Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Hermann Conradi. Wiedergeburt. Originalbeitrag. Fall' ab von mir, du gottverfluchte Sünde, Fall' ab von mir wie mürber Blätter Spreu, Auf daß die Welt ich endlich überwinde -- Auf daß ich endlich -- endlich Frieden finde! Erhebe dich, du trotzig starker Leu Der Weltentsagung -- recke dich empor, Zerbrich die Schranke, die dich hält, in Splitter! Ihr Osterwinde rauscht, ein Feierchor! Aufsprang mir der Erkenntniß Freiheitsthor: Entsagt hab' ich jedwedem Tand und Flitter! Anathem! Originalbeitrag. In flammender Empörung Sprech' ich der Lüge Hohn: Und wenn du tausend Nacken beugst Und tausend Sclavenseelen säugst Mit feilem Judaslohn: Ich trotze deinen Jochen! Ich hab' den Bann zerbrochen -- Ich hab' mich freigesprochen: Ich bin der Freiheit Sohn! Was gestern noch geblühet ... Originalbeitrag. Was gestern noch geblühet, Ist heute schon verdorrt, Und was du jüngst mir zugeraunt, Verklungen ist das Wort! Verrauscht ist sie, die Stunde, Wo dich mein Arm umfing -- Wo lustberauscht mein Flammenblick An deinem Antlitz hing! Hermann Conradi. Wiedergeburt. Originalbeitrag. Fall’ ab von mir, du gottverfluchte Sünde, Fall’ ab von mir wie mürber Blätter Spreu, Auf daß die Welt ich endlich überwinde — Auf daß ich endlich — endlich Frieden finde! Erhebe dich, du trotzig ſtarker Leu Der Weltentſagung — recke dich empor, Zerbrich die Schranke, die dich hält, in Splitter! Ihr Oſterwinde rauſcht, ein Feierchor! Aufſprang mir der Erkenntniß Freiheitsthor: Entſagt hab’ ich jedwedem Tand und Flitter! Anathem! Originalbeitrag. In flammender Empörung Sprech’ ich der Lüge Hohn: Und wenn du tauſend Nacken beugſt Und tauſend Sclavenſeelen ſäugſt Mit feilem Judaslohn: Ich trotze deinen Jochen! Ich hab’ den Bann zerbrochen — Ich hab’ mich freigeſprochen: Ich bin der Freiheit Sohn! Was geſtern noch geblühet … Originalbeitrag. Was geſtern noch geblühet, Iſt heute ſchon verdorrt, Und was du jüngſt mir zugeraunt, Verklungen iſt das Wort! Verrauſcht iſt ſie, die Stunde, Wo dich mein Arm umfing — Wo luſtberauſcht mein Flammenblick An deinem Antlitz hing! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0118" n="100"/> <fw place="top" type="header">Hermann Conradi.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wiedergeburt.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Fall’ ab von mir, du gottverfluchte Sünde,</l><lb/> <l>Fall’ ab von mir wie mürber Blätter Spreu,</l><lb/> <l>Auf daß die Welt ich endlich überwinde —</l><lb/> <l>Auf daß ich endlich — endlich Frieden finde!</l><lb/> <l>Erhebe dich, du trotzig ſtarker Leu</l><lb/> <l>Der Weltentſagung — recke dich empor,</l><lb/> <l>Zerbrich die Schranke, die dich hält, in Splitter!</l><lb/> <l>Ihr Oſterwinde rauſcht, ein Feierchor!</l><lb/> <l>Aufſprang mir der Erkenntniß Freiheitsthor:</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Entſagt hab’ ich jedwedem Tand und Flitter</hi>!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Anathem</hi>!</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In flammender Empörung</l><lb/> <l>Sprech’ ich der <hi rendition="#g">Lüge</hi> Hohn:</l><lb/> <l>Und wenn du tauſend Nacken beugſt</l><lb/> <l>Und tauſend Sclavenſeelen ſäugſt</l><lb/> <l>Mit feilem Judaslohn:</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ich</hi> trotze deinen Jochen!</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ich</hi> hab’ den Bann zerbrochen —</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ich</hi> hab’ mich freigeſprochen:</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ich bin der Freiheit Sohn</hi>!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Was geſtern noch geblühet …</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was geſtern noch geblühet,</l><lb/> <l>Iſt heute ſchon verdorrt,</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und was du jüngſt mir zugeraunt,</l><lb/> <l>Verklungen iſt das Wort!</l><lb/> <l>Verrauſcht iſt ſie, die Stunde,</l><lb/> <l>Wo dich mein Arm umfing —</l><lb/> <l>Wo luſtberauſcht mein Flammenblick</l><lb/> <l>An deinem Antlitz hing!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0118]
Hermann Conradi.
Wiedergeburt.
Originalbeitrag.
Fall’ ab von mir, du gottverfluchte Sünde,
Fall’ ab von mir wie mürber Blätter Spreu,
Auf daß die Welt ich endlich überwinde —
Auf daß ich endlich — endlich Frieden finde!
Erhebe dich, du trotzig ſtarker Leu
Der Weltentſagung — recke dich empor,
Zerbrich die Schranke, die dich hält, in Splitter!
Ihr Oſterwinde rauſcht, ein Feierchor!
Aufſprang mir der Erkenntniß Freiheitsthor:
Entſagt hab’ ich jedwedem Tand und Flitter!
Anathem!
Originalbeitrag.
In flammender Empörung
Sprech’ ich der Lüge Hohn:
Und wenn du tauſend Nacken beugſt
Und tauſend Sclavenſeelen ſäugſt
Mit feilem Judaslohn:
Ich trotze deinen Jochen!
Ich hab’ den Bann zerbrochen —
Ich hab’ mich freigeſprochen:
Ich bin der Freiheit Sohn!
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Was geſtern noch geblühet,
Iſt heute ſchon verdorrt,
Und was du jüngſt mir zugeraunt,
Verklungen iſt das Wort!
Verrauſcht iſt ſie, die Stunde,
Wo dich mein Arm umfing —
Wo luſtberauſcht mein Flammenblick
An deinem Antlitz hing!
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