Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Friedrich Adler. Laß mir die Seele frei von Bitterniß, Daß mir immer traut und verständlich Die Sprache sei, Die der Mai spricht, Daß keine Rose vergebens Den köstlichen Hauch mir entgegenwehe, Kein Lied, Das freier Kehle wirbelnd entsteigt, Ungehört an das Ohr mir schlage ... Laß mir die Seele frei von Neid, Laß mich glücklichere Lippen Schlürfen seh'n der Freude Labetrunk Und dann ruhig zurückkehren Unter die Last der Arbeit, In den eisernen Dienst der Pflicht. Ade! Originalbeitrag. Ade! Du schreitest zum Altare, Zu schließen froh das frohe Band, Und ich, vertraut dir manche Jahre, Seh' stumm sich fügen Hand in Hand Aus meinen Lippen weicht das Blut, Im Herzen zuckt empor das Weh, -- Sei still da drin ... Es ist so gut -- Ade! Es ist so gut. Ob auch mein Streben Sich nur um deinen Beifall hob, Ob, was die Muse eingegeben, Für dein Ohr ich zu Liedern wob. Das Leben braucht der festen Hand, Der Weg, den ich, der Träumer geh', Trägt Unkraut nur und Flittertand, -- Ade! Friedrich Adler. Laß mir die Seele frei von Bitterniß, Daß mir immer traut und verſtändlich Die Sprache ſei, Die der Mai ſpricht, Daß keine Roſe vergebens Den köſtlichen Hauch mir entgegenwehe, Kein Lied, Das freier Kehle wirbelnd entſteigt, Ungehört an das Ohr mir ſchlage … Laß mir die Seele frei von Neid, Laß mich glücklichere Lippen Schlürfen ſeh’n der Freude Labetrunk Und dann ruhig zurückkehren Unter die Laſt der Arbeit, In den eiſernen Dienſt der Pflicht. Ade! Originalbeitrag. Ade! Du ſchreiteſt zum Altare, Zu ſchließen froh das frohe Band, Und ich, vertraut dir manche Jahre, Seh’ ſtumm ſich fügen Hand in Hand Aus meinen Lippen weicht das Blut, Im Herzen zuckt empor das Weh, — Sei ſtill da drin … Es iſt ſo gut — Ade! Es iſt ſo gut. Ob auch mein Streben Sich nur um deinen Beifall hob, Ob, was die Muſe eingegeben, Für dein Ohr ich zu Liedern wob. Das Leben braucht der feſten Hand, Der Weg, den ich, der Träumer geh’, Trägt Unkraut nur und Flittertand, — Ade! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0105" n="87"/> <fw place="top" type="header">Friedrich Adler.</fw><lb/> <lg n="4"> <l>Laß mir die Seele frei von Bitterniß,</l><lb/> <l>Daß mir immer traut und verſtändlich</l><lb/> <l>Die Sprache ſei,</l><lb/> <l>Die der Mai ſpricht,</l><lb/> <l>Daß keine Roſe vergebens</l><lb/> <l>Den köſtlichen Hauch mir entgegenwehe,</l><lb/> <l>Kein Lied,</l><lb/> <l>Das freier Kehle wirbelnd entſteigt,</l><lb/> <l>Ungehört an das Ohr mir ſchlage …</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Laß mir die Seele frei von Neid,</l><lb/> <l>Laß mich glücklichere Lippen</l><lb/> <l>Schlürfen ſeh’n der Freude Labetrunk</l><lb/> <l>Und dann ruhig zurückkehren</l><lb/> <l>Unter die Laſt der Arbeit,</l><lb/> <l>In den eiſernen Dienſt der Pflicht.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Ade!</hi> </hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ade! Du ſchreiteſt zum Altare,</l><lb/> <l>Zu ſchließen froh das frohe Band,</l><lb/> <l>Und ich, vertraut dir manche Jahre,</l><lb/> <l>Seh’ ſtumm ſich fügen Hand in Hand</l><lb/> <l>Aus meinen Lippen weicht das Blut,</l><lb/> <l>Im Herzen zuckt empor das Weh, —</l><lb/> <l>Sei ſtill da drin … Es iſt ſo gut —</l><lb/> <l>Ade!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es iſt ſo gut. Ob auch mein Streben</l><lb/> <l>Sich nur um deinen Beifall hob,</l><lb/> <l>Ob, was die Muſe eingegeben,</l><lb/> <l>Für <hi rendition="#g">dein</hi> Ohr ich zu Liedern wob.</l><lb/> <l>Das Leben braucht der feſten Hand,</l><lb/> <l>Der Weg, den ich, der Träumer geh’,</l><lb/> <l>Trägt Unkraut nur und Flittertand, —</l><lb/> <l>Ade!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0105]
Friedrich Adler.
Laß mir die Seele frei von Bitterniß,
Daß mir immer traut und verſtändlich
Die Sprache ſei,
Die der Mai ſpricht,
Daß keine Roſe vergebens
Den köſtlichen Hauch mir entgegenwehe,
Kein Lied,
Das freier Kehle wirbelnd entſteigt,
Ungehört an das Ohr mir ſchlage …
Laß mir die Seele frei von Neid,
Laß mich glücklichere Lippen
Schlürfen ſeh’n der Freude Labetrunk
Und dann ruhig zurückkehren
Unter die Laſt der Arbeit,
In den eiſernen Dienſt der Pflicht.
Ade!
Originalbeitrag.
Ade! Du ſchreiteſt zum Altare,
Zu ſchließen froh das frohe Band,
Und ich, vertraut dir manche Jahre,
Seh’ ſtumm ſich fügen Hand in Hand
Aus meinen Lippen weicht das Blut,
Im Herzen zuckt empor das Weh, —
Sei ſtill da drin … Es iſt ſo gut —
Ade!
Es iſt ſo gut. Ob auch mein Streben
Sich nur um deinen Beifall hob,
Ob, was die Muſe eingegeben,
Für dein Ohr ich zu Liedern wob.
Das Leben braucht der feſten Hand,
Der Weg, den ich, der Träumer geh’,
Trägt Unkraut nur und Flittertand, —
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