonne der Ewigkeit.</l><lb/> <l>Die Bäche rauſchen mir liebend zu,</l><lb/> <l>Die Vögel ſingen: ſei glücklich auch du.</l><lb/> <l>Die Bäume neigen ſich zum Willkomm’,</l><lb/> <l>Süße Andacht erfüllt mich: Ich bin fromm.</l><lb/> <l>Tiefheiliger Schauer mich durchweht:</l><lb/> <l>Es weiht mich der Schöpfung Majeſtät.</l><lb/> <l>Ich ſauge den Odem der Gottheit ein,</l><lb/> <l>Eins bin ich mit dem allewigen Sein.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zum Eingang.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Aus tiefſter Seele S. 1.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ein Prieſter ſei der Dichter immerfort,</l><lb/> <l>Er wahre treu der Dichtung heiligen Hort.</l><lb/> <l>Im Rauſch des Wahnſinns geb’ er flammend kund:</l><lb/> <l>Die Offenbarung aus der Gottheit Mund.</l><lb/> <l>Ganz poch’ in ſeiner Bruſt der Menſchheit Herz,</l><lb/> <l>Ganz ſtröm’ er aus der Menſchheit Luſt und Schmerz.</l><lb/> <l>Er ſei Prophet, der in der tiefſten Nacht</l><lb/> <l>Die Sehnſucht nach dem Lichte neu entfacht.</l><lb/> <l>Er ſei ein König in der Schönheit Reich,</l><lb/> <l>Der ſündigen Menſchheit Heiland allzugleich.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0028]
Wilhelm Arent.
Wild preßt du ihn an die wogende Bruſt,
Du giebſt dich hin im Taumel der Luſt.
Für ewig ſcheidet von dir das Glück,
Nie kehrt deine Munterkeit zurück.
In Thränen ſtirbt deiner Seele Mai,
In düſtrer Verzweiflung dein Todesſchrei.
Frühlingsandacht.
Aus tiefſter Seele S. 49.
Des Frühlings Stürme durchbrauſen das Land …
Meine Seele durchlodert der Sehnſucht Brand.
Es treibt mich hinaus in der Einſamkeit Dom,
Ich kühle die Gluth in der Winde Strom.
Verſunken liegt die Erinnerung weit:
Mich grüßt die Sonne der Ewigkeit.
Die Bäche rauſchen mir liebend zu,
Die Vögel ſingen: ſei glücklich auch du.
Die Bäume neigen ſich zum Willkomm’,
Süße Andacht erfüllt mich: Ich bin fromm.
Tiefheiliger Schauer mich durchweht:
Es weiht mich der Schöpfung Majeſtät.
Ich ſauge den Odem der Gottheit ein,
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Ein Prieſter ſei der Dichter immerfort,
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Die Offenbarung aus der Gottheit Mund.
Ganz poch’ in ſeiner Bruſt der Menſchheit Herz,
Ganz ſtröm’ er aus der Menſchheit Luſt und Schmerz.
Er ſei Prophet, der in der tiefſten Nacht
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Er ſei ein König in der Schönheit Reich,
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