Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874. Dusterer. J hon g'meint, es reut Dich! -- (An der Thüre.) Grillhofer, es steht geschrieben: ich will nicht den Tod des Sünders! -- J schau D'r schon morgen nach! Grillhofer (ungeduldig). No moch nur heunt no furt -- allan will ich sein! (Sinkt in seine frühere Stellung zurück.) Dusterer (hat die Thüre geöffnet, bleibt aber an derselben stehen und blickt nach Grillhofer). Teufi, s'gute Auskäma hat ein End', und mit ihm selber steht's wohl schlecht, -- mit muß er mir morg'n, sunst war Alles verschütt'. Furt schlepp ih'n und wann's ihm glei an's Leben gang, s'Andere wird scho der liebe Gott geb'n! -- Wie ich mir'n betracht, af d'Hinterfüß stellt er sich wohl net! Dazu no d'heutig Nacht koan Aug'n zu. J hon's schon g'wunna. Selb'n hon ich a kein Schlof, ich schleich lieber bis Fruh da um sein' ...... um mein Hof, um mein Hof. (Schlüpft zur Thüre hinaus, die er leise hinter sich schließt.) Vierte Scene. Melodramm. (Leise beginnt die Musik das Bußlied aus dem ersten Akt aufzunehmen, und begleitet damit variirt den folgenden Monolog.) Grillhofer (erhebt den Kopf). Viel tausend und tausend Meilen gehen rund um die Erd' -- -- können viel hundert zwischen mir und mein Kind liegen, -- oder kann mer ganz nah' sein und ich weiß's net! -- -- (Steht langsam auf, mit gefalteten Händen.) O himmlischer Voda! Wann's neamer lebt, -- -- so laß a mich net so allan herumkriechen af der Welt, -- und wann's in Unehr aufg'wachsen is, so bitt ich Dich -- -- laß mich's net d'erleb'n! -- Himmlischer Herr, ich überheb mich net, aber wann'd a End mit mir machen wolltst -- -- es war' wohl s'Gscheideste! -- -- Und wann's vielleicht hizt in der nämlich Stund, wo ich zu Dir bitt', -- aufschreit in Sünd und Nöthen -- so hör auf mi -- verstopf Dein Ohr -- wann's sein Dasein reut und sein Vatern verflucht!! -- (Die Musik bricht mit einem starken Accord ab.) Grillhofer (ist zum Fenster gewankt, das er aufreißt und sinkt jetzt auf einen davor stehenden Stuhl). Luft!!! (Kleine Pause) Duſterer. J hon g’meint, es reut Dich! — (An der Thüre.) Grillhofer, es ſteht geſchrieben: ich will nicht den Tod des Sünders! — J ſchau D’r ſchon morgen nach! Grillhofer (ungeduldig). No moch nur heunt no furt — allan will ich ſein! (Sinkt in ſeine frühere Stellung zurück.) Duſterer (hat die Thüre geöffnet, bleibt aber an derſelben ſtehen und blickt nach Grillhofer). Teufi, s’gute Auskäma hat ein End’, und mit ihm ſelber ſteht’s wohl ſchlecht, — mit muß er mir morg’n, ſunſt war Alles verſchütt’. Furt ſchlepp ih’n und wann’s ihm glei an’s Leben gang, s’Andere wird ſcho der liebe Gott geb’n! — Wie ich mir’n betracht, af d’Hinterfüß ſtellt er ſich wohl net! Dazu no d’heutig Nacht koan Aug’n zu. J hon’s ſchon g’wunna. Selb’n hon ich a kein Schlof, ich ſchleich lieber bis Fruh da um ſein’ ...... um mein Hof, um mein Hof. (Schlüpft zur Thüre hinaus, die er leiſe hinter ſich ſchließt.) Vierte Scene. Melodramm. (Leiſe beginnt die Muſik das Bußlied aus dem erſten Akt aufzunehmen, und begleitet damit variirt den folgenden Monolog.) Grillhofer (erhebt den Kopf). Viel tauſend und tauſend Meilen gehen rund um die Erd’ — — können viel hundert zwiſchen mir und mein Kind liegen, — oder kann mer ganz nah’ ſein und ich weiß’s net! — — (Steht langſam auf, mit gefalteten Händen.) O himmliſcher Voda! Wann’s neamer lebt, — — ſo laß a mich net ſo allan herumkriechen af der Welt, — und wann’s in Unehr aufg’wachſen is, ſo bitt ich Dich — — laß mich’s net d’erleb’n! — Himmliſcher Herr, ich überheb mich net, aber wann’d a End mit mir machen wolltſt — — es war’ wohl s’Gſcheideſte! — — Und wann’s vielleicht hizt in der nämlich Stund, wo ich zu Dir bitt’, — aufſchreit in Sünd und Nöthen — ſo hör auf mi — verſtopf Dein Ohr — wann’s ſein Daſein reut und ſein Vatern verflucht!! — (Die Muſik bricht mit einem ſtarken Accord ab.) 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Grillhofer (ungeduldig). No moch nur heunt no furt —
allan will ich ſein! (Sinkt in ſeine frühere Stellung zurück.)
Duſterer (hat die Thüre geöffnet, bleibt aber an derſelben ſtehen und blickt
nach Grillhofer). Teufi, s’gute Auskäma hat ein End’, und mit
ihm ſelber ſteht’s wohl ſchlecht, — mit muß er mir morg’n,
ſunſt war Alles verſchütt’. Furt ſchlepp ih’n und wann’s ihm
glei an’s Leben gang, s’Andere wird ſcho der liebe Gott
geb’n! — Wie ich mir’n betracht, af d’Hinterfüß ſtellt er ſich
wohl net! Dazu no d’heutig Nacht koan Aug’n zu. J hon’s
ſchon g’wunna. Selb’n hon ich a kein Schlof, ich ſchleich lieber
bis Fruh da um ſein’ ...... um mein Hof, um mein
Hof. (Schlüpft zur Thüre hinaus, die er leiſe hinter ſich ſchließt.)
Vierte Scene.
Melodramm.
(Leiſe beginnt die Muſik das Bußlied aus dem erſten Akt aufzunehmen, und begleitet
damit variirt den folgenden Monolog.)
Grillhofer (erhebt den Kopf). Viel tauſend und tauſend Meilen
gehen rund um die Erd’ — — können viel hundert zwiſchen
mir und mein Kind liegen, — oder kann mer ganz nah’ ſein
und ich weiß’s net! — — (Steht langſam auf, mit gefalteten Händen.)
O himmliſcher Voda! Wann’s neamer lebt, — — ſo laß
a mich net ſo allan herumkriechen af der Welt, — und
wann’s in Unehr aufg’wachſen is, ſo bitt ich Dich — —
laß mich’s net d’erleb’n! — Himmliſcher Herr, ich überheb
mich net, aber wann’d a End mit mir machen wolltſt — —
es war’ wohl s’Gſcheideſte! — — Und wann’s vielleicht hizt
in der nämlich Stund, wo ich zu Dir bitt’, — aufſchreit in
Sünd und Nöthen — ſo hör auf mi — verſtopf Dein Ohr
— wann’s ſein Daſein reut und ſein Vatern verflucht!! —
(Die Muſik bricht mit einem ſtarken Accord ab.)
Grillhofer (iſt zum Fenſter gewankt, das er aufreißt und ſinkt jetzt auf
einen davor ſtehenden Stuhl). Luft!!!
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