Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

Bild:
<< vorherige Seite

Wilhelm Arent.

Unbegreiflich Heimathsehnen --
Strömt hervor mir heiße Thränen.
Seele möcht' den Leib' verlassen,
Möchte gern ein Ewiges fassen:
Das in süßem Friedgewähren
Sie entrückt in holde Sphären ...



Süße Gottestrunkenheit.

Gedichte 1883 S. 44.

Vorüber ist der Graus der Nacht,
Gebrochen ist des Sturmes Macht.
Wie weht die Morgenluft so lau!
Wie glitzert licht die grüne Au!
Ein jeder Bach, ein jeder Rain
Lockt weiter in die Welt hinein.
Ich bette mich in's weiche Moos,
Ich träume in des Waldes Schooß.
Rings duftet der Wachholderdorn,
Vor meinen Augen wogt das Korn,
Die Lerche jubilirt im Blau --
Nur sonniges Glück, wohin ich schau'.
In süßer Gottestrunkenheit
Dehnt sich die Seele frei und weit,
Sie möchte untertauchen ganz
In all' dem Duft, in all' dem Glanz.


Verrauscht.

Lieder des Leides 1882 S. 34.

Sturmwolken mir zu Häupten zieh'n,
Verweht der Vögel Melodien
Nach Südens Zauberlande;
Nur einige Blumen einsam blüh'n,
Im Sonnenstrahl sie nicht erglüh'n,
Nun welken sie im Sande.

Wilhelm Arent.

Unbegreiflich Heimathſehnen —
Strömt hervor mir heiße Thränen.
Seele möcht’ den Leib’ verlaſſen,
Möchte gern ein Ewiges faſſen:
Das in ſüßem Friedgewähren
Sie entrückt in holde Sphären …



Süße Gottestrunkenheit.

Gedichte 1883 S. 44.

Vorüber iſt der Graus der Nacht,
Gebrochen iſt des Sturmes Macht.
Wie weht die Morgenluft ſo lau!
Wie glitzert licht die grüne Au!
Ein jeder Bach, ein jeder Rain
Lockt weiter in die Welt hinein.
Ich bette mich in’s weiche Moos,
Ich träume in des Waldes Schooß.
Rings duftet der Wachholderdorn,
Vor meinen Augen wogt das Korn,
Die Lerche jubilirt im Blau —
Nur ſonniges Glück, wohin ich ſchau’.
In ſüßer Gottestrunkenheit
Dehnt ſich die Seele frei und weit,
Sie möchte untertauchen ganz
In all’ dem Duft, in all’ dem Glanz.


Verrauſcht.

Lieder des Leides 1882 S. 34.

Sturmwolken mir zu Häupten zieh’n,
Verweht der Vögel Melodien
Nach Südens Zauberlande;
Nur einige Blumen einſam blüh’n,
Im Sonnenſtrahl ſie nicht erglüh’n,
Nun welken ſie im Sande.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0023" n="5"/>
              <fw place="top" type="header">Wilhelm Arent.</fw><lb/>
              <l>Unbegreiflich Heimath&#x017F;ehnen &#x2014;</l><lb/>
              <l>Strömt hervor mir heiße Thränen.</l><lb/>
              <l>Seele möcht&#x2019; den Leib&#x2019; verla&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Möchte gern ein Ewiges fa&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
              <l>Das in &#x017F;üßem Friedgewähren</l><lb/>
              <l>Sie entrückt in holde Sphären &#x2026;</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Süße Gottestrunkenheit.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Gedichte 1883 S. 44.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Vorüber i&#x017F;t der Graus der Nacht,</l><lb/>
              <l>Gebrochen i&#x017F;t des Sturmes Macht.</l><lb/>
              <l>Wie weht die Morgenluft &#x017F;o lau!</l><lb/>
              <l>Wie glitzert licht die grüne Au!</l><lb/>
              <l>Ein jeder Bach, ein jeder Rain</l><lb/>
              <l>Lockt weiter in die Welt hinein.</l><lb/>
              <l>Ich bette mich in&#x2019;s weiche Moos,</l><lb/>
              <l>Ich träume in des Waldes Schooß.</l><lb/>
              <l>Rings duftet der Wachholderdorn,</l><lb/>
              <l>Vor meinen Augen wogt das Korn,</l><lb/>
              <l>Die Lerche jubilirt im Blau &#x2014;</l><lb/>
              <l>Nur &#x017F;onniges Glück, wohin ich &#x017F;chau&#x2019;.</l><lb/>
              <l>In &#x017F;üßer Gottestrunkenheit</l><lb/>
              <l>Dehnt &#x017F;ich die Seele frei und weit,</l><lb/>
              <l>Sie möchte untertauchen ganz</l><lb/>
              <l>In all&#x2019; dem Duft, in all&#x2019; dem Glanz.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Verrau&#x017F;cht.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Lieder des Leides 1882 S. 34.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Sturmwolken mir zu Häupten zieh&#x2019;n,</l><lb/>
              <l>Verweht der Vögel Melodien</l><lb/>
              <l>Nach Südens Zauberlande;</l><lb/>
              <l>Nur einige Blumen ein&#x017F;am blüh&#x2019;n,</l><lb/>
              <l>Im Sonnen&#x017F;trahl &#x017F;ie nicht erglüh&#x2019;n,</l><lb/>
              <l>Nun welken &#x017F;ie im Sande.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0023] Wilhelm Arent. Unbegreiflich Heimathſehnen — Strömt hervor mir heiße Thränen. Seele möcht’ den Leib’ verlaſſen, Möchte gern ein Ewiges faſſen: Das in ſüßem Friedgewähren Sie entrückt in holde Sphären … Süße Gottestrunkenheit. Gedichte 1883 S. 44. Vorüber iſt der Graus der Nacht, Gebrochen iſt des Sturmes Macht. Wie weht die Morgenluft ſo lau! Wie glitzert licht die grüne Au! Ein jeder Bach, ein jeder Rain Lockt weiter in die Welt hinein. Ich bette mich in’s weiche Moos, Ich träume in des Waldes Schooß. Rings duftet der Wachholderdorn, Vor meinen Augen wogt das Korn, Die Lerche jubilirt im Blau — Nur ſonniges Glück, wohin ich ſchau’. In ſüßer Gottestrunkenheit Dehnt ſich die Seele frei und weit, Sie möchte untertauchen ganz In all’ dem Duft, in all’ dem Glanz. Verrauſcht. Lieder des Leides 1882 S. 34. Sturmwolken mir zu Häupten zieh’n, Verweht der Vögel Melodien Nach Südens Zauberlande; Nur einige Blumen einſam blüh’n, Im Sonnenſtrahl ſie nicht erglüh’n, Nun welken ſie im Sande.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/23
Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/23>, abgerufen am 21.11.2024.