Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Heinrich Hart. Die Kinder, die am Wege Sich tummeln durch's Gehege, Sie reichen lächelnd mir die Hand. Die Winde, die da wehen, Die Wolken, die da gehen, Sie knüpfen mir ein rosig Band. Wie weit seid ihr entschwunden, Ihr sorgenschweren Stunden, Wie fern, wie fern liegt Kampf und Streit; Die Welt ist so voll Frieden, Als läg' sie abgeschieden -- Ein See in grüner Einsamkeit. Nun steh' ich an dem Hause, Vor meines Glückes Klause, Und meiner Freuden Inbrunst wird Gebet; Laß jedes Herz hienieden Durch Liebe finden Frieden, Du göttlich Feuer, das die Welt durchweht. Märznacht. 1884. Originalbeitrag. Nacht, in Deinem Mutterschoße Ruht der Lenz, ein stilles Kind, Weiß noch nicht, wie herrlich große Wonnen ihm beschieden sind. Seine Augen blicken staunend Auf die Erde, auf die Braut, Und von seinen Lippen raunend Klingt der erste Liebeslaut. Und die Erde hört ihn klingen, Breitet weit die Arme aus, Sehnsuchtsvolle Grüße dringen Heimlich in die Nacht hinaus. Heinrich Hart. Die Kinder, die am Wege Sich tummeln durch’s Gehege, Sie reichen lächelnd mir die Hand. Die Winde, die da wehen, Die Wolken, die da gehen, Sie knüpfen mir ein roſig Band. Wie weit ſeid ihr entſchwunden, Ihr ſorgenſchweren Stunden, Wie fern, wie fern liegt Kampf und Streit; Die Welt iſt ſo voll Frieden, Als läg’ ſie abgeſchieden — Ein See in grüner Einſamkeit. Nun ſteh’ ich an dem Hauſe, Vor meines Glückes Klauſe, Und meiner Freuden Inbrunſt wird Gebet; Laß jedes Herz hienieden Durch Liebe finden Frieden, Du göttlich Feuer, das die Welt durchweht. Märznacht. 1884. Originalbeitrag. Nacht, in Deinem Mutterſchoße Ruht der Lenz, ein ſtilles Kind, Weiß noch nicht, wie herrlich große Wonnen ihm beſchieden ſind. Seine Augen blicken ſtaunend Auf die Erde, auf die Braut, Und von ſeinen Lippen raunend Klingt der erſte Liebeslaut. Und die Erde hört ihn klingen, Breitet weit die Arme aus, Sehnſuchtsvolle Grüße dringen Heimlich in die Nacht hinaus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb n="190" facs="#f0208"/> <fw type="header" place="top">Heinrich Hart.</fw><lb/> <lg n="3"> <l>Die Kinder, die am Wege</l><lb/> <l>Sich tummeln durch’s Gehege,</l><lb/> <l>Sie reichen lächelnd mir die Hand.</l><lb/> <l>Die Winde, die da wehen,</l><lb/> <l>Die Wolken, die da gehen,</l><lb/> <l>Sie knüpfen mir ein roſig Band.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wie weit ſeid ihr entſchwunden,</l><lb/> <l>Ihr ſorgenſchweren Stunden,</l><lb/> <l>Wie fern, wie fern liegt Kampf und Streit;</l><lb/> <l>Die Welt iſt ſo voll Frieden,</l><lb/> <l>Als läg’ ſie abgeſchieden —</l><lb/> <l>Ein See in grüner Einſamkeit.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Nun ſteh’ ich an dem Hauſe,</l><lb/> <l>Vor meines Glückes Klauſe,</l><lb/> <l>Und meiner Freuden Inbrunſt wird Gebet;</l><lb/> <l>Laß jedes Herz hienieden</l><lb/> <l>Durch Liebe finden Frieden,</l><lb/> <l>Du göttlich Feuer, das die Welt durchweht.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Märznacht</hi>.</hi><lb/> 1884.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nacht, in Deinem Mutterſchoße</l><lb/> <l>Ruht der Lenz, ein ſtilles Kind,</l><lb/> <l>Weiß noch nicht, wie herrlich große</l><lb/> <l>Wonnen ihm beſchieden ſind.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Seine Augen blicken ſtaunend</l><lb/> <l>Auf die Erde, auf die Braut,</l><lb/> <l>Und von ſeinen Lippen raunend</l><lb/> <l>Klingt der erſte Liebeslaut.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und die Erde hört ihn klingen,</l><lb/> <l>Breitet weit die Arme aus,</l><lb/> <l>Sehnſuchtsvolle Grüße dringen</l><lb/> <l>Heimlich in die Nacht hinaus.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0208]
Heinrich Hart.
Die Kinder, die am Wege
Sich tummeln durch’s Gehege,
Sie reichen lächelnd mir die Hand.
Die Winde, die da wehen,
Die Wolken, die da gehen,
Sie knüpfen mir ein roſig Band.
Wie weit ſeid ihr entſchwunden,
Ihr ſorgenſchweren Stunden,
Wie fern, wie fern liegt Kampf und Streit;
Die Welt iſt ſo voll Frieden,
Als läg’ ſie abgeſchieden —
Ein See in grüner Einſamkeit.
Nun ſteh’ ich an dem Hauſe,
Vor meines Glückes Klauſe,
Und meiner Freuden Inbrunſt wird Gebet;
Laß jedes Herz hienieden
Durch Liebe finden Frieden,
Du göttlich Feuer, das die Welt durchweht.
Märznacht.
1884.
Originalbeitrag.
Nacht, in Deinem Mutterſchoße
Ruht der Lenz, ein ſtilles Kind,
Weiß noch nicht, wie herrlich große
Wonnen ihm beſchieden ſind.
Seine Augen blicken ſtaunend
Auf die Erde, auf die Braut,
Und von ſeinen Lippen raunend
Klingt der erſte Liebeslaut.
Und die Erde hört ihn klingen,
Breitet weit die Arme aus,
Sehnſuchtsvolle Grüße dringen
Heimlich in die Nacht hinaus.
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Zitationshilfe: | Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/208>, abgerufen am 01.03.2025. |