Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Karl August Hückinghaus. Sehnsucht. Originalbeitrag. Mich faßte der Sehnsucht Fieber, Ich hebe mein Haupt vom Pfühl -- Es geht durch die stille Kammer Der Sommernacht Odem schwül -- Mir ist, als müßtest du kommen, Du, die mir die Seele genommen Und die mir das Herz berauscht, Mich faßte der Sehnsucht Fieber, Ich hebe mein Haupt vom Pfühl. Ich starre in's tiefe Dunkel Mit Augen, gluthentfacht, Mir ist es, als müßte mir wallen Deiner Locken braundunkele Nacht Um meine brennenden Wangen, Als müßte mich weich umfangen Dein lilienweißer Arm; Mich faßte der Sehnsucht Fieber, Ich starre hinaus in die Nacht. Ich breite nach Dir die Arme, Als wollt' ich Dich an mich zieh'n, Mir ist es, als ob ich müßte Zu deinen Füßen knie'n, Als müßtest im Arm du mir liegen, Und wonnig sich an mich schmiegen Dein liebes Mädchengesicht. Mich faßte der Sehnsucht Fieber, Die Arme breit ich nach dir. Da plötzlich erbebt meine Seele, Mein Schrei durchzittert die Luft: Und Weinende seh' ich wallen, Und öffnen sich eine Gruft, Karl Auguſt Hückinghaus. Sehnſucht. Originalbeitrag. Mich faßte der Sehnſucht Fieber, Ich hebe mein Haupt vom Pfühl — Es geht durch die ſtille Kammer Der Sommernacht Odem ſchwül — Mir iſt, als müßteſt du kommen, Du, die mir die Seele genommen Und die mir das Herz berauſcht, Mich faßte der Sehnſucht Fieber, Ich hebe mein Haupt vom Pfühl. Ich ſtarre in’s tiefe Dunkel Mit Augen, gluthentfacht, Mir iſt es, als müßte mir wallen Deiner Locken braundunkele Nacht Um meine brennenden Wangen, Als müßte mich weich umfangen Dein lilienweißer Arm; Mich faßte der Sehnſucht Fieber, Ich ſtarre hinaus in die Nacht. Ich breite nach Dir die Arme, Als wollt’ ich Dich an mich zieh’n, Mir iſt es, als ob ich müßte Zu deinen Füßen knie’n, Als müßteſt im Arm du mir liegen, Und wonnig ſich an mich ſchmiegen Dein liebes Mädchengeſicht. Mich faßte der Sehnſucht Fieber, Die Arme breit ich nach dir. Da plötzlich erbebt meine Seele, Mein Schrei durchzittert die Luft: Und Weinende ſeh’ ich wallen, Und öffnen ſich eine Gruft, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="128" facs="#f0146"/> <fw type="header" place="top">Karl Auguſt Hückinghaus.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sehnſucht.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Mich faßte der Sehnſucht Fieber,</l><lb/> <l>Ich hebe mein Haupt vom Pfühl —</l><lb/> <l>Es geht durch die ſtille Kammer</l><lb/> <l>Der Sommernacht Odem ſchwül —</l><lb/> <l>Mir iſt, als müßteſt du kommen,</l><lb/> <l>Du, die mir die Seele genommen</l><lb/> <l>Und die mir das Herz berauſcht,</l><lb/> <l>Mich faßte der Sehnſucht Fieber,</l><lb/> <l>Ich hebe mein Haupt vom Pfühl.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich ſtarre in’s tiefe Dunkel</l><lb/> <l>Mit Augen, gluthentfacht,</l><lb/> <l>Mir iſt es, als müßte mir wallen</l><lb/> <l>Deiner Locken braundunkele Nacht</l><lb/> <l>Um meine brennenden Wangen,</l><lb/> <l>Als müßte mich weich umfangen</l><lb/> <l>Dein lilienweißer Arm;</l><lb/> <l>Mich faßte der Sehnſucht Fieber,</l><lb/> <l>Ich ſtarre hinaus in die Nacht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ich breite nach Dir die Arme,</l><lb/> <l>Als wollt’ ich Dich an mich zieh’n,</l><lb/> <l>Mir iſt es, als ob ich müßte</l><lb/> <l>Zu deinen Füßen knie’n,</l><lb/> <l>Als müßteſt im Arm du mir liegen,</l><lb/> <l>Und wonnig ſich an mich ſchmiegen</l><lb/> <l>Dein liebes Mädchengeſicht.</l><lb/> <l>Mich faßte der Sehnſucht Fieber,</l><lb/> <l>Die Arme breit ich nach dir.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Da plötzlich erbebt meine Seele,</l><lb/> <l>Mein Schrei durchzittert die Luft:</l><lb/> <l>Und Weinende ſeh’ ich wallen,</l><lb/> <l>Und öffnen ſich eine Gruft,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0146]
Karl Auguſt Hückinghaus.
Sehnſucht.
Originalbeitrag.
Mich faßte der Sehnſucht Fieber,
Ich hebe mein Haupt vom Pfühl —
Es geht durch die ſtille Kammer
Der Sommernacht Odem ſchwül —
Mir iſt, als müßteſt du kommen,
Du, die mir die Seele genommen
Und die mir das Herz berauſcht,
Mich faßte der Sehnſucht Fieber,
Ich hebe mein Haupt vom Pfühl.
Ich ſtarre in’s tiefe Dunkel
Mit Augen, gluthentfacht,
Mir iſt es, als müßte mir wallen
Deiner Locken braundunkele Nacht
Um meine brennenden Wangen,
Als müßte mich weich umfangen
Dein lilienweißer Arm;
Mich faßte der Sehnſucht Fieber,
Ich ſtarre hinaus in die Nacht.
Ich breite nach Dir die Arme,
Als wollt’ ich Dich an mich zieh’n,
Mir iſt es, als ob ich müßte
Zu deinen Füßen knie’n,
Als müßteſt im Arm du mir liegen,
Und wonnig ſich an mich ſchmiegen
Dein liebes Mädchengeſicht.
Mich faßte der Sehnſucht Fieber,
Die Arme breit ich nach dir.
Da plötzlich erbebt meine Seele,
Mein Schrei durchzittert die Luft:
Und Weinende ſeh’ ich wallen,
Und öffnen ſich eine Gruft,
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Zitationshilfe: | Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/146>, abgerufen am 01.03.2025. |