Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Heinrich Hart. Wir haben uns nichts geschworen, Kein Blutbund ging vorauf, Wir sind zu eins geboren, Ein Quell, zwei Ströme, ein Lauf. O Bruder, was auch das Leben Für uns ernstwebend schafft: Eins, eins sei unser Streben, Doch zwiefach unsre Kraft. Rings drängt so viele Kleinheit In tausend Herzen sich, Wuchernd prahlt rings Gemeinheit, Alle Sehnsucht schier erblich, Alle Sehnsucht nach des Schönen Unwandelbarem Licht, Nur Schwerter hör' ich dröhnen, Helle Lieder hör' ich nicht. O Bruder, da gilt's zu ringen Einig mit zwiefacher Kraft, -- Dann werden wir Balsam bringen Jeder Wunde, die fiebernd klafft, Dann werden mit brennenden Lettern Unsre Namen wir zeichnen ein Der Geschichte rauschenden Blättern, Und in der Herzen Schrein. Cäcilie. 1883. Deutsches Herz und deutscher Geist. Wenn Du es wüßtest, Was träumen heißt Von brennenden Küssen, Vom Wandern und Ruhen Mit der Geliebten, Aug' in Auge Und kosend und plaudernd -- Wenn Du es wüßtest, Du neigtest Dein Herz. Heinrich Hart. Wir haben uns nichts geſchworen, Kein Blutbund ging vorauf, Wir ſind zu eins geboren, Ein Quell, zwei Ströme, ein Lauf. O Bruder, was auch das Leben Für uns ernſtwebend ſchafft: Eins, eins ſei unſer Streben, Doch zwiefach unſre Kraft. Rings drängt ſo viele Kleinheit In tauſend Herzen ſich, Wuchernd prahlt rings Gemeinheit, Alle Sehnſucht ſchier erblich, Alle Sehnſucht nach des Schönen Unwandelbarem Licht, Nur Schwerter hör’ ich dröhnen, Helle Lieder hör’ ich nicht. O Bruder, da gilt’s zu ringen Einig mit zwiefacher Kraft, — Dann werden wir Balſam bringen Jeder Wunde, die fiebernd klafft, Dann werden mit brennenden Lettern Unſre Namen wir zeichnen ein Der Geſchichte rauſchenden Blättern, Und in der Herzen Schrein. Cäcilie. 1883. Deutſches Herz und deutſcher Geiſt. Wenn Du es wüßteſt, Was träumen heißt Von brennenden Küſſen, Vom Wandern und Ruhen Mit der Geliebten, Aug’ in Auge Und koſend und plaudernd — Wenn Du es wüßteſt, Du neigteſt Dein Herz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0206" n="188"/> <fw place="top" type="header">Heinrich Hart.</fw><lb/> <lg n="3"> <l>Wir haben uns nichts geſchworen,</l><lb/> <l>Kein Blutbund ging vorauf,</l><lb/> <l>Wir ſind zu eins geboren,</l><lb/> <l>Ein Quell, zwei Ströme, ein Lauf.</l><lb/> <l>O Bruder, was auch das Leben</l><lb/> <l>Für uns ernſtwebend ſchafft:</l><lb/> <l>Eins, eins ſei unſer Streben,</l><lb/> <l>Doch zwiefach unſre Kraft.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Rings drängt ſo viele Kleinheit</l><lb/> <l>In tauſend Herzen ſich,</l><lb/> <l>Wuchernd prahlt rings Gemeinheit,</l><lb/> <l>Alle Sehnſucht ſchier erblich,</l><lb/> <l>Alle Sehnſucht nach des Schönen</l><lb/> <l>Unwandelbarem Licht,</l><lb/> <l>Nur Schwerter hör’ ich dröhnen,</l><lb/> <l>Helle Lieder hör’ ich nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>O Bruder, da gilt’s zu ringen</l><lb/> <l>Einig mit zwiefacher Kraft, —</l><lb/> <l>Dann werden wir Balſam bringen</l><lb/> <l>Jeder Wunde, die fiebernd klafft,</l><lb/> <l>Dann werden mit brennenden Lettern</l><lb/> <l>Unſre Namen wir zeichnen ein</l><lb/> <l>Der Geſchichte rauſchenden Blättern,</l><lb/> <l>Und in der Herzen Schrein.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Cäcilie</hi>.</hi><lb/> 1883.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Deutſches Herz und deutſcher Geiſt.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wenn Du es wüßteſt,</l><lb/> <l>Was träumen heißt</l><lb/> <l>Von brennenden Küſſen,</l><lb/> <l>Vom Wandern und Ruhen</l><lb/> <l>Mit der Geliebten,</l><lb/> <l>Aug’ in Auge</l><lb/> <l>Und koſend und plaudernd —</l><lb/> <l>Wenn Du es wüßteſt,</l><lb/> <l>Du neigteſt Dein Herz.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0206]
Heinrich Hart.
Wir haben uns nichts geſchworen,
Kein Blutbund ging vorauf,
Wir ſind zu eins geboren,
Ein Quell, zwei Ströme, ein Lauf.
O Bruder, was auch das Leben
Für uns ernſtwebend ſchafft:
Eins, eins ſei unſer Streben,
Doch zwiefach unſre Kraft.
Rings drängt ſo viele Kleinheit
In tauſend Herzen ſich,
Wuchernd prahlt rings Gemeinheit,
Alle Sehnſucht ſchier erblich,
Alle Sehnſucht nach des Schönen
Unwandelbarem Licht,
Nur Schwerter hör’ ich dröhnen,
Helle Lieder hör’ ich nicht.
O Bruder, da gilt’s zu ringen
Einig mit zwiefacher Kraft, —
Dann werden wir Balſam bringen
Jeder Wunde, die fiebernd klafft,
Dann werden mit brennenden Lettern
Unſre Namen wir zeichnen ein
Der Geſchichte rauſchenden Blättern,
Und in der Herzen Schrein.
Cäcilie.
1883.
Deutſches Herz und deutſcher Geiſt.
Wenn Du es wüßteſt,
Was träumen heißt
Von brennenden Küſſen,
Vom Wandern und Ruhen
Mit der Geliebten,
Aug’ in Auge
Und koſend und plaudernd —
Wenn Du es wüßteſt,
Du neigteſt Dein Herz.
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