Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Heinrich Hart. Mein Ich hört nur den Schrei der eignen Noth, Du hörst in mir der Liebe Allgebot. Mein Ich sieht nur den Glimmer, nur den Schein, Du siehst in mir ins Herz der Welt hinein. Mein Ich fühlt nur, was schmeichelnd ihm behagt, Du fühlst in mir, was sich zu opfern wagt. Du zehrst an mir, wie Glut an Eisen zehrt, Du ruhst nicht, bis ich schlackenlos verklärt. Läßt Du von mir, bin ich ein Spiel, ein Spott; Mein Ich, erfüllt mit Dir, ist selber Gott. Meinem Bruder Julius. 1880. Musenalmanach für 1881. Aus einem Stamm entsprossen, Von einer Erde genährt, Auf Leben und Tod Genossen, Von einer Gluth verklärt -- So stehen wir beieinander Schulter an Schulter gelehnt, So führen wir aus selbander, Was jeder von uns ersehnt. Ohne Dich, Du lodernd Feuer, Erstarrte mir Hirn und Blut, -- Aus der Hand sänk' mir das Steuer, Spräch' mir Dein Mund nicht Muth. Ja, wir gehören zusammen, Wie Wind und Wellenschlag, Wie Himmel und Sternenflammen, Wie der Wald und der schäumende Bach. Heinrich Hart. Mein Ich hört nur den Schrei der eignen Noth, Du hörſt in mir der Liebe Allgebot. Mein Ich ſieht nur den Glimmer, nur den Schein, Du ſiehſt in mir ins Herz der Welt hinein. Mein Ich fühlt nur, was ſchmeichelnd ihm behagt, Du fühlſt in mir, was ſich zu opfern wagt. Du zehrſt an mir, wie Glut an Eiſen zehrt, Du ruhſt nicht, bis ich ſchlackenlos verklärt. Läßt Du von mir, bin ich ein Spiel, ein Spott; Mein Ich, erfüllt mit Dir, iſt ſelber Gott. Meinem Bruder Julius. 1880. Muſenalmanach für 1881. Aus einem Stamm entſproſſen, Von einer Erde genährt, Auf Leben und Tod Genoſſen, Von einer Gluth verklärt — So ſtehen wir beieinander Schulter an Schulter gelehnt, So führen wir aus ſelbander, Was jeder von uns erſehnt. Ohne Dich, Du lodernd Feuer, Erſtarrte mir Hirn und Blut, — Aus der Hand ſänk’ mir das Steuer, Spräch’ mir Dein Mund nicht Muth. Ja, wir gehören zuſammen, Wie Wind und Wellenſchlag, Wie Himmel und Sternenflammen, Wie der Wald und der ſchäumende Bach. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0205" n="187"/> <fw place="top" type="header">Heinrich Hart.</fw><lb/> <lg n="13"> <l>Mein Ich hört nur den Schrei der eignen Noth,</l><lb/> <l>Du hörſt in mir der Liebe Allgebot.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Mein Ich ſieht nur den Glimmer, nur den Schein,</l><lb/> <l>Du ſiehſt in mir ins Herz der Welt hinein.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Mein Ich fühlt nur, was ſchmeichelnd ihm behagt,</l><lb/> <l>Du fühlſt in mir, was ſich zu opfern wagt.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Du zehrſt an mir, wie Glut an Eiſen zehrt,</l><lb/> <l>Du ruhſt nicht, bis ich ſchlackenlos verklärt.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Läßt Du von mir, bin ich ein Spiel, ein Spott;</l><lb/> <l>Mein Ich, erfüllt mit Dir, iſt ſelber Gott.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Meinem Bruder Julius.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">1880. Muſenalmanach für 1881.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Aus einem Stamm entſproſſen,</l><lb/> <l>Von einer Erde genährt,</l><lb/> <l>Auf Leben und Tod Genoſſen,</l><lb/> <l>Von einer Gluth verklärt —</l><lb/> <l>So ſtehen wir beieinander</l><lb/> <l>Schulter an Schulter gelehnt,</l><lb/> <l>So führen wir aus ſelbander,</l><lb/> <l>Was jeder von uns erſehnt.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ohne Dich, Du lodernd Feuer,</l><lb/> <l>Erſtarrte mir Hirn und Blut, —</l><lb/> <l>Aus der Hand ſänk’ mir das Steuer,</l><lb/> <l>Spräch’ mir Dein Mund nicht Muth.</l><lb/> <l>Ja, wir gehören zuſammen,</l><lb/> <l>Wie Wind und Wellenſchlag,</l><lb/> <l>Wie Himmel und Sternenflammen,</l><lb/> <l>Wie der Wald und der ſchäumende Bach.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0205]
Heinrich Hart.
Mein Ich hört nur den Schrei der eignen Noth,
Du hörſt in mir der Liebe Allgebot.
Mein Ich ſieht nur den Glimmer, nur den Schein,
Du ſiehſt in mir ins Herz der Welt hinein.
Mein Ich fühlt nur, was ſchmeichelnd ihm behagt,
Du fühlſt in mir, was ſich zu opfern wagt.
Du zehrſt an mir, wie Glut an Eiſen zehrt,
Du ruhſt nicht, bis ich ſchlackenlos verklärt.
Läßt Du von mir, bin ich ein Spiel, ein Spott;
Mein Ich, erfüllt mit Dir, iſt ſelber Gott.
Meinem Bruder Julius.
1880. Muſenalmanach für 1881.
Aus einem Stamm entſproſſen,
Von einer Erde genährt,
Auf Leben und Tod Genoſſen,
Von einer Gluth verklärt —
So ſtehen wir beieinander
Schulter an Schulter gelehnt,
So führen wir aus ſelbander,
Was jeder von uns erſehnt.
Ohne Dich, Du lodernd Feuer,
Erſtarrte mir Hirn und Blut, —
Aus der Hand ſänk’ mir das Steuer,
Spräch’ mir Dein Mund nicht Muth.
Ja, wir gehören zuſammen,
Wie Wind und Wellenſchlag,
Wie Himmel und Sternenflammen,
Wie der Wald und der ſchäumende Bach.
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