Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Hermann Conradi. (Arminius Costo.) Pygmäen. Originalbeitrag. Die Zeit ist todt, da große Helden schufen, Die mit der Fackel der Begeisterung, Mit kühn erhabenem Gedankenschwung Des Lebens florumhüllte Stufen Und weiter -- weiter bis zum Gipfel klommen, Wo ihnen vor den sehgewalt'gen Blicken Jach barst der Vorhang mitten in zwei Stücken -- Wo über sie der Friede dann gekommen! Die Zeit ist todt -- die Zeit der großen Seelen -- Wir sind ein ärmlich Volk nur von Pygmäen, ... Die sich mit ihrer Afterweisheit frevelnd blähen Und dreist sich mit der Lüge Schmutz vermählen -- Mit jener Lüge, die da Prunk und Kronen Um leere Schädel flicht -- um schmale Stirnen Das Diadem der Gottentstammtheit schlingt -- Die Weihrauchduft ohnmächt'gen Götzen bringt! Was wir vollbringen, thun wir nach Schablonen, Und uns're Herzen schrei'n nach Gold und Dirnen -- Und Keinen giebt's, der tief im Herzen trüge Den Haß, der aufflammt gegen diese Lüge -- Wir knieen Alle vor den Götzen nieder Und singen unserer Freiheit Sterbelieder! Hermann Conradi. (Arminius Costo.) Pygmäen. Originalbeitrag. Die Zeit iſt todt, da große Helden ſchufen, Die mit der Fackel der Begeiſterung, Mit kühn erhabenem Gedankenſchwung Des Lebens florumhüllte Stufen Und weiter — weiter bis zum Gipfel klommen, Wo ihnen vor den ſehgewalt’gen Blicken Jach barſt der Vorhang mitten in zwei Stücken — Wo über ſie der Friede dann gekommen! Die Zeit iſt todt — die Zeit der großen Seelen — Wir ſind ein ärmlich Volk nur von Pygmäen, … Die ſich mit ihrer Afterweisheit frevelnd blähen Und dreiſt ſich mit der Lüge Schmutz vermählen — Mit jener Lüge, die da Prunk und Kronen Um leere Schädel flicht — um ſchmale Stirnen Das Diadem der Gottentſtammtheit ſchlingt — Die Weihrauchduft ohnmächt’gen Götzen bringt! Was wir vollbringen, thun wir nach Schablonen, Und unſ’re Herzen ſchrei’n nach Gold und Dirnen — Und Keinen giebt’s, der tief im Herzen trüge Den Haß, der aufflammt gegen dieſe Lüge — Wir knieen Alle vor den Götzen nieder Und ſingen unſerer Freiheit Sterbelieder! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0109" n="[91]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Hermann Conradi.</hi><lb/> <hi rendition="#aq">(Arminius Costo.)</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Pygmäen</hi>.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Zeit iſt todt, da große Helden ſchufen,</l><lb/> <l>Die mit der Fackel der Begeiſterung,</l><lb/> <l>Mit kühn erhabenem Gedankenſchwung</l><lb/> <l>Des Lebens florumhüllte Stufen</l><lb/> <l>Und weiter — weiter bis zum Gipfel klommen,</l><lb/> <l>Wo ihnen vor den ſehgewalt’gen Blicken</l><lb/> <l>Jach barſt der Vorhang mitten in zwei Stücken —</l><lb/> <l>Wo über ſie der Friede dann gekommen!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die Zeit iſt todt — die Zeit der großen Seelen —</l><lb/> <l>Wir ſind ein ärmlich Volk nur von Pygmäen, …</l><lb/> <l>Die ſich mit ihrer Afterweisheit frevelnd blähen</l><lb/> <l>Und dreiſt ſich mit der Lüge Schmutz vermählen —</l><lb/> <l>Mit jener Lüge, die da Prunk und Kronen</l><lb/> <l>Um leere Schädel flicht — um ſchmale Stirnen</l><lb/> <l>Das Diadem der Gottentſtammtheit ſchlingt —</l><lb/> <l>Die Weihrauchduft ohnmächt’gen Götzen bringt!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Was wir vollbringen, thun wir nach Schablonen,</l><lb/> <l>Und unſ’re Herzen ſchrei’n nach Gold und Dirnen —</l><lb/> <l>Und Keinen giebt’s, der tief im Herzen trüge</l><lb/> <l>Den <hi rendition="#g">Haß</hi>, der aufflammt gegen dieſe Lüge —</l><lb/> <l>Wir knieen <hi rendition="#g">Alle</hi> vor den Götzen nieder</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Und ſingen unſerer Freiheit Sterbelieder</hi>!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [[91]/0109]
Hermann Conradi.
(Arminius Costo.)
Pygmäen.
Originalbeitrag.
Die Zeit iſt todt, da große Helden ſchufen,
Die mit der Fackel der Begeiſterung,
Mit kühn erhabenem Gedankenſchwung
Des Lebens florumhüllte Stufen
Und weiter — weiter bis zum Gipfel klommen,
Wo ihnen vor den ſehgewalt’gen Blicken
Jach barſt der Vorhang mitten in zwei Stücken —
Wo über ſie der Friede dann gekommen!
Die Zeit iſt todt — die Zeit der großen Seelen —
Wir ſind ein ärmlich Volk nur von Pygmäen, …
Die ſich mit ihrer Afterweisheit frevelnd blähen
Und dreiſt ſich mit der Lüge Schmutz vermählen —
Mit jener Lüge, die da Prunk und Kronen
Um leere Schädel flicht — um ſchmale Stirnen
Das Diadem der Gottentſtammtheit ſchlingt —
Die Weihrauchduft ohnmächt’gen Götzen bringt!
Was wir vollbringen, thun wir nach Schablonen,
Und unſ’re Herzen ſchrei’n nach Gold und Dirnen —
Und Keinen giebt’s, der tief im Herzen trüge
Den Haß, der aufflammt gegen dieſe Lüge —
Wir knieen Alle vor den Götzen nieder
Und ſingen unſerer Freiheit Sterbelieder!
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